Es ist jetzt wirklich soweit, in knapp zwei Wochen sind wir in Ecuador. Hinter uns liegt ein Marathon an organisatorischen Dingen, Stipendienanträgen und (versuchten) Bildungskarenzen, Masterarbeitszeug, Umzug und Impfnebenwirkungen. Die letzten Monate waren ziemlich stressig, aber wir machen halt keine halben Sachen.
Unser neuestes Hobby ist, verschwundene Dinge suchen: Wo ist Vanessas Steckdosenadapter hingekommen? Wir hatten doch schon ein Schloss gekauft. Ich hab meine ecuadorianische Simkarte gut aufgehoben. So gut, dass ich keine Ahnung mehr habe wo. Haben wir eigentlich schon ein Nähzeug eingepackt und wo ist dieses konkrete Paar Socken hingekommen? In Kisten kramend und leise fluchend, fahren wir dann los und kaufen noch ein paar Dinge, die wir eigentlich schon hatten. Haben wir jetzt alles?
Ich sitze auf dem Sofa in meinem alten Kinderzimmer, das für die letzten Monate zu unserem Zuhause geworden ist, und flicke meine Hose. Die ist zwar nicht verschwunden, aber hat ein Loch. Meine Gedanken wandern zu unserer Packliste, zu noch geplanten Treffen mit Freund:innen und dann ganz weit weg über den Altantik. Wie sich dort alles verändert hat in den drei Jahren, seit ich von meinem Freiwilligeneinsatz heimgekommen bin? Wie sich die Leute verändert haben, wie ich mich verändert habe?
So viele Fragen und so viel Vorfreude.
Auf meine Freund:innen und andere liebe Menschen, die ich bald endlich wieder umarmen kann.
Auf meine kleine Katze, die mittlerweile schon so groß ist.
Auf Mindo, mein kleines Zuhause in einer anderen Ecke der Welt.
Auf Avocados und Bananen, die auch wirklich nach Avocados und Bananen schmecken – ich werde mich die ersten Wochen wohl von nichts anderem ernähren.
Auf Aufblicke auf Bananenbäume vom Balkon, die hoffentlich eine gute Kulisse zum Masterarbeit schreiben sind.
Auf das Amazonasgebiet, das so imposant grün ist, dass das menschliche Auge es fast nicht aufnehmen kann.
Aufs Reisen, aufs Lernen, aufs Wiedersehen, auf gute Gespräche und spannende Begegnungen.
Manchmal schleicht sich ein wenig Angst und Unsicherheit in die Vorfreude. Angst vor Unbekanntem, vor Veränderung, vor diesem großen Schritt wieder ein paar Monate im Ausland zu verbringen. Haben wir an alles gedacht? Das gehört dazu, ist an manchen Tagen mehr, an manchen weniger. Dann schaue ich zurück, auf alles, was vor ein paar Monaten noch unmöglich gewirkt hat – und dann kommt irgendwann wieder die Vorfreude.
Die Hose ist geflickt und im Kopf bin ich schon in Mindo, höre in Gedanken den unaufhörlichen Regen vor dem Fenster und das Vogegezwitscher.
Ich freue mich, auf bald.