Die Berge ragen dunkel auf bis in den Himmel. Berge, soweit das Auge reicht. Sie formen einen Trichter, einen Talkessel. Lichter. Dort liegt Mindo. Die Lichter des Dorfs sind hell und klar, es liegt unter uns da. Unter meinem Po der Schotterboden, vor uns der Abgrund. Um uns herum ist es finster, es ist schon spät. Nicht spät genug, um schlafen zu gehen. Eine Nacht zum Sterne schauen, wäre das eigentlich. Aber die Sterne sind nicht da. Sie verstecken sich hinter einer Wolkenwand, die grauschwarz am Himmel steht. Aber es regnet nicht. Heute nicht. Auf welches Mindo blicken wir da eigentlich? Was erkennen wir, was verschwimmt mit Entfernung und Dunkelheit? Wo führt die Straße hin?
Der Wind streicht durchs Gesicht, der Motor heult, das Motorrad schraubt sich weiter den Berg hinauf. In Richtung der Sterne, die nicht da sind. Also doch, aber unsichtbar. Der Nebel senkt sich über den schwarzen Wald. Wir halten und schauen Richtung Mindo. Nur weißer Nebel. Und ein Abgrund. In der Ferne drei kleine Lichtpunkte, vielleicht ein Hotel. Die Lichter von Mindo hat der Nebel verschlungen. Die Sterne auch. Es ist kühl geworden, auch ohne Fahrtwind. Fahren wir zurück. Die Straße hinunter, leise rollen lassen. Hier sind nur wir vier. Mit den beiden Motorrädern, mit dem Nebel und dem dunklen Wald, auf der Straße, die die Straßenlaternen gerade so ausleuchten. Ohne Sterne. Links Bäume, rechts Bananen. Geht da ein Weg hinein? Der irgendwo ins Nichts führt? Was kommt nach dem Nichts im Nebel? Inmitten einer Kurve tauchen wieder die Lichter von Mindo auf, ruhig und hell liegt es in seinem Talkessel und wartet auf uns. Es sieht von weitem fast aus wie ein Sternenhimmel, unsere Straße ist ein Sternbild. Vielleicht müsste man sich einfach auf den Kopf stellen, damit der dunkle Himmel unten ist und das beleuchtete Mindo oben? Und man hätte einen Sternenhimmel. Alles nur eine Frage der Perspektive.
Die Lichter werden größer, sind keine Sterne mehr, wir rollen ins Dorf. Zurück nach Hause. Die Straße entlang, die eben noch ein Sternbild sein hätte können. In meinem Zimmer liege ich im Bett und beobachte die Lichterkette, die kreuz und quer unter der Decke hängt. Auch eine Art Sternenhimmel. Zu hell zum drunter einschlafen, aber beruhigend leuchtend, mal flackernd mal stetig. Immer da, obwohl nicht immer leuchtend. Nicht so weit wie ein Sternenhimmel, von der Dachschräge begrenzt. Darüber schwarzer Himmel. Aber irgendwo da über Nebel und Wolken sind sie, die Sterne. Und irgendwann kommen sie da wieder hervor.
Und du? Was sind deine Sterne?
Ziege
Felix Gusch
09.01😁, 23.01😁. Meine Sterne 🌟
hab dich lieb <3