Der große Tag ist da, die Halloweenparty, für die wir so lange tanzen geübt haben. Außerdem haben wir fast einen ecuadorianischen Kostümwettbewerb gewonnen, obwohl wir das nicht vorhatten. Wir sind als Vampire verkleidet und ich finde ja, wir könnten in dem Aufzug fast als Sarah und Krolock von den Vereinigten Bühnen durchgehen. Mit ein bisschen mehr üben vielleicht. Oder so. Statt der roten Stiefel hab ich zwar nur einen roten Umhang und das mit den Schuhen war sowieso so eine Sache, aber dazu später mehr. Ihr merkt, ich hatte Spaß. Und ich habs genossen, wieder mal zu tanzen.

Zuerst geht es aber mal zu Eve und Fran nach Hause, dort verbringen wir den Tag. Die Finca zeigen sie uns ein ander Mal, aber im und rund ums Haus gibts auch viel zu tun. Wir helfen Bananen einzupacken, das sind diejenigen die nicht nach Europa exportiert werden können, weil sie so reif sind oder sonst einer EU-Richtlinie nicht entsprechen. Deswegen werden sie hier als Viehfutter verkauft. Der kleinen Kuh Bertita, darf ich gleich eine Banane geben, das schmeckt ihr. Dazwischen rennen Hühner herum, die glücklichsten Hühner der Welt, wie Fran sagt. Und eben eins dieser Hühner ist heute nicht ganz so glücklich in die Suppe gewandert. In der Küche riecht es wie früher bei meiner Oma auf dem Bauernhof, nach einer Kräutermischung und Basilikum. Jedes Mal, wenn ich den Raum betrete, fühle ich mich wieder ein bisschen zurückversetzt in meine Kindheit, als es bei Oma Hühnersuppe gegeben hat. Und tatsächlich schmeckt die Hühnersuppe hier auch ganz ähnnlich. Lecker. Das mit dem vegetarisch sein lasse ich mittlerweile bleiben, wenn ich wo eingeladen bin, weil ich nicht unhöflich sein möchte und es hier viel schwieriger ist vegetarisches Essen zu finden, als daheim. Außerdem wachsen die Hühner ja glücklich und frei am Hof auf. Das während dem Essen die Kollegin vom gekochten Huhn unter dem Tisch herumgackert, mutet zwar leicht makaber an, aber so ist das Bauernhofleben..

Später helfe ich Nati, Eves Schwester, im oberen Stock ein Fenster einzupassen. Das Haus hat nämlich einen wunderschönen neuen Aufbau aus Holz, der aber noch nicht ganz fertig ist. Stararchitektinnen werden Nati und ich glaub ich keine, aber das Fenster ist jetzt drin.

Dann wird auch schon der Tanz geprobt. Mit allen die mittanzen werden, Fran schätzt zuerst optimistisch auf 25 Leute, im Endeffekt sind wir um die 15. Von denen einige die Choreo noch nicht kennen. Wir hüpfen und üben und schwitzen und lachen, so lange bis alle die Schritte halbwegs intus haben.

Dann gehts mit viiieeeel Zeitverzug ans Fertigmachen für die Party. Ich bin die erste im fertigen Kostüm und fühle mich zu meiner Überraschung richtig wohl im Kleid. Hatte ewig keins mehr an. Bei den anderen Mädels dauert die Entscheidung länger. Eve, Fran und ihre Schwestern sind insgesamt 7 Mädels, was halt ganz praktisch ist, wenn man Outfits sucht. Und so nimmt das übrliche Pre-Party-Chaos seinen Lauf. Und ich hab keine sinnvollen Schuhe, außer meine blauen Sportschuhe. Schöne Schuhe hab ich nicht eingepackt und auch nicht gebraucht bist jetzt. Leider nutzt es da auch nichts, 7 Mädels zu haben die mir sofort Schuhe borgen würden, weil sie alle maximal Schuhgröße 37 haben und ich 39. Naja, dann eben keine sinnvollen Schuhe für Julia, dafür zumindest bequem. Dann machen wir uns auf die Suche nach Schminke. Nach gefühlt 20 Laden durchkramen finden wir Eyeliner und ein paar Lippenstifte, dazu kommt mein Lidschatten. Und dann wird Halloween-Makeup improvisiert. Schnell werde ich zur Chef-Makeup-Artistin ernannt. Hat sich das viele Schminken mit 16 oder 17 doch irgendwie ausgezahlt, ich kanns immer noch. So ca. 20 Lidstriche später – heute bekommen auch die Burschen welche ab – sind wir abfahrbereit.

