… kommt der Tukan? Klingt eigenartig, oder? Ungewohnt auf jeden Fall. Dass Weihnachten faktisch vor der Tür steht können wir eigentlich kaum glauben. Denn in Mindo ist der ewige Sommer ausgebrochen. Während es hier normalerweise jeden Tag am Nachmittag zu regnen beginnt, haben wir seit punktgenau 1. Dezember fast durchgehend Sonnenschein. Es ist warm – manchmal etwas zu warm – und trocken. Kein Regentropfen verirrt sich mehr auf den Boden. Es fühlt sich für mich tatsächlich eher so an als wäre Juni. Dass wir in einer Woche eigentlich Weihnachten feiern sollen wirkt dabei etwas surreal.
Weihnachten dieses Jahr ist einfach anders. Es ist mein 28. Weihnachten, bisher ist das jedes Jahr genau gleich abgelaufen: Die drei Weihnachtstage sind wie eine Choreografie, die die immerselben Orte zur selben Zeit mit denselben Menschen involvieren. Dieses Jahr fällt diese Struktur weg. Wie der Tag werden wird, lässt sich noch schwer sagen – immerhin läuft hier in Mindo alles etwas sponanter ab, als zuhause. Gemütlich werden wir es uns jedenfalls machen. Ein paar Tage sind es noch, wie planen auch noch Vanillekipferl zu backen. Wünscht uns dafür übrigens Glück: Wir haben hier nämlich keine Küchenwage und einen Gasherd, den wir noch nicht getestet haben.
Hier gibt es auch keine Adventkalender, keine Weihnachtsmärkte und nur wenig Weihnachtsbeleuchtung. Die Weihnachtsbeleuchtung, die ich finde, hat wenig von der „Besinnlichkeit“, die ihr zuhause alle zuschreiben. Hier blinken die Lichter wild in der Gegen herum, in allen Farben des Regenbogens. Christbäume stehen auf den Balkonen oder im Garten, auch sie bunt und blinkend. An manchen Stellen finde ich auch Weihnachtsmannfiguren die fast schon Disko-vibes haben, denn der Weihnachtsmann hier ist auch ganz gerne mal silber angezogen.
Das nächste, das an einen Weihnachtsmarkt drankommt ist der Markt im Park, der ein paar Tage anhält. Dort wird der Natur gedankt, Volkstänze aufgeführt, Sachen verlost und es gibt allerhand Dinge auf den Ständen rundherum zu kaufen. An einem Stand ergattern wir sogar vegetarische Burgerpatties aus Linsen, die wir uns noch am selben Abend haben schmecken lassen. Und wir finden Eierlikör der natürlich verkostet werden muss – der schmeckt übrigens genauso gut wie zuhause.
Das Update mit freiem Fall
Die letzten Wochen war’s etwas ruhiger hier am Blog – aber uns hat natürlich mehr beschäftigt als Weihnachten und die Sonne in Mindo. In der Zwischenzeit haben wir einiges erlebt: Schokotour, Geburtstagsparty, Canopy. Gleich mehr dazu. Wir waren aber auch mit unseren Masterarbeiten beschäftigt, die gut vorangehen. Dafür hat sich Julia nach Quito verabschiedet und obwohl ich mal wieder alleine in Mindo war, war es diesmal ruhig: Keine Kakerlaken, keine Schlangen und schon gar keine Spinnen im Bett, herzlichen Dank dafür. Jetzt aber zu unseren Ausflügen:
Die Schokotour bei Olivia, einer der vielen Schokoläden hier in Mindo, macht Talis mit uns, der tourt die Touris sehr gekonnt durch sein Wissen über Schokolade und Kakao. Sehr spannend, was er alles erzählt: Ich weiß jetzt welche Kakaosorten es gibt, wie Inca, Maya und Co. ihren Kakao getrunken haben und wie Jugo de Cacao (Kakaosaft – der übrigens weiß ist) schmeckt. Talis führt uns gekonnt halb englisch und halb spanisch durch die Tour – zu meiner Freude verstehe ich die spanischen Teile sehr gut. Wir kriegen auch einiges zu kosten: geröstete Kakaobohnen, Kakaopaste, Schokolade als Kakao und als Fondue und so weiter. In anderen Worten müssen wir Schokolade in all ihren Zuständen am Weg vom rohen Kakaos zum fertigen Produkt verkosten. Mit vollen Bäuchen und Köpfen schmeißen wir uns danach an den Fluss, es ist heiß, wir wollen baden. Wir haben einen schönen Badeplatz entdeckt, den wir auskosten wollen. Das Wasser ist eisig, aber zur Zeit werden wir hier regelmäßig von genügend Sonne beglückt, dass es sich gut aushalten lässt.
