Nichts-tun muss auch mal sein

Heute ist einer dieser Tage, die irgendwie vom nichts-tun geprägt sind. Irgendwie auch klar, die letzten beiden Wochen waren lang und anstrengend. Bisher war auch noch keine Zeit, mal die Eindrücken wirken zu lassen. Unser Schoko-Kurs in Mindo wirkt, als wäre er vor Jahren gewesen. Waren wir nicht vor einer Woche noch in den Bergen? Ich habe irgendwie kein Zeitgefühl mehr und gerade wirkt alles ein wenig überfordernd. Positiv überfordernd.

Naja, wir nehmen uns also heute den Tag Zeit um auszuschlafen. Alle stehen irgendwann auf, ganz wann es ihnen einfällt. Felix ist der erste, der sich zum Strand bewegt, dann ich. Wir sitzen da unter den Dächern aus Palmenblättern, durch die es halb durchregnet. Das Wetter ist irgendwie doof: Kühl, regnerisch. So gar kein Strandfeeling irgendwie. Irgendwann sehe ich auch Julia im Pyjama am Strand herumlaufen. Irgendwie hat der Tag eine Ruhe und eine Einsamkeit, die wir alle ganz gut brauchen können.

Es ist gefühlt schon Mittag, als Felix und ich beschließen ins nächste Dorf zu fahren, um dort noch Lebensmittel zu kaufen. Rudi muss dafür wortwörtlich baden gehen, denn die Nachbarsgärten und die halbe Straße stehen unter Wasser. Viel Regen halt. Im Dorf finden wir eine Panaderia (also eine Bäckerei), kaufen dort um vier Dollar zwei riesige Sackerl Brot und so komische knusprige Ringe, die wir zum Knabbern einfach lecker finden. Irgendwie erinnern mich die an irgendwas, was ich auch zuhause gerne esse, aber ich komme nicht drauf, was. Dann noch ein Abstecher in den benachbarten Supermarkt und irgendwie sind wir plötzlich 19 Dollar los. Ich trage das gleich in unsere App ein, eine App die klug genug ist unsere Ausgaben gegenzurechnen. Kaum zurück am Strandhaus fragt Julia, wie zur Hölle wir so viel Geld für Essen ausgeben können. Eigentlich wollten wir ja Restl-Essen machen, upps. Wohl doch nicht. Wir funktionieren kurzerhand Bänke auf der Terrasse zu unserem Frühstückstisch um und haben sogar ein richtiges Festmahl: Müsli mit Joghurt, Obst, frisches Brot, Erdnussbutter und Marmelade. Für Felix gibt es sogar Käse.

Nachdem das Chaos wieder beseitigt ist, verziehen sich alle wieder an den Strand. Dort lässt sichs gut denken, reden und Tagebuch schreiben. Langsam ziehen auch die Wolken ein bissi mehr auf, die Sonne kommt durch. Ein Strandspaziergang wäre nice, denke ich mir. Also marschieren wir los, den verlassenen Strand entlang. Es sind einfach weit und breit keine Menschen zu sehen. Ich schicke meiner Familie ein Foto: Der Beweis, dass wir das Ende der Welt gefunden haben. Was wir auch finden sind viele, viele Muscheln. Teilweise sogar ganz schön große. Nachdem wir zurück am Haus sind breiten wir die Funde auf den Bänken vor der Tür aus. Nicht, dass wir alles davon wirklich mitnehmen werden, aber schön sind die Dinge schon.

Den Nachmittag nutzen Jeremia und ich dann, um uns mal für Uni-Vorlesungen anzumelden. Die Anmeldephase ist schon fast vorbei, aber wir sind alle beide nicht so richtig mit dem Kopf dabei. Dazu haben wir das Problem, dass hier kaum Empfang ist. Wir setzen uns also in den Garten, damit wir das W-Lan vom Nachbarhaus abzapfen können. Klappt halbwegs und das Semester ist letztlich relativ schnell geplant. Weniger schnell geht dafür das Mittagessen: Nudeln mit Brokkolisauce soll es werden. Ohne Gewürze geht das schlecht, Felix fährt also Knoblauch und noch mehr Brot kaufen. Die Pfanne beschließen wir nicht zu verwenden, weil darin Maden leben. Aber irgendwie geht es auch mit Töpfen. Am Ende sind die Nudeln etwas salzarm, weil das Salz hier weniger gut salzt (sagt Julia), die Brokkolisauce aber würzig genug, dass das nicht weiter auffällt. Gewürzpannen hin oder her, es schmeckt.

Am Abend beschließen wir dann noch Lagerfeuer am Strand zu machen. Dazu wollen wir Stockbrot haben, einmal mehr einkaufen bitte. Julia und ich fahren also ins Dorf, einkaufen Klappe die Dritte, während Felix und Jeremia Holz für das Lagerfeuer sammeln. Es wird schnell dunkel und irgendwie sind die Mosquitos heute besonders aggressiv. Julia bittet mich ihr Badetuch vom Strand zu holen und nach den zwei Minuten im Freien bin ich mehr oder minder schon zerfressen. Irgendwie haben wir aber auch kein Gelsenmittel mehr, also ziehen wir uns alle lange Sachen an und hocken uns mit Stockbrot ans Feuer. Unsere Idee, die Füße im Sand zu vergraben wirkt im ersten Moment sehr sinnvoll. Nur haben wir nicht mit den Sandflöhen gerechnet. Am Ende streiten wir uns um Julia´s Fenistil und Felix erschlägt für gute 45 Minuten die Gelsen in unserem Haus. Er und ich beschließen dann auch schlafen zu gehen. Wie lange Jeremia und Julia noch Uno zwischen uns am Bett spielen, bekomme ich gar nicht mehr mit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert