Katzen oder Kinder?

Das ist die Frage es heutigen Tages. Ich bewundere ja die Leute, die beides daheim haben. Wie die das machen. Ich bin jedenfalls ziemlich ko heute, wegen Katzen und Kindern. Den Anfang machen letztere: Ich übernehme wieder die Betreuung des Onlineunterrichts, die es heute in sich hat. Sieben Schützlinge unterschiedlichen Alters halten mich auf Trab. Die einen brauchen etwas ausgedruckt, die anderen kommen nicht in den Zoom-Raum, die nächsten haben gerade keinen Unterricht und wollen lieber Computerspiele spielen. Und quatschen wollen sowieso alle auf einmal. Irgendwann kommt ob der Lautstärke Jonas aus dem Büro herüber und spricht mal Klartext. Und irgendwann wirds besser, weil ich einen Spezialisten in seine Gruppe schicke und einen anderen an Edwin abgebe. Lieb sind sie ja, aber das mit der Disziplin muss sich noch einspielen.

Zum Mittagessen ist der Onlineunterricht vorbei, dafür kommt die nächste schlechte Nachricht. Die kleine Katze hat sich die Operationswunde aufgebissen. Gut gemacht, Katze, besonders weil die Tierärztin erst wieder in zwei Wochen ins Dorf kommt. Jonas und ich desinfizieren die Wunde, was anderes bringt nix, meint er. Er hat nämlich aus Katzenerfahrung eine Statistik aufgestellt: Salbe hält genau 1 Minute, Pflaster 2 Minuten, Verband 10 Minuten und Trichter 15 Minuten. Letzteres probiere ich trotzdem aus. Der protestierenden Katze wird also der Trichter übergestülpt, jetzt läuft sie sehr grantig damit durch die Gegend. Jonas hat aber recht, nach einer Viertelstunde hat sie sich befreit.

Dafür fängt die Wunde ein paar Stunden später wieder stark zu bluten an. So geht das nicht, wir packen die wimmernde Katze also ein und bringen sie zum Tierfutterladen. Die Dame dort kennt sich angeblich besser aus. Sie verweist uns an einen gewissen Eduardo, der ein paar Häuser weiter wohnt. Der Herr Eduardo ist aber nicht da, sondern in Quito. Zurück in Salem spricht sich das katzische Problem langsam herum. Beziehungsweise laufe ich mangels Sprachkenntnisse im medizinischen Bereich einfach mal mit der Katze auf dem Arm herum und frage alle kompetent aussehenden Personen, was sie denn da tun würden. Da kommt eine lange Liste zusammen: selber nähen versuchen, Wasser mit Salz, Panela drauftun, verbinden, Teebaumöl, Drachenblut. Äh ja, alles auf einmal dann lieber doch nicht. Wir desinfizieren also nochmal und sperren die arme Katze samt Trichter in den Transportkorb. Dort miaut sie zwar kläglich, aber sicher ist sicher. Und weil ich nicht anders kann, bekommt sie wie letztens Zwangsasyl in meinem Zimmer. Als wir noch eine Dorfrunde drehen wird sie unter Protest wieder in den Korb gesperrt. Und begrüßt mich später auf meinem Bett thronend ohne Trichter um den Hals. Wie sie das geschafft hat, wüssten wir gerne. Eines haben kleine Kinder und Katzen ja gemeinsam: Man kann sie keine 5 Minuten aus den Augen lassen…

Nach einem ganzen Tag Katzen und Kinder sitten bin ich sehr erledigt. Obwohl ich beide sehr gern hab und nicht missen möchte. Bleibt also die Frage: Was ist mehr Arbeit und Verantwortung, Katzen oder Kinder? Sind die immer so anstrengend? Reicht eins davon? Und wie schaffen manche Leute beides?

4 Kommentare

  1. Liebe Julia! Wir hoffen, dass es dir gut geht und du trotz allem viel Spaß bei deiner neuen Herausforderung hast. Vielen Dank, dass wir an deinem Leben teilnehmen dürfen. Deine Geschichten sind sehr interessant und toll geschrieben. Alles Liebe und weiterhin viel Spaß und wir freuen uns schon auf die vielen weiteren interessanten Beiträge Joe und Heidi

    • Das freut mich, ihr beiden. Vielen Dank!
      Musste in Quito eh an euch denken, weil Astrids Gästezimmer solche Ähnlichkeit mit eurem hatte, wo ich als Kind paarmal übernachtet hab. Da hab ich mich gleich daheim gefühlt 🙂
      Viele liebe Grüße

  2. Liebe Julia, vielleicht kannst du Baumharz auftreiben, sollte es Nadelhölzer bei euch geben
    Warm machen, da wird es flüssig und handwarm auf die Wunde streichen
    Verklebt die Naht, ist steril und die Katze kann es nicht so leicht ablecken, wenn es härtet
    Haben bei uns früher die Holzfäller so gemacht bei einer frischen Verletzung
    Mußte es vielleicht ein paarmal wiederholen
    Alles Gute und liebe Grüße
    Karin

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