Zu Talis Geburtstag wird den Temple I unsicher gemacht. Letztlich hüpfen an dem Abend 20 bis 25 Personen mit unterschiedlichsten Muttersprachen herum. Talis macht Frucht-Crumble, Felix und Pao versucheb auf der Glut des Lagerfeuers Paella de Pollo zu kochen. Damit wir auch was vegetarisches bekommen, stellen Julia und ich uns an den Herd und machen Tomatenrisotto. Der Abend ist gemütlich und irgendwann fallen wir alle ins Bett.
Eine weitere Momentaufnahme, die ich teilen will, ist unser Ausflug zum Canopy – also Flying Fox oder Zipline, je nachdem wie ihr es kennt. Zehn Ziplines und die Tarzanschaukel, hat Felix am Vorabend verkündet, hat er uns um 20 Dollar herausgeschlagen. Wir düsen also auf den Berg, dort werden wir in die Gurte geschnallt und dann eine Zipline nach der anderen über die Täler katapultiert. Dazwischen gibt’s immer wieder kleine Wanderungen, um von einem Ausstieg zum nächsten Einstieg zu gelangen. Wir düsen also die Lines entlang, manche schneller, manche langsamer. Manche sitzend, manche kopfüber. Immer mit dem wunderschönsten Ausblick auf den Nebelwald und das gefühlt endlose Grün unter uns. Die Line 10 endet dann wieder beim Start und auch direkt neben der Tarzanschaukel, unter der wir uns noch recht wenig vorstellen können. Die Guides leiten uns auf eine Metall-Holz-Vorrichtung hinauf bei deren vorderen Ende es ziemlich in die Tiefe geht. Von einer Schaukel sehen wir noch recht wenig, da sind nur zwei Seile. Sie holen uns also nacheinander an dieses vordere Ende, hängen uns an die Seile und öffnen das Metalltür. Wir sollen auf runter von der Plattform hinaus auf den Metallrahmen steigen, mit beiden Beinen, gleichzeitig. Und dann hinsetzen, sagen sie. Und dann? Ja, dann falle ich. Freier Fall. Der Magen hebt sich aus, die Geschwindigkeit überrascht mich. Ich falle nur ein paar Meter bis mich die Seile einfangen, aber es fühlt sich lange an, schnell, aufregend und kurz auch so, dass ich mich frage, warum ich das eigentlich mache. Aber nur kurz, denn dann schaukle ich dahin: links, rechts, vor, zurück. Gemütlich, ich genieße das Grün um mich herum und lache mich aus, weil ich beim Absprung so laut geschrien habe. Eine gute Weile schaukle ich also dahin, bis der Schwung soweit draußen ist, dass sie mich stoppen und wieder zum Boden lassen. Julia folgt mir mutig, auch sie springt und hat den Spaß ihres Lebens. Mit zitternden Beinen geben wir die Gurte ab und beschließen uns im Fluss vom Adrenalin zu erholen.
Das waren ein paar Updates, die ich euch geben wollte. Es gibt immer mehr zu erzählen, aber alles lässt sich nicht auf Papier – oder diesen Blog – einfangen. So wie die Tukane in unserem neuen Garten, weil wir vor zwei Tagen in den Temple I übersiedelt sind. Hier fühlen sich die Vögel wohl, da sind sie unter sich. Und heute früh hat sich ein Tukan an unser Fenster verirrt und hat Julia ordentlich erschreckt. Umso besser, weil wir sie dann zumindest bemerkt haben und ihnen gemütlich bei ihrem Mittagessen am Bananenbaum zuschauen konnten.

















