Meine schöne Reise ist fast zu Ende. Ich hab viel erlebt, viele schöne Momente genossen, viel nachgedacht. Musik gehört und gemacht. Mein Herz laufen lassen. Am Anfang hatte ich das Gefühl, mich beweisen zum müssen. Mir selbst und dem Rest der Welt. Das ich das kann, mich um mich selbst kümmern, allein reisen. Nach ein paar Tagen hat sich das gegeben, ich hab mir auch mal ruhige Tage zum Nachdenken gegönnt. Die Abenteuer erlebt, auf die ich Lust hatte, weil ich gerade Lust hatte.

Vor allem aber, habe ich mein Herz laufen lassen. Von einem Ort zum nächsten. Inspiriert ist diese Metapher, von einem Lied, dass zufällig beide Male im Bus gelaufen ist, also ich wieder die Weiterreise angetreten habe. Corre corre corre corazon.

Lauf, mein Herz, das gilt nicht nur für diese Reise hier, sondern für die lebenslange Reise. Mein Herz läuft immer weiter. Zerbricht manchmal ein bisschen an Abschieden, aber bewahrt diese Personen und Orte und Dinge irgendwo tief in sich drinnen auf, für immer.

Lauf mein Herz lauf, galoppiere weiter. Verweile im Moment, wenn er schön ist. Sei Leuten zugewandt, aber befrag manchmal auch den Kopf, was er denn dazu sagt. Lauf mein Herz lauf, aber zerbrich nicht, du bist stark.

Die “Zeit deines Lebens” werde ich haben, das haben mir viele Leute prophezeit. Für die Reise und für den Freiwilligeneinsatz generell. Aber ist die Zeit des Lebens nicht solange wir leben? Reicht es nicht einfach manchmal, eine schöne Zeit zu haben? Hier oder dort, im jetzt. Die Reise allein, der Auslandseinsatz, all das kommt mir bei genauerem Hinsehen gar nicht so groß vor, wie es von vielen Leuten gesehen wird. Denn mein Herz, immer noch dasselbe wie daheim, läuft weiter. Macht Erfahrungen, behält Erinnerungen. Natürlich andere, als ich in dieser Zeit in Österreich gesammelt hätte. Aber es wäre nicht meine Reise hat mich jetzt eben hier her verschlagen, so wie es das Leben manchmal spielt.


Eine gute Strecke ist es schon gelaufen, das Herz. Die letzten 8 Monate hier habe ich gut protokolliert. Die Höhen und Tiefen, die Narben und die schönen Sachen. Die Momente, in denen das Herz nicht läuft, sondern vor Freude springt. Von all dem gabs genug und wenn ich meinem Herzen so zuhöre ist es voll davon. Voll von Dankbarkeit, fast immer. Voll von Momenten und Erinnerungen. Aber nicht so voll, dass es nicht weiterlaufen kann.

Auf das du findest, was du suchst, haben mir viele Leute in ihrem Abschiedsbrief geschrieben. Was ich suche, weiß ich immer noch nicht so genau. Aber gefunden habe ich schon einiges. Hier in Ecuador, in mir, in anderen, generell auf der Welt. Ich finde jeden Tag neue Dinge, lustige, traurige, schöne, nicht so schöne. Mein Herz nimmt sie alle irgendwie in sich auf und läuft damit weiter.

Und das Herz läuft und läuft, schmerzt weil es Sachen zurücklassen muss, stürzt auch mal beim Galopp über Stock und Stein. Aber es rappelt sich auch wieder auf und läuft weiter. Netten Menschen in die Arme, in den Sonnenuntergang, den Berg hinunter, ins Meer.

Lauf mein Herz, lauf. Nur wohin eigentlich?

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