Seeigel, Schnorcheln, Sonnenbrand


Was machen wir heute eigentlich? Das ist die erste große Chaosfrage des Tages. Im Endeffekt verbringen wir einen wunderschönen Tag mit Schnorcheln am Strand und fahren am Nachmittag auf eine kleine Insel. Aber bis es zu diesem Plan kommt vergeht einiges an Zeit.

Jeremia will tauchen. Also spazieren wir in die Stadt, er zur Tauchbasis, Vanessa und ich Frühstück besorgen. Wir sind etwas erfolgreicher, aber eine Tauchtour gibts dafür am Nachmittag. Was wir bis dahin tun? Mal Felix aus dem Bett haun. Und Frühstücken.

Dann beschließen wir nach Los Frailes zu fahren, wo laut Reiseführer die schönsten Strände sind. Heute probiere ich mal Rudi aus, sehr zum Schrecken von Felix, der auf die Rückbank verbannt wird. Und sein entsetzter Blick im Spiegel bringt mich ordentlich zum Lachen. Dabei muss man sich garnicht fürchten bei mir mit zu Fahren, finden auch Jeremia und Vanessa. Felix sieht das anders. Naja, ich hab ihn auch lieb. Aber Rudi fährt sich super.

Los Frailes liegt im Nationalpark Machalilla, Ecuadors einzigem Nationalpark an der Küste. Dementsprechend wird auch genau kontrolliert, was wir mit hinein nehmen, kein Essen, damit kein Müll liegen bleibt und kein Drohnenfliegen für Felix. Nervig, aber eigentlich sehr gut um dir Natur zu schützen, die eh an vielen anderen Orten Ecuadors so heftig gebeutelt wird.

Der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen, der Strand ist wirklich schön. Eine Bucht, türkisblaues Wasser, Sandstrand, links und rechts Felsen.

Ich schnappe mir die Schnorchelmaske und schmeisse mich in die Wellen. Das Wasser ist seicht, vielleicht 1.5 Meter tief. Mein Atem geht ruhig, durch die Maske beobachte ich den Meeresgrund unter mir. Große bunte Fische schwimmen relativ unbeeindruckt unter mir durch. Manche sind blau, mit gelben Flossen, andere eher bräunlich. Die Wasserpflanzen wiegen sich mit den Wellen. Ich schwimme weiter raus, die Wellen spielen mit mir. Das Wasser wird tiefer. Kann ich hinunter tauchen? Ein bisschen. Tief unter mir sehe ich Seeigel. Riesige, die Stacheln sind fast 10 cm lang. Total schön, aber ich bin froh, dass die so weit unten sind. Jeremia zeigt mir einen Rochen. Der ist gut getarnt neben einem Stein. Beides grauschwarz. Hinter dem Rochen ist ein Kugelfisch, aber da komme ich nicht runter. Ich lasse mich weitertragen von den Wellen bis das Wasser wieder seichter wird, zum Ufer hin. Irgendwann nehme ich den Kopf wieder aus dem Wasser, die Maske ab, denn das Leben über Wasser ist hier auch interessant.

Wir wollen wissen, was dort bei den Felsen ist, beschließen wir kollektiv. Und schon wird losgeklettert. Wir finden viele kleine Krebse, die auf den Steinen den Wellen trotzen. Davon gibts hier generell viele, am Strand flitzen auch welche herum.

Wir klettern weiter finden eine kleine Grotte mit ganz vielen Krebsen drin. Kleine und ganz große, braune und bunt glänzende. In einer Höhle entdecken wir eine Vielzahl von Korallenskeletten und Steinen. Ich finde sogar einen mit Loch. Draußen Peitschen die Wellen vorbei, über die Steinwände, über die Krebse. Ein Naturschauspiel der besonderen Art. Beim Zurückklettern finde ich einen Riesenkrebs. Der versteckt sich in einer Steinspalte und ich hätte ihn nicht gesehen, hätte er sich nicht just in dem Moment bewegt. Der König aller Krebse.

Das Wasser peitscht weiter gegen die Steinwände, wir klettern. Die Steine sind warm und rau unter meinen Füßen, die Sonne scheint ins Gesicht. In einer Felshöhle entdecken wir ein großes, flauschiges Vogelbaby. Ob das Wasser da gar nicht hinkommt bei Flut? Anscheinend nicht, sonst wäre dieser risikoreiche Platz nicht als Brutplatz auserkoren worden. Wir beobachten das flauschige Federknäuel aus der Ferne, Felix holt die Go Pro raus.

Dann müssen wir auch schon wieder zurück, Jeremias Tauchgang steht an und Vanessa und ich wollen auf die kleine Insel Salango. Also husch zurück nach Puerto Lopez, diesmal fährt Felix und ich rufe alle Amigos durch, die mit schon eine Inseltour verkaufen wollten. Gestaltet sich schwierig bei dem Empfang. Wir haben mittlerweile beschlossen das Ecuador ein Funkloch mit ein bissi Handynetz ist, nicht umgekehrt.

Die Amigos erreiche ich aber auch in ihren Verkaufsbuden an der Strandpromenade. Das mit den Inseltouren ist etwas kompliziert. Weil Nationalpark kann man nicht einfach rüberfahren, sondern braucht eine geführte Tour. Die wollen sie einem überall andrehen, auf der Straße, an der Strandpromenade und in besagten Verkaufsbuden, oder Touristenbüros, wie man sie nennen möchte. Als der Amigo dann mit dem Geld per Fahrrad abhaut, bekomme ich auch kurz ein ungutes Gefühl, aber er ist wirklich nur Wechselgeld holen. Auf dem Weg zum Boot verhandle ich auch gleich einen Sonderpreis für die Tour zur großen Insel, der Isla de la Plata, morgen. Langsam hab ich den Umgang mit den Verkäufern heraussen und Felix das Preisverhandeln. Ich verhandle nämlich genau so wie er gesagt hat und es funktioniert ganz genau.

