Heut war wieder mal einer dieser Tage, wo man keine 5 Minuten Pause hat, aber dafür mit schönen Eindrücken überflutet ist. Wir haben Canoying gemacht (ja Mama, das ist das Abseilen über Wasserfällen.), sind über einem wunderschönen Ausblick geschaukelt, einen bunt beleuchtetet Wasserfall besichtigt und nachts durch die Straßen marschiert.
Bei 9 Leuten in der kleinen Wohnung gibts ein bisschen Chaos. Alle wollen ins Bad, gibts noch wo Schüssel und Löffel zum frühstücken, wo sind meine Schlafmaske und mein Kapperl hingekommen? Halb im Auto und halb im Bus gehts dann nach Baños, eine kleine Stadt 1.5h von Ambato. Und so ähnlich wie Mindo, nur größer und mit weniger Regen. Die Vergleiche ziehe ich den ganzen Tag.
Unsere Unterkunft ist super cute, wir lassen die Koffer dort und machen nach ewigen Diskussionen was wir jetzt eigentlich machen einen kurzen Ausflug. Kurz, weil wir nachher zum Canoying wollen. Aber zuerst gehts zu den Wolkenschaukeln beim Casa del Arbol. Rudi kriecht schnaufend den Berg hinauf. Oben schaukeln wir dann tatsächlich in die Wolken und haben dazwischen einen wunderschönen Ausblick. Zu Essen gibts auch noch schnell was, dann müssen wir auch schon los zum Canopy.
Wir bekommen Helme, Sneakers und Neoprenanzüge. Jeremia gibt hilfreiche Tipps zu letzteren. (der Zipp gehört hinten!!!). Noch ein Klettergurt und auf gehts. Was wir damit anstellen? Uns von Wasserfällen abseilen. Hört sich lustig an? Ist es. Zuerst müssen wir aber mal hinkommen und da schnaufen wir bei dem warmen Wetter in den Anzügen ganz schön. Also zuerst mal unter den Wasserfall, zum Abkühlen. Und dann den Wasserfall runter. Das ist wesentlich einfacher und gechillter als gedacht. Die Beine gegen den Felsen stemmen, Seil nachgeben, nass werden. Super. Beim nächsten Mal dürfen wir am Popo den Wasserfall runter rutschen, noch lustiger.
Die Guides wollen 100 000 Fotos machen, wir eher Wasserschlachten. Beim Warten genießen wir den wunderschönen Ausblick auf die Berge, dann gehts einer nach dem andern den nächsten Wasserfall runter. Und werden dabei noch nasser. Aber der Neoprenanzug hält warm, gerade im Vergleich zu Mindo, wo ich normalerweise nur im Badeanzug unter den Wasserfall hüpfe.
Dann kommt der letzte Wasserfall, 50m hoch sagen sie. Und irgendwas von Springen. Da schau ich lieber garnicht, was die anderen vor mir machen. Der Guide blödelt auf Spanisch mit mir, seilt mich an.
Da hinstellen, auf drei springst du. Vorher nochmal in die Kamera lächeln. Was passiert hier eigentlich? Bevor ich darüber nachdenken kann bin ich schon gesprungen und hänge mitten im Wasserfall. Huii, das Wasser prasselt auf mich herunter, der Guide seilt mich weiter ab. Hin und her durch den Wasserfall, bis ich irgendwann im Becken stehe. Hinter mir die anderen, mit großem Grinsen im Gesicht. Geht das nochmal? Nein Julia, das geht nicht, es ist zu spät, wir sind ja fast fertig, sagen Felix und Vanessa. Geht nicht gibts nicht, sagen Jermia und ich. Und rennen los. Wo gehts überhaupt nach oben zum Wasserfall? Dreckig und keuchend vom joggen in den Neoprenanzügen kommen wir oben an. Eigentlich dürfen wir nicht nochmal. Aber wenn man genug auf spanisch blödelt und den Guides erzählt, dass sie die coolsten Guides der Welt sind, gehts vielleicht doch.
Eins, zwei, drei, spring. Ich sause wieder den Wasserfall hinunter. Das Wasser spritzt mir ins Gesicht, während ich bis zum Boden baumle. Die andern sind inzwischen gegangen, der Ausblick und der Moment gehören ganz mir. Und als ich im Becken stehe und die Karabiner löse, hab ich ein ganz großes Grinsen auf dem Gesicht.
Nach dem Canoying gehts kurz ins Hotel, dann essen in ein wirklich süßes kleines vegetarisches Restaurant, gerade mal ein bisschen größer als unser Perser in Mindo. Die überfordern wir zwar leicht mit einer 10 Leute-Megabestellung, aber dafür ist das Essen richtig geil.
Dann verabschieden wir uns von Lorena und Frederike, die zurück nach Ambato fahren. Für den Rest von uns gehts in Partystimmung zum Bailon del Diablo, einem Wasserfall, der beleuchtet sein soll. Wir sich herausstellt ist es nicht nur einer, sondern eine ganze Wasserfallwanderung. Wie eigentlich alles in Ecuador sind die aber nicht einfach weiß beleuchtet, sondern rot, blau, grün und rosa. Je nachdem. Wirkt episch, aber auch unnatürlich. Wir wandern mit Guide durch den Wasserfallpark, und weil die anderen Touris an jedem möglichen und unmöglichen Punkt ein Foto machen, müssen wir das natürlich auch machen. Aber von Foto zu Foto eine Steigerung der Blödheit bitte.
Der letzte Teil des Weges ist nur gebückt oder mit krabbeln bestreitbar, wie eine kleine Höhle. Der Beitzer der Wasserfälle hat diese ganzen Wege in 14 Jahren alleine gebaut. Schlussendlich kommen wir am größten Wasserfall an, tosend stürzt das Wasser in die Tiefe, mit rosa Beleuchtung von hinten. Es wirkt wie in diesen Grotten in einer Therme, aber das hier ist echt und riesig. Ein Foto. Felix und Rasmus schauen nacheinander, ob der Weg noch weiter geht, kommen aber beide sehr nass und mit einem nein zurück. Also zurück. Dann gibts noch eine Hängebrücke. Wieder Foto. Die Wanderung ist doch ganz anstrengend, also wird eine etwas erledigte Partycrew wieder ins Auto verfrachtet.
Zurück in der Stadt scheitern die Fotgehpläne ein wenig an der Sperrstunde. Wir schlendern also in kleinerer Besetzung noch ein wenig durch die Straßen, gönnen und noch Papi Pollo (noch ein Unterschied zu Mindo, hier bekommt man um die Zeit noch was zu essen), treffen Polizeipferde, die besonders Rasmus gefallen, und einen Typen mit einem Mercedes Oldtimer, der genauso Runden dreht wie wir. Spät aber doch gehts ins Bett, der Tag war lang. Aber wunderschön.
Ich bin mit dem Lesen deines Blogs etwas in Verzug geraten wie du vielleicht am Datum erkennen kannst, aber das ist einfach genial. Genieße alles wozu du die Gelegenheit bekommst 😊😊
Ich beneide euch bei solchen Erlebnisse