Vom Strand zu Weihnachtslichtern

Die Woche ist es schön weihnachtlich geworden bei uns. Alles blinkt wild beleuchtet durch die Gegend, rot, blau, gelb. Der Park im Zentrum von Mindo genauso wie unser Comedor und unser Weihnachtsbaum. Krapferl werden gebacken und dürfen nicht gegessen werden – oder so und wir kommen langsam aber sicher in eine etwas ungewohnte Weihnachtsstimmung

Der Montag beginnt müde. Felix hat sich für den Frühdienst geopfert, mir fällt die Sandkiste zu. Immerhin das Gefühl von Sand unter den Füßen bleibt vom Urlaub. Ansonsten gehe ich dreimal einkaufen, mal um Süßigkeiten für den Adventkalender der Kids, mal um Mehl für die Weihnachtskekse.

Am Abend bringt mich Edwin mit dem Motorrad nach Los Bancos zum Bankomaten. Uns ist nämlich slightly das Geld ausgegangen und die Situation mit den Bankomaten hat sich als kompliziert entpuppt. Angefangen hat das alles schon letzte Woche. Felix hat noch 50 Cent, ich 4 Dollar. Damit wären wir sicher nicht nach Tonsupa bekommen. Es gibt eh drei Bankomaten in Mindo. Nur sind zwei davon außer Betrieb und einer will unsere Karten nicht. Long funny Story short, schließlich hat uns Jonas Geld aus der SALEM-Kassa geborgt. Das ist aber eben für den Strandurlaub draufgegangen und jetzt hatten wir wieder keins. Die Lösung für Bankomat-Probleme ist dafür ab jetzt Edwins Motorrad. Denn in Los Bancos gibts sogar einen Bankomaten der uns fast gratis abheben lässt.

Dann weihnachtet es immer mehr, der Adventkalender für die Kinder wird aufgehängt. Jeden Tag kommen drei oder vier dran und die Liste wird fünf mal pro Tag akribisch begutachtet, wer denn aufmachen darf. Einen Christbaum haben wir auch, aus Bambus und mit vielen Lichtern und Schmuck. Und damit wir nicht leer ausgehen, haben Felix und ich uns aus allen Adventkalender-Resten die so zu finden waren auch einen gebastelt. Die Katze hilft tatkräftig beim Aufhängen und hätte den Kalender damit fast gleich wieder demontiert. Und wir gehen viiieeel Schokolade kaufen. Damit das ganze lustiger wird kommen aber gemischt mit Schokolade auch Zetteln mit dummen Ideen hinein. Das führt dazu dass wir jetzt Angst vor unserem Adventkalender haben und uns schon fragen wann wir im Garten campen oder Kleidung tauschen müssen.

Mit den ganz kleinen Kindern bastle ich Laternen. Dabei üben sie “Ich geh mit meiner Laterne” auf Spanisch und dazwischen singe ich ein paar Strophen auf Deutsch. Auf den Laternenumzug am Abend wollte ich eigentlich nicht mitgehen. Aber ich bin im Dorf unterwegs und auf einmal kommen aus dem Park laute “JULIA”-Schreie. Die Kinder haben mich entdeckt und dann lasse ich es mir halt doch nicht nehmen eine Runde “Laterne”-singend um den Park zu ziehen. Zwei Laternen gehen in Flammen auf, aber die Erwachsenen reagieren gechillt. Eine wird ausgeblasen, bei der anderen ist nichts mehr zu retten und wir lassen sie runterbrennen. In Österreich hätte das sehr sicher mit großem Eltern-Geschrei und “Hilfe gefährlich” geendet. Hier sind alle ruhig, brennt eben was. Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.

Vanillekipferl und Butterkekse stehen auch auf dem Plan. Ich mache mit Pame den Teig und wir sind uns nur leicht uneinig. Doch, in die Vanillekipferl müssen schon so viele Mandeln rein. Und die Butter gehört eingeknetet, nicht am Herd heißgemacht und dann rein. Und haben wir nicht ausnahmsweise Zucker statt Panela? Naja, alles egal, geht so auch. Gut. Aber dass man die Vanillekipferl, die von der Form her dann auch normale Kekse geworden sind, danach in Zucker wälzen können wir aber doch durchsetzen. Das finden die Ecuadorianer_innen ungewohnt, aber gut. Eigentlich darf man die Kekse ja noch garnicht essen. Die sind alle zum verkaufen und verschenken an unserem Weihnachtscafé am 17. Aber weil das irgendwie nicht funktioniert haben Felix und ich beschlossen wir müssen DRINGEND mal eine Backsession für uns einlegen. Krapferl sind halt einfach notwendig.

Im Onlineunterricht müssen die Kinder jetzt auch Weihnachtslieder hören, weil sie das Pech haben, das ich an der Playlist sitze. Dazwischen gibts ein bisschen Michael Jackson weil Bildungsauftrag, aber mehr dann auch nicht. Weil Santa Claus is coming to town. Eine kleine Weihnachtsparty steigt am Sonntag in der Küche, als Simone draufkommt dass schon der zweite Adventsonntag ist. Irgendwie ist uns das entgangen. Schnell wird ein Adventkranz improvisiert, ein Glasschneemann aufgetrieben, während dem kochen getanzt und schließlich im wild weihnachtlich blinkenden Comedor gefrühstückt. Snow is falling dröhnt aus meinem Handy. Das hier eher nicht. Aber Feliz Navidad wirds schon werden.

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