Reise zum Mittelstrich der Erde

Heute sind wir am Äquator herumgehüpft, haben einiges über die indigenen Völker Ecuadors gelernt und wissenschaftlich fragwürdige Experimente gemacht. Dafür heißt es früh Aufstehen, die kranke Katze versorgen und die Hühner rauslassen. Um 6.30 fährt der Bus. Der fährt mal mit offener Tür durch ganz Mindo und sammelt noch Leute ein. 3.60 Dollar kostet die Busfahrt nach Quito. Ich freue mich schon auf der Fahrt wieder ein bisschen mehr von Ecuador kennenzulernen.

An der Mitad del Mundo, Mitte der Welt, treffen wir Astrid. Wir haben sie auf unserem wahnsinnigen Flug hier her kennengelernt. Dafür hat sich die Warterei am Flughafen in Guayaquil aber dann doch ausgezahlt. Sie ist ursprünglich aus Deutschland und wohnt in Quito. Ihre Hündin Lucy ist auch mit dabei und hat uns sofort gern. Astrid hat auch ein Auto, mit dem wir durch die Gegend kurven und das auch schreit, so wie alles hier. Oder eben hupt, immer wenn es uns begrüßt.

Die Mitad dem Mundo ist eine gezogene Äquatorlinie, inklusive Kolonialmonument und Touristendorf. Eigentlich liegt der Äquator etwa 240m weiter weiter nördlich, aber das wussten sie im 18. Jhdt noch nicht und später hat man sich für die Errichtung des Monuments hier entschieden, weil die Lage verkehrstechnisch günstiger war. Vermessen haben den Äquator damals die Franzosen im Jahr 1736. Und deswegen gibt es hier ein riesiges Monument, eine gelbe Linie und eine Allee mit Köpfen von den ganzen Vermessermenschen. Aufs Monument kann man rauf und hat eine schöne Aussicht. Ansonsten gibts in Mitad del Mundo noch jede Menge Touri-Shops, Schaukeln und kleine Museen. In denen wird Geschichtliches und Physikalisches zum Äquator präsentiert. Wir laufen durch, währenddessen weint uns Hündin Lucy nach und begrüßt uns nach jedem Museum wieder freudig.

Danach gehts ins Sonnenmuseum Inti Nan, welches einen eindeutig freudigeren und weniger kolonialen Flair hat als Mitad del Mundo. Wir lernen über die Bräuche von indigenen Völkern in der Amazonasregion und mehr über Kultur und Geschichte Ecuadors. Außerdem gibt es auch echte Meerschweinchen. Die werden in Ecuador gegessen, aber diese hier nicht. Zum Abschluss gibt es wissenschaftlich fragwürdige Experimente zur Physik des Äquators. Ob das Wasser wirklich im Norden und Süden in die andere Richtung abrinnt? Wenn man das Waschbecken einen Meter von der Äquatorlinie wegstellt? Wir sind da skeptisch, aber immerhin haben wir jetzt eine Urkunde, dass wir ein Ei auf einem Nagel balancieren können. Das geht nämlich angeblich auch nur am Äquator…

Zumittag lädt uns Astrid in ihr Lieblingsrestaurant “De la llama” ein. Wirklich sehr gutes Essen und ein tolles Gefühl mal wieder im Restaurant zu sitzen. Das ist eben Stadt-Feeling. Quito ist eine schöne Stadt und manche Teile des Stadtbildes könnte man wohl auch im Süden von Europa wieder finden. Wenig verwunderlich, denn die Kolonialmächte haben hier viel gebaut. Oder bauen lassen. Die Altstadt von Quito war übrigens das erste Unesco Weltkulturerbe (ja ich habe brav den Reiseführer gelesen). Wir schauen uns die Kathedrale an. Sie ist im gotischen Baustil, wurde aber im 19. Jhdt erbaut. Fake-Gotik also. Mit Stahlträgern und Beton. Schön ist sie trotzdem und vom Turm aus hat man einen wunderschönen Blick über Quito. Die Stadt liegt länglich da, links und rechts von Bergen eingeschlossen. In der Mitte gibt es einen Hügel, auf dem ein Denkmal steht. In den moderneren Stadtteilen reihen sich Hochhäuser aneinander, in der Altstadt gibt es kolonialen Prunk. Weiter draußen, wo auch Mitad dem Mundo liegt, gibt es einfachere Häuser.

In Astrids Haus begrüßt uns Lucy stürmisch. Wir haben sie vor der Altstadt-Tour dort abgesetzt. Sie hat das genutzt um zu schlafen und jetzt voller Energie Kuscheleinheiten einzufordern. Bekommt sie natürlich. Den Abend verbringen wir auf der Couch, mit Colada Morada. Das ist ein typisch ecuadorianisches Getränk aus schwarzem Maismehl und Früchten. Das wir so müde sind liegt wohl auch an der Physik des Äquators. Oder so. Jedenfalls freue ich mich aufs Bett, welches im Vergleich zu der Freiwilligenunterkunft in Salem sehr premium ist. Die Dusche auch. Urlaubsfeeling. Lucy gefällt das zwar gar nicht, dass ich hinter der Tür verschwinde, aber ich komme da wieder raus, Hund. Versprochen.

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