Eigentlich wollten wir ein ruhiges Wochenende machen. Aber wie das immer so passiert waren wir dann zweimal mit Gewand im Fluss schwimmen, haben in der Küche getanzt, sind bis spät nachts durch die Straßen gezogen und haben einen ecuadroianischen Rummelplatz unsicher gemacht. Irgendwas müssen wir ja anstellen in unserer Freizeit. Und je dümmer, desto besser. Das ist das Credo für diese Tage.
Angefangen hats am Freitag. Edwin will mit uns fortgehen, muss aber noch warten, bis die letzten Kunden aus seinem Videospiel-Lokal gehen. Was machen wir währenddessen? Nachdem wir gegessen und die ganze österreichische Politik durcherörtert haben, könnten wir doch unseren Halloween-Tanz üben. Als Tanzfläche auserkoren wird diesmal die Küche. Wir üben also Figuren, choreografieren, zählen und verzählen uns und kommen ganz schön ins schwitzen. Und hin und wieder tanzen wir schon im richtigen Takt herum, barfuß zwischen Gasherd und Abwasch, unter Fernandas Lebensmittelbildern durch, die von der Decken hängen. Es wird was und es wird cool.
Dann ist Edwin endlich fertig und es wird ein lustiger, langer Abend. Die Katze, die um 10 auf meinem Bett sitzt und mich erwartungsvoll anmauzt, dass ich schlafen gehe, muss ich heute enttäuschen. Wir tanzen weiter in unserer Lieblingsbar, und lernen noch mehr “primos” von Edwin kennen. Primo heißt übersetzt Cousin und irgendwie habe ich den Überblick verloren wer da wirklich miteinander verwandt ist und wer sich einfach nur so nennt. Das machen nämlich irgendwie alle und ich bin auch mal schnell die Prima. Prost, primos.
Am Samstag wollten wir eigentlich Tuben gehen. Dafür sind wir aber irgendwie alle zu müde. Wie wird man also sonst nass? Badengehen im Dorffluss. Mit dieser Idee marschieren wir zu Edwin. Sein bester Freund Talisman kommt auch mit. Jetzt, sofort, so wie wir sind in den Fluss. Und weil das sehr ernstgenommen wird, heißt das auch mit Kleidung. Fragt nicht warum, ich sage doch die dümmste Idee gewinnt. Wir stehen also in voller Montur im Fluss, spielen mit meinem nassen T-Shirt Ball und machen Wasserschlachten. Kalt, erfrischend und ein Riesenspaß. Singen und tropfnass marschieren wir zurück zu Edwins Lokal, um unsere Dummheit allen unter Beweis zu stellen. Und damit die auch wirklich bewiesen ist, gehen wir jetzt heim trockene Sachen anziehen und dann nochmal schwimmen.
Nasse Sachen in den Trockner und als ich in Unterwäsche vor meinem Zimmer steh, fällt mir ein dass unsere Schlüssel in Edwins Lokal sind, gemeinsam mit Handys und allem, was wir nicht im Fluss versenken wollten. Felix läuft nochmal rüber. Und dann gleich noch in den Supermarkt, weil dort haben wir das Eis stehen gelassen. Ups. Dann startet ernsthaft eine zweite Runde baden. Diesmal mit Westen, “damit uns nicht kalt wird.” Ob eine patschnasse Weste im Fluss wirklich gegen die Kälte hilft, bleibt fraglich. Aber es ist ein milder Tag, es hat draußen vielleicht 20 Grad und der Fluss 15. Das geht schon. Und warm genug zum Eisessen im Fluss ist es auch, finden wir. Als der riesige Eis-Kübel leer ist klettern wir wieder raus und ziehen dieselbe Gesangsshow ab wie vorher. Aber weil wir “Siyahamba” jetzt schön können marschieren wir zu “The lion sleeps tonight” durch die Straßen. Und fühlen uns ziemlich glorreich.
Zurück in SALEM stecke ich das triefende Gewand in die Waschmaschine und mich zuerst unter die Dusche und dann in den Schlafsack. Weil wir aber für heute noch nicht genug Dummheiten veranstaltet haben, gehts abends noch auf den Rummelplatz, der dieses Wochenende stattfindet. Wir versuchen, mit Holzringen Flaschen zu fangen, die in der Mitte stehen. Wenn man die trifft, gewinnt man sie nämlich. Schafft halt keiner. Egal, weiter gehts mit einem Wuzler-Turnier. Oder Tischfußball, für Leute, die das Wort nicht kennen. Nach ein bisschen üben komm ich da doch gut wieder rein. Als Abschluss wollen wir mit dem Schaukelschiff fahren. Bei dem würde, Zitat Felix, zwar “jeder TÜV in Ohnmacht fallen”, aber ich habe das Ding grad eine halbe Stunde beobachtet und bin der Meinung, wenn es in dieser halben Stunde nicht kaputtgegangen ist, wird es auch noch die 7 Minuten überleben, die wir damit fahren. Wir zwängen uns in die Käfige an den Seiten des Schiffes, die Sitzbänke bleiben unbesetzt. Hui hin und her, das TÜV-feindliche Ding hält und ist lustig. Es wird übrigens mit einem Automotor betrieben, fällt uns bei genauerem Hinsehen auf.
Weil wir für heute zu müde für weitere dumme Ideen sind, schauen wir noch einen Film in Edwins Lokal. Fluch der Karibik. Und ganz ehrlich kommen wir uns nach heute mindestens so cool vor wie Captain Jack Sparrow höchstpersönlich.