Leaving the Jungle

So ganz ja noch nicht, denn ich verbringe noch einen Tag in Tena, der nächstgrößeren Stadt. Aber ein bisschen schwer fällt es mir schon hier aufzubrechen, aus Scotts Magia Verde, der grünen Magie, wie die Unterkunft sich nennt. Schnell noch Kontaktdetails ausgetauscht mit allen meinen Mitwohnenden hier, mit denen ich über die letzten Tage und gerade nach der Zeremonie doch ein bisschen zusammengewachsen bin. Leonie und Tarik, die in Cuenca wohnen und Lee und Shelly aus den USA. So viel haben wir gar nicht gemeinsam unternommen, aber man kommt dann doch ins Quatschen und so ein bisschen ist das kleine Chaoszimmer mitten im Grün doch ein Zuhause geworden die letzten Tage. Aber Reisen heißt auch weiterziehen und vielleicht sieht man sich ja wieder. Falls ich nochmal in Tena bin, schaue ich hier definitiv vorbei.

Der Bankomat in Misahuallí geht immer noch nicht. Ich tausche mit Scott Pay-Pal-Daten aus. Dann geht es auch schon mit dem Bus nach Tena, Durch die Dschungellandschaft, blauer Himmel, die Sonne brennt. Durchgeschwitzt komme ich im Hostel in Tena an. Wenn ich mit meinem ganzen Gepäck unterwegs bin verfluche ich das warm-feuchte Wetter hier schon manchmal.

Einen Vorteil hat die Stadt Tena aber: So Sachen wie Geld abheben und Wäsche waschen sind hier innerhalb einer Viertelstunde geregelt. In Misahualli habe ich das in 2 Tagen nicht zusammengebracht. Naja, manchmal muss man sich eben in die Stadt begeben. Auch wenn ich wieder einmal merke, dass mir ecuadorianische Städte nicht so zusagen. Außer Cuenca und vielleicht Quito. Aber Tena – zumindest sein Zentrum – hat ungefähr den Flair von Los Bancos. Das halt existiert, damit man solche Sachen wie Geld abheben und Wäsche waschen und einkaufen erledigen kann.

Ich chille ein wenig in der Hängematte im Hostel, wo mit ein sehr flaschiger, kuschelbedürftiger Hund Gesellschaft leistet. Dann checke ich den Rest von Tena ab. Die Hafenpromenade überzeugt mich schon mehr als die Innenstadt. Auf der Bücke ist ein Aussichtspunkt eingerichtet, von dem man über einen Großteil der Stadt und den Fluss sieht.

Dann besuche ich den Parque Zoologico, einen Dschungelpark, den man mit Infoschildern selbst begehen kann. Ich spaziere herum und lerne einiges. Bei einem Baum und einigen Baumstümpfen zum balancieren starte ich einen neuen Versuch der Selbstfotografie. Ich bringe mein Handy wieder irgendwie in Position und habe dank Timer genau 10 Sekunden um zu den Baumstämmen zu sprinten, hinaufzuklettern und eine Standwaage zu vollführen. Ohne runterfallen. Als ich das ganze Spielchen einige Male wiederholt habe wäre meine Sportlehrerin wohl stolz auf mich. Und jeder ders gesehen hätte, hätte ein Kabarett gehabt. Ein ganz brauchbares Foto ist nicht dabei, aber ich habe genug von Standwaagen.

Dann treffe ich wieder einmal auf Affen. Sie schwingen sich durch die Bäume, sind unglaublich nah. Andere Touristen füttern sie mit Zuckerln. Ich beobachte das Schauspiel eine Weile. Die Affen scheinen wirklich Spaß am Spielen zu haben. Zu dritt toben sie übers Blechdach, dass es nur so kracht. Klettern die Bäume rauf und runter, wer wohl schneller ist. Bringen sich in tolle Fotopositionen, um mir im letzten Moment doch noch den Arsch in die Kamera zu strecken. Ich setze mich auf den Boden und finde den Moment schon ein bisschen magisch. Das sind wilde Affen, die hier ohne Zaun einen Meter von mir entfernt herumspringen als wäre nichts.

Einmal die Promenade rauf und runter marschiert, auf der Suche nach Essen. In Tena findet sich sogar ein geiles vegetarisches Restaurant. Auf das Essen wartend treffe ich zufällig Schamanen Galo nochmal, er ist auch gerade in der Stadt. Wir quatschen nochmals herzlich.

Am Nachmittag bin ich irgendwie genervt. Es passiert nichts, habe ich das Gefühl, ich will eigentlich schon weiter auf der Reise, die Abenteuer rufen. Aber ich weiß nicht wo und welche. Und für morgen steht erst mal Busfahrt auf dem Programm. Zach. Auch nach Hause telefonieren und der Kuschelhund heben die Stimmung nicht wirklich. Ich drehe Runden durch die Stadt, gönne mir einen Eisbecher. Davon wirds bisschen besser.

Am Abend sitze ich ewig am Blog und räuchere Palo Santo in meinem kleinen Hostelzimmer. Das schon wieder im Chaos versinkt. Das sollte eigentlich schon wieder in den Rucksack. Morgen gehts weiter. Aber was hält mich eigentlich noch hier? Ein Blick auf den Busfahrplan, den ich abfotografiert habe. Es ist Mitternacht. Soll ich gleich zur Bushaltestelle, den Nachtbus nehmen? Nein, dafür bin ich zu müde. Aber warum nicht den Bus um 5:30 nehmen. Eine Reise ist da, um spontane Entscheidungen zu treffen. Mein Wecker läutet um 4 Uhr.

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