We all live in a pink-green bus

Wir haben beschlossen übers Wochenende an den Strand zu fahren, nach Mompiche. Das ist ungefähr so lang wie von Österreich an irgendeinen kroatischen Urlaubsort, wo niemand schnell mal übers Wochenende hinfahren würde. Aber hier hat man ein anderes Verständnis von Distanzen und Busstunden.

Wir stehen um 6.30 an der Bushaltestelle und diesmal fährt der Bus von Kennedy. Haben nämlich den geheimen Trick herausbekommen: Man muss am Vorabend schauen, ob er am Parkplatz steht, dann fährt er in der Früh mit hoher Wahrscheinlichkeit.

Wohin wir fahren? Mal nach la Concordia. Dort fährt aber der Anschlussbus erst in 1.5 Stunden. Nagut, dann doch weiter nach Santo Domingo. Der Schaffner, mit dem ich vorher schon länger diskutiert habe wie man denn diese Route am besten anlegt, lacht nur noch. Wir sind jetzt auch länger in diesem Bus, weil wir ein schönes unnötiges Dreieck fahren, das uns wahrscheinlich 2h kostet. Nächstes Mal wissen wirs vielleicht besser.

In Santo Domingo fragen wir wann der nächste Bus fährt. Ahorita ahorita. Sofort. Ist noch Zeit um aufs Klo zu gehen, frage ich. Ja, heißt es. Felix wartet mit dem Rucksack, Maja und Edwin laufen vor. Am Terminal führt uns ein Typ quer über den Parkplatz, weg von den Bussen. Was passiert denn jetzt? Der Typ telefoniert. Am Schranken sehen wir schließlich einen grünen Bus, der piepsend zurückschiebt. Haben die doch einfach den Busfahrer angerufen, er soll mal wieder kommen, wir wollen noch mitfahren. Das gibt’s halt auch nur hier.

Auf weitere 100 Stunden Busfahrt. Ich kaufe eine Bananen Tortilla mit dem Risiko einer Lebensmittelvergiftung. Bei fast jeder Haltestelle steigen hier Verkäufer_innen ein, die Brot, Süßigkeiten, anderes Essen oder Handyzubehör verkaufen. Sie fahren mit bis zur nächsten Haltestelle und versuchen ihr Glück.

Dann gibt’s Pelea de Buses, einen Buskampf. Dieser andere gelbe Bus will nämlich vor unseren und umgekehrt. Es gipfelt darin, dass die Busfahrer nebeneinander stehen bleiben und sich mal anschreien. Während von vorne ein anderer Bus entgegen kommt. Über die nächsten 2h verteilt gibt’s Elefantenrennen: Mal überholen wir, dann zieht wieder der Gelbe vorbei. Finden wir höchst unterhaltsam. Edwin erzählt später, dass wahrscheinlich sogar wir die ganze Sache verursacht haben. Die Busse dürfen nämlich nur im 15min-Abstand in  dieselbe Richtung fahren, damit sie sich nicht die Fahrgäste wegnehmen. Und mit dem auf uns warten ist der Zeitplan wohl durcheinander gekommen. Wenn es denn mal einen gab.

Ein Tal, darin grasbewachsene, sonnenbeschienene Hügel. Sie verschwinden hinter den nächsten Bäumen, bevor ich ein  Foto machen kann, sind sie schon wieder verschwunden.

Endlich in Perdernales angekommen fährt auch ahorita der nächste Bus. Und wir müssen in den Terminal Fahrkarten kaufen, obwohl Felix Rucksack schon mit dem Bus herumfährt. Kein Bamkomat in Sicht, genug Bargeld haben wir wieder mal nicht.

Wir sind wieder die cool Kids der letzten Reihe. Was als Nebeneffekt hat das unsere Popöchen manchmal gute 20cm vom Sitz anheben und wieder draufknallen, mein Steißbein schreit.

Aus dem Busfenster sehe ich einen gesattelten Esel, angebunden an einen Laternenpfahl. Daneben einen Mann mit weißen Haaren, der an der Bushaltestelle sitzt, in die Ferne starrend.

Ein Verkäufer schenkt Süßigkeiten her, bietet anschließend welche zum kaufen an. Mit viel Charme und Witz. Für einen Dollar kaufe ich gebrannte Erdnüsse, jetzt ist der Verkäufer glücklich und Edwin auch. Telefonieren geht wieder mal nicht. Funkloch.

Irgendwann bleibt der Bus stehen, wir sollen kommen. Turns out, dass er hier ab hier nicht mehr weiter fährt. Bankomat gibt’s immer noch keinen. Wir nehmen ein Taxi für den Rest der Strecke. Wir sausen vorbei an Palmen und Bananenbäumen, der Himmel ist bewölkt, Felix erklärt vorne dem Taxifahrer, was wir in SALEM machen. Das ist auch einer der spanischen Redeschwälle, die sich in  mein Gehirn mittlerweile eingebrannt haben: Die Erklärung was wir hier als Freiwillige tun, was SALEM macht und wir hier bleiben.

In Mompiche angekommen fällt mir als erstes auf wie klein es ist. Dafür, dass es in jedem Reiseführer 2 Seiten füllt besteht das Dorf vielleicht aus 5 Straßen und drei Ecken. Es ist mittlerweile Nachmittag, fast 10h hat die Reise gedauert.

Wir bauen das Zelt auf, dann heißts auch schon wer zuerst im Wasser ist. Hinter dem Zaun unserer Unterkunft muss man nur die Steine hinunterklettern und ist schon am Wasser.

Die Wellen sind hoch, Edwin, Maja und ich tauchen drunter durch und springen mit. Wer hält den Wellen am besten Stand? Es dauert lange, bis wir genug Salz im Mund und in den Augen haben, dass wir aufgeben.

Zum Abendessen gibt’s Shrimps in einer Kokosmilch-Soße, mit Reis und Patacones und Blick aufs Meer. Dann erforschen wir Mompiche und treffen ein Pärchen aus Argentinien. Sie sind per Fahrrad unterwegs, volunteeren gerade hier und machen total schöne Schmuckstücke.

Der Abend klingt an der Bar aus, wo wir Carla und Felix kennenlernen. Sie sind auf Reisen und finden Mompiche genauso toll wie wir. Am Heimweg überrascht uns ein ordentlicher Regenguss, der aber zumindest nicht das Zelt unter Wasser setzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert