Ich hatte schon Angst, dass die Kids eine Überdosis an Bananen bekommen heute. Ansonsten musste ich mich ziemlich über österreichische Corona-Politik aufregen und mir eine Runde Sorgen machen. Und am Abend hab ich von Talis Armbänder knüpfen gelernt.
Zum Mittagesssen gibts Reis und Bohnen wie fast immer, und “Maduro”, frittierte Kochbananen. Lecker. Weil wir aber auch noch so 40 Bananen haben, die im Kühlschrank vor sich hinreifen und überreifen, habe ich beschlossen Bananenbrot als Nachspeise zu machen. Als es dann noch Bananen als Obst zum Mitnehmen gibt, frage ich mich ernsthaft, ob es eine Überdosis an Bananen gibt. Aber naja, irgendwo müssen die ganzen Bananen halt hin und die Kinder haben sich noch nicht beschwert.
Am Nachmittag designe ich weiter Weihnachtskarten, schlage mich also mit Felix’ Mac, Indesign und dem Drucker herum, der nicht scannen will. Aber im Endeffekt funktioniert alles. Dauert nur ewig lang. Dann wundern sich immer alle, warum man an sowas wir Weihnachtskarten länger beschäftigt ist als mit den Kindern. Aber wenn man irgendein Adobeprogramm öffnet, sind 2h halt nix.
Im Chor fangen wir heute mit Weihnachtsliedern an. Ein paar kenne ich noch von der Zeit in Madrid. Den Rest bringen mir die Kinder schnell bei. Auch venezolanische Weihnachtslieder im 5/4-Takt, die muss ich noch etwas üben.
Telefonieren nach Hause ist jetzt dank der Zeitumstellung in Österreich ein bisschen leichter am Abend. Was ich zurzeit mitbekomme von daheim ist aber garnicht leicht. Corona, Corona, Corona. Ich hab mittlerweile allen Online-Medien verboten, dass sie mir die österreichischen Coronazahlen als Pushmeldung schicken. Das macht einen ja fertig. Facebook und Instagram boykottiere ich (was schwierig ist, wenn man Social Media Management in der Arbeit macht, aber ok). Dem Thema komme ich trotzdem nicht aus. Die meisten Anrufe von daheim: Corona, Corona, Corona, Corona. Können wir über etwas anderes reden? Frage ich dann nach 5 Minuten Telefonat. Gibt nix anderes mehr, kommt als Antwort. Der hat Corona, die hat auch Corona.
Wir haben den Salat wieder, oder besser ihr habt den Salat. Hier in Ecuador komme ich mir im Vergleich zu Österreich sehr coronasicher vor gerade. Eine verkehrte Welt, haben nicht alle vorausgesagt in den Ländern des globalen Süden ist das so gefährlich? Und Österreich macht das eh mit links? Wer hier die Bananenrepublik ist, wage ich in Frage zu stellen.
Die ganze Sache macht mich wütend und hilflos. Ich kann nur hier sitzen und froh sein, dass ich da bin. Ich kann Videoanrufe ins Krankenlager machen, aber einkaufen gehen kann ich nicht. Ich kann zusehen, wie viele meiner Lieben krank sind, andere psychisch nur mehr fertig sind. Tun kann ich nicht wirklich was. Ich kann mich aufregen, über die fahrlässige Coronapolitik der Regierung, über Regelungen, die keinen Sinn machen, sondern einfach nur gefährlich sind. Aber es nutzt nichts. Ich kann hoffen. Hoffen, dass alle irgendwie durchkommen durch diese Zeit. Passt auf euch auf. Corona ist näher als jemals zuvor, kommt mir vor, dabei bin ich am andern Ende der Welt. Verkehrte Welt.
Reden wir über was anderes. Ihr wollt das nicht mehr lesen und ich auch nicht. Am Abend krame ich meine Achtsamkeitskarten heraus. Die haben mir meine Freund_innen zum Geburtstag geschenkt, als noch alle geglaubt haben ich kann 2020 ausreisen. Kurz bevor der ganze Wahnsinn angefangen hat. Sie hatten einen guten Riecher. Jedenfalls finden sich auf den Karten aufmunternde Sprüche und Handlungsanleitungen, die zu mehr Achtsamkeit führen sollen. Zb. Den ganzen Tag lang bewusst Farben und Gerüche um sich herum wahrnehmen. Ich glaube die Karten pack ich jetzt öfter aus. Und falls irgendjemand im Corona-Lockdown-Chaos verzweifelt, pack ich die Karten aus und verschicke motivierende Sprüche. Aber wir reden ja über was anderes. Im Verdrängen bin ich gut.
Am Abend statten wir Edwin und Talis einen kurzen Besuch ab. Irgendwie lässt sich Felix’ Geburtstagscamping nicht so recht planen und wir brauchen Unterstützung. Die beiden sind sofort Feuer und Flamme. Und weil sie gerade dabei sind lernen wir Armbänder drehen. Die verkauft Talis im Sommer in Frankreich. Seine Familie kommt ursprünglich von dort. Aber das erste Armband, darauf besteht er, darf man selbst behalten.