Wir haben ein Mietauto, die Menschen von der Mietautofirma hassen uns jetzt alle, aber wir sind glücklich auf Roadtrip über Stock und Stein.
Der Tag beginnt früh, mit dem 6.30 Bus nach Quito und einem herzzerreißenden Abschied von der kleinen Katze.
In Quito geht’s mit 2 Ubers zur Autovermietung. Der Uberfahrer plaudert munter drauflos, als er checkt, dass ich Spanisch spreche. Ich erfahre, dass die neue Ubahn in Quito schon fertig ist, aber noch nicht in Betrieb geht. Es ist die erste Ubahn Ecuadors und es gibt kein Unternehmen, dass sie betreiben möchte. Deswegen wird da jetzt mit der spanischen Firma herumverhandelt. Was die Fahrkarten kosten weiß auch noch niemand. Und ob man sich die leisten kann auch nicht. Der Uberfahrer sagt, er ist sehr gespannt wie das dann genutzt wird, weil der lateinamerikanische Reisestyle sehr an Busse gebunden ist. Ich bleibe auch gespannt.
Über die Regenkatastrophe in Quito letzte Woche erzählt er mir auch. Da würde ein ganzes Viertel zerstört, 28 Menschen sind gestorben und die Aufräumarbeiten im Gänge. 8 Millionen an Hilfsgeldern hat die Regierung locker gemacht. Der Fahrer und ich hoffen gemeinsam, dass sie das auch einhalten.
Beim Vermietungsunternehmen wirds lustig. Unser Freund David hat uns schon vorgewarnt, dass einem die vor Ort noch gerne Zusatzkosten aufschwatzen wollen. Nicht mit uns. Nein, wir brauchen dieses Versicherungspaket nicht, dass zuerst 35 Dollar pro Tag kostet und dann extra für uns 25. Was da überhaupt dabei sein soll, kann uns die Dame auch nicht wirklich erklären. Blöd für sie. Und überhaupt hat Felix schon letzte Woche ihre Kollegin angerufen und mit der über dasselbe verhandelt. Jetzt muss sie uns halt mindestens das Angebot von der Kollegin geben. Das anfangs freundliche, langsame Spanisch schlägt langsam um, alle möglichen Mitarbeiter_innen der Autofirma stehen dann irgendwann bei uns, am Tisch verteilt alle Pässe, Kreditkarten, Verträge und was wir sonst noch so brauchen, auf der andern Seite des Tisches Felix, der ohne Punkt und Komma diskutiert und ich, die übernimmt wenn er mal kurz Luft holen muss. Nach gefühlten Stunden sind die Automenschen dann weich geklopft, oder haben einfach keine Lust mehr. Auf jeden Fall kriegen wir jetzt das, was wir wollen. Und sie kutschieren uns zum Flughafen, denn aus irgendwelchen Gründen steht unser Auto dort.
Autodiskussion, Kapitel 2. Eigentlich haben wir ja garkeine Lust mehr zu diskutieren. Und das Auto mögen wir eigentlich auch auf den ersten Blick. Es hat schon einige Kratzer und Macken, aber sieht perfekt aus für einen Roadtrip durch Ecuador. Nur der Steinschlag auf der Windschutzscheibe macht uns ein bissi Sorgen. Also schnappe ich mir den einen Vermietungstypen, Felix den anderen und beide werden mit einem spanischen Redeschwall überflutet. Ein besseres Angebot, ein anderes Auto? Haben Sie nicht. Oder doch? Ein nagelneuer Chevrolet wird vorgefahren. Da gehen unsere Sachen aber nicht in den Kofferraum und die Vermietungstante schreit mir hinterher, dass wir drauf aufpassen sollen, weil irgendein Teil, dessen Vokabel ich garnicht versteh, allein schon 1000 Dollar kostet. Unsympathisch. Also doch der Steinschlag. Dafür wollen wir dann aber einen Preisnachlass. Den müssen wir aber per Telefon mit der Chefin verhandeln. Felix telefoniert, ich übersetze das ganze Kabarett simultan für die anderen. Sie kann uns nämlich keinen Preisnachlass geben, sondern nur irgendwelche Zusatzpackete schenken, die wir vorher grad alle abgelehnt haben. Spanisch, Englisch, irgendwann übernehme ich das Handy. Am Schluss haben wir die Autobahnmaut dabei und müssen am Schluss nicht auftanken.
