Heute war echt nicht so ganz unser Tag. Aber für das, was alles schief gegangen ist, haben wir das eigentlich ganz gut gemacht. Sagen wir halt. Und auf jeden Fall haben wir viel gelernt.
Der Tag beginnt mit Nutellabrot bei Astrid. Also eigentlich ganz gut. Bis dann das Mail von der Autovermietungsfirma reinkommt. Da steht nämlich, sie stellen uns jetzt das hintere Kennzeichen in Rechnung. Was uns alle verwundert, weil wir nicht mal wussten, dass wir eines hatten, in Ecuador haben ganz viele Autos hinten kein Kennzeichen. Dieses hatte anscheinend eines. Und eine neue Delle gibts auch. Die hatten wir eh auch schon entdeckt. Aber die wäre auch nicht vermeidbar gewesen, weil wenn im zähen Stauverkehr auf einmal von oben Steine auf die Straße purzeln hat man irgendwie keine Möglichkeit auszuweichen. Shit. Also ab zur Autovermietung, wieder mal diskutieren.
So nebenbei bemerken wir auch, dass Jeremias Kamera in Mindo geblieben ist. Blöd, wenn er heut abend in den Dschungel fährt. Und mal abgesehen davon sind wir eigentlich alle so müde, dass wir uns lieber wieder in Astrids Gästebett verkriechen würden. Aber hilft nix, es geht ab in die Innenstadt. Zu unseren besonderen Freund_innen der Autovermietungsfirma. Die heute die Genugtuung haben, am längeren Ast zu sitzen. Wir sitzen also wieder mal im Büro, Felix diskutiert, ich ergänze und übersetze, Jeremia und Vanessa schauen je nach Diskussionslage böse oder traurig-betroffen. Das Ganze wäre ja schon irgendwie ein Kabarett, wenn es nicht um einiges Geld gehen würde. Es endet also damit – dass Felix die Vermietungsfreundin mit einem langen Monolog über unser Freiwilligen-Dasein versucht umzustimmen, während ich schon mal Versicherungspolizzen lese und nach Hause telefoniere, wo mein Papa dasselbe tut. Das Glück ist nicht ganz auf unserer Seite heut.
Nichts desto trotz gehts mit der Seilbahn auf den Rucu Pichincha. Den Gipfel zu erklimmen haben wir schon längst aufgegeben, zu müde sind wir und das Wetter zu schlecht. Oben angekommen, genießen wir die Aussicht mit mulmigem Gefühl im Magen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, in 24h von 0 Höhenmetern an der Küste, auf 4000 auf den Pichincha zu fahren? Aber wir lernen. Zumindest fällt uns aber in luftiger Höhe eine Lösung für Jeremias Kamera ein. Man kann in Ecuador mangels Post Pakete mit Bussen mitschicken. Edwin wird konsultiert, er soll doch bitte besagte Kamera mit dem Nachmittagsbus von Mindo nach Quito schicken. Macht er natürlich.
Den Berg wieder runter, Richtung Mitad del Mundo. Wir machen ja eigentlich Sightseeing. Dazwischen wird noch Jeremias Dschungel-Reise fertig organisiert und dann gibts auch noch Freddy, den Air Bnb-Vermieter. Von dem wollen wir nämlich eine Rückerstattung für die dreckige Absteige der letzten beiden Tage, das Haus von Rokey Docky, wie wir es benannt haben. Da fliegen also wohlformulierte Spanische Nachrichten und Beweisfotos hin und her. Man tut ja sonst nichts.
Nachdem wir uns was zu Essen besorgt und Geld abgehoben haben, weil das ja auch noch irgendwie gemacht gehört, gehts ins Museum Inti Nan am Äquator.
Danach alle Mann und Frauen zum Busterminal, die Kamera abholen. Der Bus aus Mindo ist noch nicht angekommen, sagt man uns. Wir warten eine halbe Stunde, eine Stunde… kein Bus. Also besser viele Busse, aber nicht dieser Bus. Ob der wirklich noch länger braucht als wir gestern? Über vier Stunden von Mindo nach Quito? Das kanns doch nicht sein. Als dann schon der nächste Mindobus ankommt stellt sich heraus, dass der andere natürlich auch schon längst dagewesen ist. Irgendwie war der Bustyp anscheinend verwirrt. Das heißt das Packet mit der Kamera war eh auch die ganze Zeit da. Wir bekommen es gerade noch, 3 Minuten bevor das Busbüro zusperrt. Das war knapp.
Dann verabschieden wir Felix, der schon heute nach Mindo zurück fährt und machen uns zu dritt auf zu Astrid. Ein paar Organisationspunkte gibts noch am Tagesplan. Ich komme mir ein bisschen vor wie eine Mami. Die eine hat Kopfweh, der nächste sucht seine Sachen, der dritte hockt am Busbahnhof und ich, ich koche jetzt erst mal Spaghetti. Und mache einen Zeitplan, wann wer wo hinmuss. Habt ihr auch alle was zu Essen im Rucksack und die Trinkflaschen aufgefüllt? Jeremia, weißt du wie du in den Dschungel kommst? Weiß er, ich habs ihm sicher schon 5x erklärt und aufgeschrieben. Aber ich bin halt ein bisschen Mami. Essen ist fertig, da schreibt Felix, dass er immer noch am Busbahnhof hockt und kein Bus fährt. Es ist mittlerweile 9. So ein lustiger Tag aber auch.
Ein Taxi für Jeremia organisiert, draufkommen, dass er genau jetzt keine Daten mehr am Handy hat. Zum Glück kann auch Astrid Recargas machen. Ein schneller Abschied und wir sind wieder einer weniger. Die Reisegruppe löst sich langsam auf. Die Mami-Instinkte lassen trotzdem nicht nach, sind dann langsam alle im richtigen Bus gelandet? Und haben alle alles mit? Natürlich nicht, aber alles übrig gebliebene nehmen halt Vanessa und ich mit. Es ist Mitternacht, als endlich die Nachrichten kommen, dass alle dort sind wo sie hingehören. Felix in Mindo, Jeremia im Bus in den Dschungel und Vanessa und ich? Immer noch auf Astrids Sofa. Dort chillt sichs nach so einem Tag am besten.