Begegnungen und Geschichten

Heute hatte ich so eine Begegnung, die mir wieder gezeigt hat warum ich Journalistin bin oder werden wollte. Nicht mehr als ein Gespräch, aber das Feuer für Geschichten ist entfacht. Ich liebs.

Eigentlich war der Tag lang und ich müde. Nach der Arbeit sind wir aber zum Kaffee eingeladen, um den Studienabschluss von Kollegin Joey zu feiern, die seit letzter Woche “licenciada” in Sozialer Arbeit ist. Und wenn das Team so ungezwungen zusammenkommt ergeben sich auch die besten Gespräche.

Ich habe ja schon seit meiner Ankunft hier die journalistischen Fühler ausgestreckt und wittere Geschichten. Die meisten müssen noch reifen, mein Spanisch besser werden, oder ich bin noch auf der Suche nach einem Anknüpfungspunkt. Zwei solche habe ich heute gefunden. Ich quatsche mit Kollegin Geraldina, die mir begeistert von verschiedensten Reisezielen in Ecuador und den umliegenden Ländern erzählt und mir auf meinem Handy eine lange Reiseliste schreibt. Ich mag sie. Wir reden über mein Studium, über eine ihrer Freundinnen in Wien und das Reisen. Geraldina ist irgendwie so ein Mensch, die alles macht. Und so nebenbei, wirft Jonas ein, ist sie eine der führenden Frauenrechtsaktivistinnen in Ecuador. Wie das an mir vorbeigehen konnte? Shame on me. Sofort finden wir uns in einer Diskussion über Femizide, Statistiken und Frauenhäuser wieder. Geraldina sagt sie gibt mir so viele Interviews wie ich will. Jackpot, gekauft.

Ich hab eh Radio Orange versprochen, dass ich von Ecuador aus eine Sendung für sie mache. Just gestern habe ich meiner besten Freundin und journalistischen Co-Workerin dafür einen Themenvorschlag geschickt: Den illegalen bzw. halblegalen Bergbau in Naturschutzgebieten in Ecuador. Dabei bauen riesige ausländische Firmen Gold, Silber und Kupfer ab, das sich in Ecuador zu Hauf findet. Das Land bekommt von den Gewinnen beinahe nichts. Es bleiben aber Umweltschäden, wie verschmutzte Flüsse, Bodenerosion und zerstörte Wälder. Die sozialen Auswirkungen sind auch nicht zu unterschätzen. Die Umweltschäden gefährden außerdem den Tourismus, der die Lebensgrundlage vieler Leute hier ist. Klar – Wälder mit Bergwerken drin sind nicht ganz so catchy. Das hat mir zumindest meine Freundin Fran geschildert, die bei einem Jugendnetzwerk gegen den illegalen Bergbau ist. So hatte ich das Thema schon länger auf dem Schirm. Und weil Geraldina eben alles und jeden hier kenn, weiß sie darüber auch Bescheid und gibt mir Hintergrundinfos zu den Protesten gegen die Bergwerke. Chevere. Und so nebenbei ist meine andere Kollegin irgendeine Vorsitzende von einem Netzwerk gegen den Bergbau und kennt sich damit noch besser aus. Die gibt sicher auch ein Interview. Wie das auch an mit vorbeigehen konnte? Ich weiß es nicht. Ich werde jetzt jedenfalls meine ganze Kollegenschaft mal googeln, um rauszufinden was die sonst noch so tun.

Noch am Abend fange ich an zu recherchieren, denn das Feuer ist entzunden. Das Feuer für die journalistische Arbeit, das während dem Studienabschluss unter hundert wissenschaftlichen Arbeiten und Wirtschaftsprüfungen erstickt worden ist. Ich werde Radio Orange schreiben. Und irgendwas machen. Was es wird weiß ich noch nicht, aber die Möglichkeiten hüpfen nur so vor meiner Nase auf und ab. In SALEM kommt wirklich die ganze Welt zusammen.

Also stay tuned, es wird wohl noch ein bisschen dauern und weiterbrennen, aber something big is coming. Und weil ich als Journalistin natürlich auch self promotion betreibe, checkt bis dahin einfach mal meine letzte Sendung für Radio Orange ab. Es geht um etwas ganz anderes, nämlich LGBT-Rechte in Nigeria. Aber sehr hörenswert. Findet man übrigens auch gleich am Anfang, wenn man mich googlet. So und jetzt schaue ich mal, was ich noch so über meine Kolleg_innen, Frauenrechte und Bergwerke rausfinde.

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