Die Überfahrt zur Insel ist kurz, wir dürfen auf das obere Deck zum Kapitän. Ein anderer Amigo erklärt uns ein bisschen was über die Insel und zwei Felsen, auf die sie sehr stolz sind. Einer hat die Form eine Schildkröte, ein anderer die von King Kong. Das Boot geht ein Stück vor der Insel vor Anker, wir dürfen schnorcheln. Ich merke schnell, dass ich mit meinen drei Tagen die meiste Schnorchelerfahrung der Gruppe habe. Die Mehrheit planscht mit Schwimmwesten im Wasser herum und wirbelt Sand auf. Nein, ich will sicher keine Schwimmweste. Die Guides werden Fischfutter ins Wasser, die Fische kommen. Ein Touri-Trick. Aber es ist trotzdem eindrucksvoll, wie die Fische um mich herumschwimmen, so nah, dass ich nur den Arm ausstrecken müsste um sie zu berühren. Ich hole mir die Go Pro und filme das Spektakel aus nächster Nähe. Ein Fisch möchte die Kamera anknabbern.

Genug vom Schnorcheln, denn die Welt oberwasser ist hier nicht weniger eindrucksvoll. Die Insel liegt grün mit Felsen und einem kleinen Sandstrand da. Über mit kreisen die Vögel, ab und zu stürzt einer ins Wasser, um einen Fisch zu fangen. Das ganze Szenario erinnert mich sehr an das Vulkanlied. Also wenn die Felsen dort drüben gleich zu singen anfangen würde mich das wenig wundern.

Als ich die Schnorchelmaske wieder aufsetze, meldet sich ein Sonnenbrand. Aber ich hab mich doch eingeschmiert… Der Amigo am Boot hat mittlerweile gecheckt, dass ich die Schwimmwesten-Sandaufwirbel-Truppe nicht so geil finde und deutet mir, weiter nach vorne zu schwimmen. Und da neben der Ankerschnur des Bootes tut sich wirklich ein bisschen mehr Schnorchelparadies auf. Kleine Fische, eine wunderschöne Sandbank unter mir. Ganz runter komme ich nicht, aber fast.

Zurück am Boot schnappen Vanessa und ich uns das Kajak. Paddeln muss man eh nicht viel, wir lassen uns von den Wellen treiben. Nicht zu nah zu den Felsen, haben sie gesagt. Aber ein bisschen geht schon, die Vögel beobachten. Das Kajak schaukelt, neben uns Strand, über uns Vögel und Sonne. Das ist so schön, das wir gar nicht auf die Zeit geachtet haben. Und als wir uns umdrehen, hat das Boot schon den Anker losgemacht. Oje, jetzt wird aber schnell gepaddelt. Weil so schön es hier ist, dalassen sollen sie uns nicht. Hätten sie fast, scherzt die Truppe auf dem Boot, als sie uns vom Kajak hochhelfen. Dann gibts dafür Kuchen und Wassermelone.

Ko zurück am Festland finden wir erst mal Felix mit Sami und Sandra, die aus Guayaquil nachgekommen sind. Jeremia finden wir nicht, der ist im wahrsten Sinn des Wortes untergetaucht. Wir beschließen uns erst Sorgen zu machen, wenn wir ihn bis morgen nicht sehen. Stattdessen schmeisse ich mich in die Hängematte und versuche eine Runde zu schlafen. Was sich als schwierig erweist, wenn ständig jemand am Gartentor um den Schlüssel schreit. Naja zu guter Letzt taucht auch Jeremia wieder auf.

Später gehts zum Tanzkurs mit Omar, den Felix irgendwo aufgetrieben hat. 2 Tage hier und er hat genug genetworkt, dass man ihn kennt. Jedenfalls finden wir uns zum Salsatanzen ein und produzieren die Seltenheit eines Männerüberschusses im Tanzkurs. Vanessa möchte nicht, also stehen Sandra und ich Felix, Jeremia, Sami und Omar gegenüber. Also werden schnell noch zwei andere Mädels überredet und 123, 567 wir lernen Salsa und erste Drehfiguren. Das geht doch schon ganz gut. Aber bitte Burschen, wenn ihr die Drehung 20x in dieselbe Richtung führt krieg ich ein Drahdiwaberl. Finden sie lustig. Aber dafür fangen sie mich auch auf. Wir stapfen und drehen durch den Sand. Super angenehm zu tanzen, aber ein bisschen schwierig zum drehen.

Das einzig große Problem an der Tanzstunde ist, dass aus allen Bars verschiedene Musik erschallt, einmal Salsa, Bachata, Regaeton… und Omar bleibt bei seiner Zählzeit. Obwohl die Nachbarbar einen schnelleren Salsa spielt. Wenn ich eines nicht kann, dann ist das aus dem Takt tanzen. Jeremia auch nicht. Außerdem wollen wir tanzen, nicht alle 2min wieder Trockentraining machen. Und so entwickeln wir uns zu den bösen Schüler_innen, die Blödsinn machen sobald der Tanzlehrer wegsieht, die im schnelleren Tempo tanzen, weils dann halt zur Musik passt und die halt auch mal zwei Drehungen machen statt einer. Aber wir sind uns sehr einig. Die Bösen sind eben nicht gut und haben viel Spaß.

Verschwitzt und müde, aber glücklich gehts schließlich an den Strand, wo wir den Tag mit hausgemachtem Likör von der Dorfomi von Puerto Lopez ausklingen lassen.

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