Erwartungen und Realität

Die ersten zweieinhalb Wochen hier in Ecuador sind um und für mich steht ein erstes Recap an: Was habe ich erwartet und was ist eingetreten? Und wo habe ich mich vor Abreise eigentlich total verschätzt? Eines vorweg: Es ist jedenfalls einiges anders gekommen, als ich gedacht hätte. Aber nicht vergessen: Wir stehen erst am Anfang dieser Reise. Ich bin gespannt, was sich da noch alles tut in den nächsten Monaten.

Jetzt aber mal das, was mir von den letzten 17 Tagen hier im Kopf geblieben ist. Den Start macht die Sprache, weil ich euch ja schon einmal einen Artikel dazu geschrieben habe, wie heftig das Vokabelchaos in meinem Kopf war, bevor wir losgefahren sind. Ich habe ehrlicherweise erwartet, dass ich wochenlang hier sitzen werde und nichts davon mitkriege, was um mich herum passiert. Aber im Gegenteil: Bis auf ein paar Ausnahmen (argentinisches Spanisch ist anders, sagt auch Julia) verstehe ich recht viel. Ich kann den meisten Konversationen folgen und könnte locker ein paar Tage hier in Mindo alleine überleben: Einkaufen geht schon gut. Julia schickt mich zum Üben immer wieder alleine in die Geschäfte.

Worin ich aber bisher recht behalten habe ist, dass mir das Sprechen sehr schwer fallen wird. Es ist auch schwierig zum Üben zu kommen, weil die Leute schneller das Thema wechseln, als ich reagieren kann. Aber zwei Erfolge habe ich trotzdem gehabt: In Quito hat mich zuerst die Putzfrau im Zimmer erwischt, der ich versucht habe zu erklären, dass sie das Zimmer heute bitte nicht putzen soll. Das hat gut geklappt, an dem Tag ist niemand mehr gekommen. Später bin ich bei der Rezeption vorbei und wollte mit dem Mitarbeiter klären, dass wir das Frühstück beim Check Out bezahlen. AUF SPANISCH. Auf wundersame Weise haben wir einander aber auch irgendwie verstanden.

Manchmal hadere ich trotzdem damit, dass ich nicht selbst so gut antworten kann, wie ich gerne würde. Besonders, weil ich die Leute ja verstehe. Was sie oft aber nicht glauben, weil ich sie verzweifelt anschaue, sobald sie mir eine Frage stellen. Weil DIE wiederum verstehe ich auf einmal gar nicht mehr. Sprachen sind ein eigenartiges Konzept. Glücklich stimmt mich wiederum die Tatsache, dass das Umlernen von Sprache nicht komplett meine Masterarbeit blockiert. Zumindest ein paar Stunden die Woche komme ich zum Arbeiten und mein Kopf kann mal vom Spanisch üben abschalten.

Eine andere Sache, die anders gekommen ist, als erwartet, betrifft das Essen: Ich hätte nicht gedacht, dass wir in Mindo gut vegetarisch essen gehen können. Aber sogar das kleine Dorf bietet einiges, wenn wir dafür auch mal in ein bissi teureres Touri-Lokal gehen. Trotzdem freuen wir uns, wenn zumindest zwei von fünf Food-Ständen am Straßenrand uns was ohne Fleisch verkaufen. Ich bin mittlerweile ein großer Fan von gegrillten Kochbananen (Maduro) mit Mayonaise und Käse.

Was ich mir sehnlichst erhofft habe war ganz viele Katzen kennenzulernen. Das ist glücklicherweise schon gut aufgegangen, immerhin lassen sich alle drei SALEM-Katzen von mir streicheln, beim Yuca-Brot kaufen habe ich eine Tigerdame namens Suki kennengelernt und jetzt ist auch noch Luna bei uns im Temple II eingezogen. Besser geht’s eigentlich gar nicht.

Unser Gewand zählt zu den Dingen, die uns die letzten Tage am meisten beschäftigt haben. Haben wir uns wirklich so org verrechnet? Warum gehen uns wechselweise Shirts und Unterhosen aus? Naja, wird halt mal ein bissi was nachgekauft. Sinn ergibt es keinen, ich habe wirklich gedacht, wir haben uns das gut durchgerechnet. Aber so ist das halt – hier in Mindo gibt es so viele schöne Sachen, dass es fast schon schade wäre, nichts davon kaufen zu können.

Um Einkaufen zu können braucht es aber Geld. Wer den letzten Artikel von Julia gelesen hat, kann sich vielleicht erinnern, dass wir ordentlich Probleme hatten, an Bargeld zu kommen. Kein Bargeld = kein gemütliches Leben in Mindo. Ich habe wirklich nicht kommen sehen, dass ALLE Bankomaten im Einkaufszentrum sich weigern, uns Geld auszuspucken. Bzw. so viel, wie wir haben wollen. Immerhin sind die Abhebegebühren ziemlich happig. Und das waren viiiiiiiele Bankomaten, die wir probiert haben. Naja, letztlich haben wir es fürs erste wieder geschafft. Aber das sind eindeutig die Dinge, auf die man sich nie vorbereitet – weil wer denkt denn daran, dass die Geldautomaten ihren eigenen Kopf haben?

Zuguterletzt fällt mir noch ein, dass ich in den ersten Wochen hier nicht erwartet hätte, gleich ein paar Ausflüge zu machen: Wir waren schon in Mashpi und in Quito. Morgen geht’s zu einem Wasserfall im Nirgendwo und am Wochenende an den Strand. Schön, auch rauszukommen, auch wenn ich ehrlich sein muss: In Mindo ist es so schön, dass ich gern mal ein paar Wochen nur hierbleiben könnte. Heimweh ist jedenfalls noch keines aufgekommen. Abgesehen von den paar Tagen, die wir den Temple II verlassen mussten. Unser kleines Zuhause im Holzhaus habe ich tatsächlich sehr vermisst.

Apropos vermissen: Grüßt Laugenstangerl und vegane Nuggets von mir. Sowas kriegt man hier natürlich nicht. Aber das habe ich auch genauso erwartet.

Ein Kommentar

  1. Hy. Das mit den Sprachen kann ich gut verstehen. Aber du bist ja diesbezüglich eh sehr begabt… also dran bleiben 😄 und fleißig üben. Freut mich, dass ihr essenstechnisch gut versorgt seid, ist ja nicht immer einfach. Dass du katzentechnisch gut da unten versorgt bist, war mir klar 🐱. Streichelt die Bankomaten brav. Leider ist Geld immer noch wichtig 😅. Viel Erfolg weiterhin beim spanischen Einkaufen. Lg 👋

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