Ich erwache langsam neben dem Lagerfeuer. Die Zeremonie hat fast die ganze Nacht gedauert, wir haben im Sand geschlafen. Ein bisschen müde sitze ich noch lange mit Galo, dem Schamanen, auf der Bank. Es gibt einiges zu besprechen, von der Zeremonie bis zu generellen Lebensfragen. Wir verstehen uns gut, quatschen über Reisen und Alltag, über seinen als Schamanen und meinen als Voluntärin in Mindo. Galo erklärt mir noch ein bisschen mehr über Heilsteine und andere Gegenstände, die er da auf dem Tisch liegen hat. Ich bekomme ein paar Räucherhölzer vom Palo Santo.
Irgendwann ziehe ich mich doch ins Dschungelzimmer zurück, ein wenig ausruhen. Als ich aufwache geht Galo gerade, wir verabschieden uns herzlich. Ansonsten passiert heute nicht viel. Für die geplante Höhlentour sind wir alle zu ko. Stattdessen chillen wir auf Scotts Gelände und reden viel über die Erfahrungen der Zeremonie.
Irgendwann gehts mit Leonie und Tarik nach Misahualli zum Bankomaten, wir haben alle kein Geld mehr. Der typische Punkt an jeder Reise, dass man irgendwann ohne Bargeld da steht. Karten bringen einem in Ecuador meistens herzlich wenig. So auch heute, denn der einzige Bankomat im Dorf ist kaputt. Pinche Banco Pichincha. Auch sonst gibt es hier keine Möglichkeit zu Bargeld zu kommen. Wir geben unser letztes Geld für Essen und Trinken aus, Leonie und Tarik fahren danach zum Bankomaten nach Tena, die nächstgroße Stadt.
Mir ist das zu blöd, weil ich eh morgen nach Tena fahre. Außerdem bietet Scott mir an, ihm die Übernachtungskosten per Paypal zu zahlen. Problem gelöst. Irgendwie findet sich immer eine Lösung für die Geld-Misere, aber manchmal dauert das schon länger. Bei irgendwem irgendwas ausborgen? Das dann überweisen, aber international mit Gebühren? Hat nicht zufällig jemand ein europäisches Bankkonto? Vielleicht funktioniert der Bankomat morgen wieder? Immer dieselbe Diskussion. Aber naja, mit etwas Kreativität findet sich jedes mal irgendeine Lösung.
Ich mache einen Strandspaziergang und suche die Affen, weil ich ein letztes Foto machen möchte. Finde sie natürlich nicht. Stattdessen streife ich durch die Straßen, Kokossaft gibts keinen weil kein Geld. Und die vielen Verkäufer_innen vom Wochenende sind auch nicht mehr aufzufinden, das Dorf ist fast menschenleer. Aber nicht affenleer. Ich bin schon am Weg zurück zu Scott, als ich einen Affen am Gehsteig entdecke. Er spielt mit einem Becher und legt sich schließlich hechelnd in den Schatten. Ob er Durst hat? Ich fülle ein bisschen Wasser aus meiner Trinkflasche in den Becher und stelle ihn dem Affen hin. Er greift zu, trinkt gierig und steckt dann die Hand ins Wasser, wischt sich übers Gesicht. Ich beobachte das Schauspiel eine Weile.
Dann mache ich mich wieder auf auf den mittlerweile schon vertrauten Weg zur Unterkunft. Ich lasse den Tag am Strand ausklingen, der um einiges kleiner ist als am ersten Tag. Der Fluss führt viel Wasser. Später sitze ich noch im Garten, es strahlen keine Sterne vom Himmel. Aber ich höre dem Dschungel zu. Heute zum letzten Mal.