Dieser Weg wird kein leichter sein

Maja und ich hatten heute eine so tolle Idee, dass wir bald den Wettbewerb der dummen Ideen gegen die Burschen gewinnen werden. Und wir haben wieder mal ein Abenteuer ohne Empfang erlebt. Sollte das zur Gewohnheit werden? Nein. War es lustig? Zwischenzeitlich schon.

Nach Saloya wollen wir. Ein kleines Dörfchen in der Nähe von Mindo, wo man total schön mit dem Rad hinfahren kann, erzählen uns die Freundinnen. Nagut, dann fahren wir eben mit dem motorisierten Rad. Gesagt getan, machen wir uns in leichtem Nieselregen auf in die Richtung, wo das denn sein soll. Der Regen wird schon aufhören, es war doch sonnig.

Wie genau hier alle mit dem Rad hinfahren frage ich mich nach dem ersten Berg. Den beschreitet Schrödinger (so haben wir unser Motorrad benannt) nämlich im ersten Gang unter großen Geheule. Nach dem dritten Berg rauf und runter frage ich nicht mehr, keine Ahnung. Eine Stunde Fahrt, immer noch kein Saloya. Wie weit es denn noch ist, fragen wir bei dem einzigen Haus, das hier mitten in der Pampa zu finden ist. 15 Minuten, heißt es. Nagut. Und noch drei Berge mehr. Rauf, runter.

Dann taucht endlich eine Gruppierung von ein paar Häusern auf: Saloya. Und weil wir mittlerweile nur noch nass sind und keine Lust mehr haben, lasse ich das Moto einfach unter das nächstbeste Vordach rollen und frage, ob wir uns hier eine Weile unterstellen dürfen. Dürfen wir, und wir haben das Dorfbeisl erwischt, mit Billiardtisch in der Mitte, einem kleinen Laden und Treffpunkt für die paar Leute, die hier wohnen. Nach einigen Runden Uno und Essen hat der Regen auch nachgelassen. Wir haben uns mittlerweile mit Dayely angefreundet, einem kleinen Mädchen aus dem Dorf, und schauen mit ihr und ihrem Papa zum Fluss.

Hierbei haben die Kolleginnen echt nicht übertrieben: Der Flussstrand ist total schön und würde an einem sonnigen Tag super zum baden einladen. Für heute sind wir allerdings schon so nass genug.

Dayely nimmt mich bei der Hand und wir hüpfen von Stein zu Stein. Sie kennt hier alles und zeigt es mir. Komm schon, hüpf. Die kleine Hand zerrt an meiner. Gefällt es dir hier? Und ob. Der Fluss ist hoch, er hat einen Teil des Strandes überflutet. Pflanzen, Steine, dazwischen Wasser. Ein paar Meter neben uns peitscht der Fluss gegen die großen Steine. Dayely und ich hüpfen weiter, über die Steine und dazwischen, wir haben ja Gummistiefel an. Bis zum Ufer eines Seitenarmes. Der kommt tosend vom Berg herunter, weiter oben gibt es Wasserfälle, erklärt uns der Vater. Die schauen wir uns an einem sonnigeren Tag gerne mal an. Eine kleine Hand zerrt wieder an meiner, ob ich Steine übers Wasser hüpfen lassen kann? Kann ich tatsächlich nicht. Sie schon.

Auf dem Rückweg schwingt sie mit Maja auf einer Seite und mir auf der anderen von Stein zu Stein, stürmisch, fall nicht hin. Wir werden alle drei nass. Also noch nasser, als wir eh schon sind. Aber der kleine Moment ungestüme Kindheit macht das Regenabenteuer vorher wieder wett. Darum verabschieden wir uns auch ein bisschen zu spät, aber gut gelaunt Richtung Mindo. Es hat aufgehört zu regnen, der Rückweg kann ja nur leichter werden.

Der Rückweg wird kein leichter, wie sich herausstellt. Die erste Viertelstunde geht lustig dahin, danach stirbt auf einmal der Motor ab. Und ist nicht mehr anzukriegen. Das Problem dahinter ist so dumm wie einfach und verbirgt sich hinter dem widerspenstigen Tankdeckel. Da ist nämlich nix mehr. Tja doof. Der Plan, vor Einbruch der Dunkelheit daheim zu sein, fällt damit ins Wasser. Edwin oder Felix anrufen können wir auch nicht, weil kein Empfang. Unpraktisch. Aber selbst sind die Frauen. Nach einem kurzen Versuch, das Moto übern Berg zurück ins Dorf zu schieben, geben wir auf. Dann eben zu Fuß zurück ins Dorf und mal schauen ob dort jemand Benzin für uns hat. Bergauf bergab, eine Dreiviertelstunde. So schnell hat die lustige Runde im Dorfbeisl nicht erwartet, dass wir wieder da sind. Aber Benzin haben sie und was zu lachen auch mit uns. Naja. Also mit drei erbeuteten Litern Benzin wieder zu Fuß bergauf bergab.

Ein Freundenschrei, als wir Schrödinger wieder sehen. Schnell mal das watschelnasse Zeug in den Rucksack gestopft und das etwas weniger nasse angezogen. Was aber eigentlich eh nix bringt, weils schon wieder regnet. Und finster wird. Benzin also in den Tank und los gehts.

Aber irgendwie, wie wissen wir eigentlich nicht, kommen wir dann doch in Mindo an. Mit Weihnachtsmusik aus dem Rucksack, sehr sehr nass aber sehr glücklich. Die Feuer- oder besser Regenprobe auf dem Motorrad hab ich dann wohl auch bestanden. Für heute brauchen wir nicht mehr mehr als einen Filmabend mit Moana und ein Bett. Denn der Weg des Tages war kein leichter. Aber wann sind Abendteuer schon leicht.

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