Das Chaos aus dem Zimmer irgendwie in die Rucksäcke verfrachtet, marschiere ich nach dem Frühstück noch durch die Straßen Machachis. Dort ist aber nicht viel los. Der angekündigte Sonntagsmarkt ist irgendwie nicht, sonst auch nix. Die Sierra macht ihrem konservativ-katholischen Image in dieser Hinsicht alle Ehre. Also beschließe ich einfach die Weiterreise anzutreten nach Quilotoa.

Mein Host bringt mich netterweise zur Bushaltestelle an der Autobahn und dort fährt auch gleich ein Bus Richtung Latacunga. Der ist nur sehr voll, deswegen darf ich vorne beim Fahrer sitzen. Finde ich eigentlich super lustig, denn man sieht mehr von der Landschaft und bekommt auch ein bisschen vom Busfahren mit. Nach knapp 2h sind wir in Latacunga. Von dort fährt laut Reiseführer aber nichts nach Quilotoa. Dass der lügt weiß ich schon dank meinem Freund Saulo, der in Quilotoa wohnt und mir den Busfahrplan durchgeschickt hat. Wie sehr der Reiseführer lügt, bemerke ich aber erst am Terminal. Jede halbe Stunde fährt hier ein Bus… Naja, nicht alles glauben.

Der Bus kämpft sich wieder mal den Berg hinauf, das Handysignal wird weniger, ich schlafe ein Weilchen. Der Druck in den Ohren wird mehr, Quilotoa liegt auf 3914m. An der Bushaltestelle treffe ich gleich ein bekanntes Gesicht: Rasmus, ein Freiwilligenkollege aus Deutschland ist hier. Und er ist nur noch hier, weil Kollege David seine Schuhe im Hostel vergessen hat und gerade zurück rennt. Denn eigentlich wollten sie meinen Bus hinunter nehmen. So bleibt kurz Zeit zum quatschen über Berge und Wandern und Freiwilligenarbeit. Dann kommt auch schon David angerannt, eine kurze Begrüßungsverabschiedung, der Bus hat gewartet.

Quilotoa hat auch gewartet, auf mich. Mit vielen Erinnerungen an den Februar, wo ich schon mal da war. In größerer Gruppe. Das Eingangstor zum Dorf, der Parkplatz an dem wir Rudi abgestellt haben, die vielen Touri-Shops, Saulos Bar. Da sind wir damals nach der Kraterwanderung hineingekracht und haben erst mal 5 Liter Wasser getrunken. Und Saulo kennengelernt, der mich jetzt zum Camping eingeladen hat. Ich krache also wieder mal in die Bar, diesmal bekomme ich Tee, denn es ist kalt und regnet

Bei einer kurzen Wanderung durchs Dorf erstehe ich noch mehr Regenbogenalpakas, die kann man immer brauchen. Saulo und ich kommen drauf, dass wir uns beide sehr für Geschichte interessieren und wissen somit wie wir die nächsten Stunden verbringen, bis das Wetter besser wird. Er erzählt mir über die Inka und darüber, dass in Ecuador eigentlich ein zweiter Machu Picchu entstehen sollte. Ist dann nicht fertig geworden, weil die Spanier gekommen sind. Aber man findet gerade hier in der Region immer wieder Ruinen, Bauwerke und Gegenstände, die auf die Inka zurückzuführen sind. Er zeigt mir Fotos von den Bergen rund um La Mana. Das wäre wirklich ein Archeolog_innenparadies. Leider interessiert sich der Staat aber wenig dafür, die meisten Stellen liegen auf Privatgrund deren Besitzer_innen sich nicht dafür interessieren und die lokale Bevölkerung hat eher Respekt/Angst vor den ganzen Inkaüberbleibseln. Und so bleibt die ganze Info eben im Freundeskreis von Saulo, bestehend aus Tourismus- und Geschichtsstudierenden. Super spannend jedenfalls.

Wir machen Basilikumpesto und zwei Freund_innen kreuzen auf, Denys und Andrea. Bei drei Fremdenführer_innen bekomme ich nochmal eine geballte Ladung Info über die Geschichte und Geografie Ecuadors. Super cool. Wir quatschen weiter über die Inka, die Kolonialisierung und wichtige ecuadorianische Persönlichkeiten. Simón Bolivar und Pedro Vincente Maldonado. Ersterer ein Unabhängigkeitskämpfer, zweiterer ein Geograf. Langsam lerne ich doch ein wenig über Lateinamerika. Immer noch nicht so viel wie ich gerne würde.

Dann gehts Zelt aufbauen, vor einem der schönsten Sonnenuntergänge die ich je gesehen hab. Im Hintergrund die Berge, im Vordergrund ein Esel. Mittendrin wir, hinter uns die Quilotoa-Lagune. So ein Kitsch. Weils aber so nebenbei saukalt ist beschließen Saulo und ich, uns lieber noch eine Runde ins Lokal neben den Ofen zu setzen. Mit Musik, Pizza und Tee.

Irgendwann gehts dann warm eingepackt doch hinaus. Zelten auf etwa 3.900m, auf die Idee muss man halt auch erst mal kommen. Mit Decke und Schlafsäcken im Zelt gehts dann aber eigentlich. Nur mit dem Lagerfeuer haben wir kein Glück, das bläst der Wind ständig aus. Und es tröpfelt. Saulo gibt erst nach einer Stunde auf, aber das Unterfangen Lagerfeuer ist gescheitert. Die Sterne beehren uns leider auch nicht. Dafür ein Hund, der unbedingt auch ins Zelt will. Darf er nicht.

Schwarz liegen die Berge und die Lagune da, der Himmel ist immer noch bedeckt. Trotzdem schön hier. Beim Einschlafen freue ich mich schon auf den Sonnenaufgang.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert