Wir gehen wieder mit Edwin wandern. Wo wir landen werden, wissen wir nicht, aber an irgendeinem schönen Ort. Und, soviel sei gespoilert, heute war es ein wirklich schöner Ort. Wanderrouten planen ist hier ziemlich schwierig, weil viele Wege Privatgrund sind. Anscheinend verkauft der Staat einfach große Teile an Territorien, samt Wegen Flüssen und Bergen an Privatpersonen. Und die können dort dann entweder einen Zaun hinstellen, dass man einfach nicht mehr durchkann, oder Geld verlangen, dass sie einen durchlassen. Gefährlich ist das nicht, aber sehr nervig.
Mit Edwin als Tourguide fühlen wir uns aber super aufgehoben. Beim ersten Weg haben wir Pech, er endet an einem hohen Zaun. Also zurück an die letzte Gabelung, anderen Weg versuchen. Diesmal haben wir Glück, er führt an der anderen Seite von besagtem Zaun vorbei und weiter. Warum es den Zaun dann überhaupt gibt sei dahingestellt.
Über Wiesen kommen wir schließlich zum Wald und zu einem Fluss. Der Waldweg schlängelt sich am Fluss entlang durch den Nebelwald – wunderschön. Und nach einer Wegbiegung erwartet uns schließlich eine Überraschung: Ein Wasserfall. Klein, aber glasklar und idyllisch, mitten im Wald. Wir wandern weiter, der Weg schlängelt sich am Bach entlang und kreuzt ihn, doch es gibt immer Steine zum balancieren. Wir sind sicher nicht die ersten hier, den irgendwelche klugen Menschen haben an den rutschigen Felsen Seile befestigt. Die helfen eindeutig. Gut, dass wir ein wenig klettern können. Wir finden noch einige andere Wasserfälle, jeder ein bisschen größer als der andere. Am Flussufer stehen große blaue Tonnen, Edwin erklärt, dass das Wasserfilter sind. Der ganze Müll sammelt sich in der Tonne, das Wasser fließt weiter. Funktioniert gut, bist auf die Tatsache, dass sie anscheinend nie ausgeleert werden.
Nach einer weiteren kurzen Kletteretappe entfahren uns schließlich der Reihe nach “Wow”-Rufe. Ein wunderschöner hoher Wasserfall mit einem Steinbecken am Ende markiert vorerst das Ende unserer Reise. Hier bleiben wir. Es gibt Bananen, Brot und Orangensaft als Picknick. Felix packt die Drohne aus und filmt. Das ist ziemlich riskant mit der Drohne um den Wasserfall zu fliegen weil Absturzgefahr, aber beschert uns die besten Bilder ever. Und weil der Wasserfall so verlockend ist und wir wegen des Nieselregens eh schon nass sind, hüpfen wir einfach in Unterwäsche ins Wasser. Nicht so kalt wie erwartet, aber nach einer Weile doch kalt. Aber eine tolle Massage, so ein Wasserfall. Und ein schönes Gefühl. Wir plantschen herum und fühlen uns wie im Paradies. Was es ja gewissermaßen auch ist. Ein verstecktes kleines Naturparadies, dass man nur mit Zufall, Glück und Edwin findet. Ich fühle mich irgendwie frei an diesem Ort, wo außer uns niemand ist. Und wahrscheinlich auch so schnell niemand hinkommt. Es ist wie ein kleines Geschenk der Natur, heute nur für uns.
Genug gebadet und gefilmt, wir steigen wieder ab. Das ist auch gut so, denn der Regen wird immer stärker. Nervig. Wir nehmen uns vor an einem sonnigen Tag wiederzukommen und etwas weiter zu wandern. Mal sehen was es dort noch so zu entdecken gibt? Heute jedenfalls kommen wir etwas nass in Salem an und wärmen uns erst mal auf. Die Katze kuschelt mich warm – oder will einfach nur Aufmerksamkeit.
Jedenfalls sitze ich jetzt trocken und happy an meinem Blog und hoffe, dass es noch mehr solche Tage gibt. Und dass sie uns nächstes Mal nicht von Zäunen oder Privatgrundbesitzern verdorben werden. Weils so gut in meine nachdenkliche Stimmung passt hier noch eine Leseempfehlung aus dem Blog von Felix. Er hats geschafft viele Gedanken in Worte zu fassen, die auch in meinem Kopf ihre Runden drehen und bis jetzt noch nicht den Weg in diesen Blog gefunden haben.
Und a propos Felix, der ruft gerade wir müssen noch die Hühner einsperren. Das haben wir vor lauter Wasserfällen und nachdenken vergessen, also wieder Hühnersuche um Dunkeln. Die Dinge beginnen sich zu wiederholen…
Hallo Julia. Das Training in der Tscheppaschlucht dürfte sich bezahlt gemacht haben. 🙂 Hoffentlich gibts in Ecuador einen Räuberteller. :-))
Eindeutig!! Ja hahaha werde mal auf die Suche gehen. Aber unsere Kolleg_innen hier lassen uns eh nach der Reihe alle typischen Gerichte durchprobieren, das ist gewissermaßen auch Räuberteller 🙂
Liebe Julia (julchen) ich freu mich riesig, von dir Nachricht aus equador zu erhalten! Wir wünschen dir alles Gute ! Kommst du in diesem einen Jahr einmal auch heim? Ich hab gestern mit deinem opa geplaudert.
Wir fliegen am 21. Nach Rumänien, vorher fährt ein hilfstransport runter. Bei der Verteilung dürfen wir dann auch dabei sein. Am Samstag fliegen wir wieder heim.
Liebe Grüsse bis zum nächsten Mal
Danke Hannelore! Ich komme erst nächstes Jahr im August wieder nach Österreich, dazwischen zahlt sichs nicht aus mit dem langen teuren Flug. Und ich möchte ja auch hier das Land kennenlernen. Freut mich zu hören, dass ihr nach Rumänien kommt und die ganzen Hilfsgüter auch, super.
glg