Dann her mit dem Auto. Das hat eine Art Alarmanlage und wenn man nicht genau das tut, was das Auto will, fängt es wild zu hupen an. Das wird uns noch eine Weile begleiten. Huup huuup Huup. Und auf der Blacklist des Autovermieters stehen wir wohl auch.
Mit fröhlicher Playlist und Sweet Victory gehts los Richtung Quilotoa.
Über Stock und Stein, oder so. Das Auto wird auf den klingenden Namen Rudolf ll getauft, kurz Rudi, und hat vermutlich so 70PS unter der Motorhaube. Zumindest versuchen wirds anhand der Geschwindigkeit mit der er den Berg hinauf kriecht.
Irgendwann, als alle Brote und Äpfel aufgegessen sind und wir Hunger haben, machen wir einfach Halt an ein paar Häusern. Die sehen so aus als würde es Mittagessen geben. Eine traditionell gekleidete Frau empfängt uns, was gibt’s als Mittagessen? Meerschweinchen. Ursprünglich ein typisches Gericht in der Sierra, wir hätten allerdings nicht gedacht, daß gleich heute zu finden. Jeremia und Felix trauen sich drüber und befinden, dass es nach Fisch schmeckt. Vielleicht weils Meerschweinchen heißt? Der Rest begnügt sich jedenfalls mit Kartoffeln und Erdnusssauce. Was eine kleine Diskussion über vegetarisch leben mit unserer Gastgeberin auslöst, die ich auch schon zu oft mit meiner Oma geführt habe.
Sie erinnert mich auch so ein bisschen an meine Oma. Wir plaudern, sie zeigt uns die Malereien von ihrem Vater und erzählt ein bisschen vom Leben hier mitten am Berg. Die Straße war die ganze letzte Woche gesperrt wegen der Regenfälle, heute ist sie erstmals wieder offen. Gut für uns.
Weiter gehts mit Rudi, der sich immer noch hupend beschwert wenn jemand die Tür auf oder zu oder sonst was macht. Wir kriegen das noch in den Griff. Dann ist auf einmal eine Steinblockade mitten auf der Gebirgsstraße. Wir wenden und fragen im Dorf nach, was da los ist. Links rein haben die eine Ersatzstraße gebaut, heißt es. Die besteht aus Erde und vielen Kurven. Aber besser als die andere, die ist nämlich nicht mehr da. Rudi kriecht den Berg hinauf, Felix macht das schon. Ich mach einfach die Augen zu. Obwohl der Ausblick ja nett wäre.
In unserem Hostel angekommen werden wir super lieb empfangen und setzen uns mal bei Tee, Kaffee und Ukulele Klängen in der Lobby zusammen. Dann erwartet uns ein richtig geiles vegetarisches Abendessen.
Bei einem kurzen Abendspaziergang befinden wir Kindestimmen aus dem Friedhof als gruselig und klettern eine Steintreppe hinauf, die ins Nichts führt.
Geschlafen wird klassenfahrtmäßig alle in einem Zimmer, weil das dank Heizungsrohr wärmer ist. Wir sind halt doch auf 3000 Meter. Die andern sind zwar nicht unbedingt begeistert als wir ihr Zimmer crashen, aber sie haben uns vorher versprochen uns nicht rauszuhauen. Nach wildem Gegacker auf dem Hochbett bin ich mir da aber nicht mehr so sicher. Jeremia hat unter uns ein bisschen Angst, Sandra meint sie holt gleich die Lehrer und Felix sagt nicht viel mehr als Hmpf. Also wird dann doch geschlafen.
Super danke für die coolen Infos.