Es ist selbstverständlich, dass ich vor dem Frühstück eine Runde zu Senora Luisa marschieren kann, ohne Geld und Ausweis in der Tasche, nur mit Maske und Rucksack bewaffnet. Wir brauchen Avocados und Brot.
Es ist selbstverständlich, dass Edwin und Talis da sein können, wir Webmingo machen und essen gehen und sie um 11 noch unter meinem Zimmerfenster die Europahymne singen, laut und falsch und obwohl ich eigentlich schlafen will.
Es ist selbstverständlich, dass ich Felix durch die Wand “Gute Nacht” zurufen kann, wenn wir beide wieder einmal viel zu spät schlafen gegangen sind weil wir Filmabend gemacht haben oder tiefsinnige Gespräche bis spät in die Nacht geführt haben, obwohl wir am nächsten Tag arbeiten.
Es ist selbstverständlich, dass ich mit Maja Wochendend-Reisepläne schmeide, die dann doch nichts werden, weil in einer Pandemie halt nichts selbstverständlich ist.
Es ist selbstverständlich, dass ich hier im Comedor sitze und schreibe, dabei Kolibris und dem Nachtröpfeln des Regens lausche, und dem Kinder- gemischt mit Kolleg_innengeschrei, weil es in SALEM einfach niemals leise ist. Das Vogelzwitschern mischt sich noch dazu.
Es ist selbstverständlich, dass ich mir die Katze schnappe wenn ich Kuscheleinheiten brauche. Und dass sie uns alle Tag für Tag zum Lachen bringt, weil sie einfach die verrückteste Katze der Welt ist.
Das ist meine kleine selbstverständliche Welt. Für jetzt.
Die Welt in Österreich ist ganz anders, entzieht sich gerade meinem Selbstverständnis. Aber irgendwann muss ich zurück in diese Welt, was dort dann wohl selbstverständlich ist?