Sucht, Gewalt in Entzugskliniken und Umgang mit Suchtkranken, mit diese schwierigen Themen beschäftigen wir uns am Freitag Abend noch. Móni, eine befreundete Filmemacherin, stellt ihren Film “Azules Turquesas” vor. Eigentlich bin ich zunächst nur da, weil Sebas mich gebeten hat einen Artikel für die Homepage zu schreiben. Aber am Ende fängt mich der Film so ein, dass ich noch viel darüber nachdenke.
Móni führt Regie und spielt auch selbst die Hauptrolle. In der Nachbesprechung kommt heraus, dass das Ganze ihre eigene Lebensgeschichte ist. Und das ist keine leichte. Isabella, wie die Hauptfigur im Film heißt, wird von ihrer Familie in eine Drogenentzugsanstalt eingewiesen. Dort fühlt sie sich unverstanden und eingesperrt. Nach einer Zeit wird sie in eine andere Anstalt überstellt, wo das Personal übel mit den Insassen umgeht. Sie werden in Handschellen ans Bett gekettet, erniedrigt und beschimpft. Eine Therapie bekommen sie keine. Der Film nähert sich dem Thema mit sehr viel Gefühl und Móni spielt brillant. Bei manchen Dialogen würde ich am liebsten auf den Beamer einschlagen.
Eine dritte Anstalt folgt, in der den Patient_innen so viel Beruhigungsmittel eingeflößt wird, dass sie davon zu halluzinieren beginnen. Die Familie von Isabella möchte eigentlich nur das Beste für sie und möchte sie auch besuchen. Jedoch wird sie vom jeweiligen Anstaltspersonal nur angelogen und vertröstet. Der Film geht gut aus, zeigt aber eindrucksvoll die Missstände in ecuadorianischen Entzugsanstalten. Beim Gespräch plädiert Móni dafür, das Thema Sucht zu enttabuisieren. Ein offener Umgang mit dem Thema – auch in der Familie – kann schon viel bewirken. In Bezug auf Suchtkranke Angehörige sagt sie, dass man Hilfestellungen geben kann und Handwerkzeuge. Ob oder wann die Betroffenen diese verwenden sei aber ihre Sache. Man könne niemanden zum Entzug zwingen, die Entscheidung müsse auch von der Person selbst kommen. Die Diskussion ist angeregt, das Thema Sucht ist ein großes in der ecuadorianischen Gesellschaft.
Schlussendlich bin ich einfach nur beeindruckt von Móni als Person, die es geschafft hat so viel aufzubauen und ihre eigene schlimme Geschichte auch noch zu verfilmen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Manche Menschen bewundere ich einfach.
Falls jemand reinschauen mal hier der Trailer zum Film mit englischen Untertiteln.