Der Cotopaxi und das Riesenrad

Gestern war so ein richtig sterotyper Freiwilligentag, dass ich das hier aufschreiben muss. Es ist schon ein bisschen Routine in den Tagesablauf gekommen, aber es gibt immer noch Zeit für Abwechslung, was ich sehr mag.

Ich beginne den Arbeitstag damit, die Hühner und die kleinen Küken und danach die Katzen zu füttern. Nach der Teambesprechung um 9 Uhr ist wieder mal meine Aufgabe, die Sandkiste umzugraben. Dabei habe nicht nur tatkräftige Unterstützung von der Katze, sondern auch von ein paar Kindern. Sie plappern mit mir und begutachten dann einen Spielzeugkübel. Ist der aus Peru? Ich schaue und entdecke zu meiner Verwunderung die österreichische Flagge und das Riesenrad auf dem Sandkübel. “Das ist aus Wien, da wo ich herkomme”, erkläre ich lachend den verdutzten Kindern. Dann wollen sie natürlich wissen was denn das Riesenrad ist.

Bist du damit schon mal gefahren?

Ja, ist ganz nett!

Fährt das schnell?

Nein, haha, das fährt ganz langsam, damit Leute einsteigen können.

Ohhhh ganz schnell wäre aber schon lustiger!!!

Allerdings, schnell wäre lustiger. Aber wenn man ganz oben ist, sieht man dafür über ganz Wien.

Ohhhh wie cool!

Dann erzählen sie mit von irgendeiner Piratenschiffschaukel, mit der sie gefahren sind. Die ist schneller als das Riesenrad!

Weil sie mir unbedingt helfen wollen, schütten wir jetzt einen Sandhaufen auf. Hacemos el Cotopaxi, bestimmen die Kinder. Das ist der zweithöchste Berg Ecuadors und ein aktiver Vulkan. Also gut, schaufeln wir mal. Aber ich weiß ja nicht wie hoch der Cotopaxi ist, wie viele Schaufeln brauchen wir noch, Kinder? Die kennen sich aus, sie waren nämlich schon auf dem echten Cotopaxi. Und der ist so toll, dass ich ihn auch mal besuchen muss, da sind sie sich einig. Mal sehen, ojalá.

Felix und ich wollen dann die Vorhangstange im casita reparieren, das haben wir letzte Woche angefangen. Doch im letzten Moment und kurz vorm Erfolg fällt ein Teil herunter und zerbricht just an derselben Stelle wie das kaputte Teil vorher. Tja, auf ein Neues. Unsere Handwerkskills müssen wir noch üben. Oder mehr Glück haben beim nächsten Mal.

Am Nachmittag darf ich wieder in einer Kindergruppe hospitieren. Die Begrüßungsreime hab ich schon besser drauf als letztes Mal. Dann schleifen wir Holz und singen dabei Lieder. “Grün grün grün sind alle meine Farben” auf Spanisch, dann darf ich die deutsch Version zum Besten geben. Wer will sich eine Farbe aussuchen?

Dann wechsle ich in die Gruppe der Teens. Salem macht gerade eine Kampagne gegen Gewalt an Frauen und wir kleben im ganzen Dorf Plakate auf. In jedem Shop, an dem wir vorbeikommen, dürfen wir ein Plakat aufhängen. Das Thema ist den Leuten wichtig, das merkt man. Alle Plakate verteilt, sprinten wir dann zurück nach Salem, denn es ist schon 16 Uhr, da müssen wir zurück sein. Keuchend kommen wir an, nein Leute wir sind nicht zu spät. Waren außerdem unterwegs in wichtiger Mission.

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