Ich sammle noch schnell einen Blumenstrauß zusammen, den ich für den Tanz brauche, und los gehts. Wir fahren mit dem Kleinlaster von Eve’s Papa, alle auf die Ladefläche und los gehts. Der Partyort ist aber sowas von irgendwo im Nirgendwo, dass wir zwischendurch schon glauben wir kommen nie an. Der Laster Kämpft sich durch den Wald und den Gatsch und wir fragen uns alle, wo zur Hölle dieser Weg endet. An einem perfekten Party-Ort, würde ich sagen. Weit weg von allen, die sich gestört fühlen könnten. Es gibt eine Bambusterrasse, ein Haus in dem Essen verkauft wird und eine überdachte Tanzfläche. Dort zieht es uns als erstes hin.

Ein großer Kreis, und los gehts mit Tanzen. Wie Fran schon vorher bemerkt hat: Wir gehen nicht auf die Fiesta, wir SIND die Fiesta. und es stimmt, die große Gruppe macht Stimmung. Ich hab schon ganz vergessen, wie es sich eigentlich anfühlt, wenn alle aufgebrezelt zusammenkommen, wie laut die Musik sein kann und wie schön das Tanzen. Zu lang war ich auf keinem Ball oder keinem Festl mehr in Österreich. An meine Wiener Crew: Wir gehen auf den nächsten Ball, den es gibt, wenn ich zurück bin. Und bis dahin tanze ich hier.

Um Mitternacht spielt eine Band auf, die sich leider ein bisschen als Stimmungskiller entpuppt. Und eigentlich wollen wir langsam unseren Tanz aufführen, denn alle werden immer müder. Ich setze mich zum Lagerfeuer, dort ist es warm und ruhiger.

Nach der Band kommt dann der wirklich lustige Teil. Zuerst ein Kostümwettbewerb. Macht doch mit, sagen unsere ecuadorianischen Freundinnen, ihr seid doch so schöne Vampire heute. Also stellen wir uns vorne auf, ohne zu wissen was uns erwartet. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, dass wir dafür eine Pole-Dance-Einlage zum Besten geben müssen… Naja. Wir hüpfen eben leicht unbeholfen um den mit gelbem Absperrband umwickelten Ast, der eine Polestange darstellen soll. Für die nächste Runde entscheiden wir uns lieber für einen Jive mit Fallfigur und Beißen. Die Menge tobt. Ich hab ja das Glück, mit Felix einen wirklich fantastischen Tänzer an meiner Seite zu haben. Long Story short, unsere Freund_innen schreien und applaudieren sich die Seele aus dem Leib, und wir gewinnen den zweiten Platz und damit 20 Dollar. Ungeplanterweise. Aber weil es sich absolut nicht richtig anfühlt, das Preisgeld zu behalten, übergeben wir es Eve für ihre Tanzgruppe.

Dann kommt endlich unser Tanz. Eigentlich muss ich schon die ganze Zeit aufs Klo, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Um den Blumenstrauß zu suchen auch nicht, aber egal, dem ist die holprige Fahrt auf dem Laster eh nicht so gut bekommen. Auf den Boden und los gehts. Der Walzer beeindruckt und die Fallfigur auch, obwohl sie die ja jetzt schon kennen. Und der restliche Teil funktioniert auch erstaunlich gut. Wir bekommen Applaus. Guckt das Video unten an.

Es wird weiter getanzt, mal paarweise, mal alle, mal Polonaise. Irgendwann sind alle müde. Aber eine letzte Polka müssen wir noch ausnutzen. Dann gehts wirklich nach Hause. Auf der Heimfahrt ist es kalt und nebelig, aber irgendwie beruhigend. Der Laster wackelt mich ein bisschen in den Schlaf, und ich bin einfach dankbar fürs hiersein, fürs Tanzen, fürs Party machen dürfen.

3 Kommentare

  1. Pingback:Schnell mal Fluss, Schmetterlinge und Abschied – weltnarrisch

  2. Der Tanz schaut einfach nach so viel Fun aus, mega cool. Und eure Kostüme sind top, die Schuhe fallen da gar nicht weiter auf hahahaha
    Einfach cool, wie solche Dinge funktionieren können. Eine Choreografie mit 15 Personen, das ist ja nicht gerade Alltag. Tanzen hat einfach was wahnsinnig befreiendes und das sieht man euch auch an 😀

    Ein echt Wienerisches “Bussi baba” an dich,
    Vanessa

    (Ps.: Wiener Crew hat verstanden, halten Augen für Ball offen. Wiener Crew ready fürs Abgehen.)

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