Die zweite Hälfte meines Freiwilligeneinsatzes ist angebrochen und das, ohne dass ich wirklich darüber nachgedacht habe. Und weil sich genau zu diesem Zeitpunkt so viel verändert hat, habe ich fast das Gefühl ich mache einen zweiten Freiwilligeneinsatz. Es beginnt etwas Neues, Staffel 2 bricht an. Und ich bin ja immer noch der Meinung, man sollte das alles hier verfilmen. Man bräuchte beinahe nichts dazu erfinden.
Was gibt es Neues? Die Schulferien sind da. Das heißt, wir haben keinen normalen Arbeitsalltag in SALEM mehr, sondern jede Woche irgendwas anderes. Schulschlussfeiern am Sportplatz, einmal mit den kleinen, einmal mit den Großen. Mit Sackhüpfen, Frisbee spielen, Schnurspringen, Zitronen auf dem Löffel balancieren und alles was man sich sonst noch so vorstellen kann. Und eigentlich wollen wir alle noch mehr spielen als die Kinder. Die freuen sind aber auch, wenn ich gegen sie mit dem Sack durch die Gegend hüpfe oder mit ihnen Schnur springe. Mit den Teenies spielen wir alle Fußball, das wünschen sie sich. Also schnell zwei Mannschaften gewählt, mangels Trikots weiß aber schon nach 3 Minuten keiner wer hier eigentlich gegen wen spielt. Egal, Hauptsache Spaß. Ich stehe im Tor und kann behaupten, dass sich das ewige Fußballspielen mit meinem Bruder im Garten ausgezahlt hat: Ich kassiere keinen einzigen Treffer. Am Ende gewinnt unsere Mannschaft 2:0. Glauben wir halt, denn Schiedsrichterin Sule hat auch irgendwann den Überblick verloren, wer da wohin gehört. Auf jeden Fall sind am Ende der Feiern alle verschwitzt und glücklich. Que les vaya bien, schöne Ferien.
Dann stehen als erstes Instandhaltungsarbeiten, genannt Mingas, an. Jonas will, dass wir die Werkstatt aufräumen. Gesagt getan. Welche Nägel kann man zusammen geben? Was ist denn das und wofür wird es benutzt? Funktioniert es überhaupt noch? Am Ende blitzt und blankt die Werkstatt und hat eine gut dokumentierte Ordnung. Mal sehen, wie lange die hält.
Dann gehts drum Schotter am Fahrradabstellplatz aufzuschütten und Regenrinnen zu graben. Obwohl das Wetter momentan ungewöhnlich schön ist, soll basically der halbe SALEM-Garten von Rinnen durchzogen sein, dass er vielleicht keine Matschhalde mehr ist nach der nächsten Woche Regen. Ob man das wohl auch einfach mit dem Moto machen könnte? Probieren wir lieber nicht aus. Aber nach getaner Arbeit muss die Rinne natürlich ausprobiert und eingeweiht werden. Das Ganze endet in einer Schlammschlacht in die wider Willen auch Edwin und Felix mit einbezogen werden. Jonas, machst du ein Foto? Wir sind super brav am Arbeiten.
Auch privat hat sich einiges getan und in der Freundesgruppe gibts ein paar neue Gesichter. Donna, die Freundin von Felix, ist angekommen und bleibt eine Zeit bei uns. Und wie das so ist, wird sie auch gleich in SALEM eingeteilt wo zusätzliche Hände gebraucht werden. Blake ist unser neuer Volo-Kollege aus den USA, der eine Marktanalyse für das SALEM-Handmade-Projekt macht. Außerdem ist er gefühlte 5m groß und muss sich ständig Witze darüber anhören. Liceth ist eine gute Freundin von Edwin, die wir zu Karneval kennengelernt haben. Sie wohnt eigentlich eh in Mindo, und wir wissen bei Gott nicht, warum wir uns nicht schon längst kennengelernt haben. Edwin weiß es auch nicht. Und Jhordy komplettiert den neuen Chaostrupp. Er war eigentlich auch schon immer da. Aber manche Leute schaffen es selbst in einem Dorf wie Mindo, sich zu verstecken.
In dieser Besetzung wird uns nicht faad, denn während wir auf Reisen waren haben in Mindo zwei neue Bars aufgemacht, die es auszutesten gilt. Und außerdem eine Konditorei, die bis Mitternacht offen hat und richtig geile Ananastaschen und Schokokuchen im Angebot hat. Das Fortgehen ist gerettet. Außerdem machen wir Schokolade im Biohostal und entwickeln Felix’ Businessidee mit den gebrannten Kakaobohnen weiter. Im Garten und auf dem Balkon von Donnas und Felix’ neuer WG lässt sichs wunderbar chillen und Cocktails trinken und Lagerfeuer machen. Das ist Gönnung pur und wir werden die beiden sicher noch öfter mit unserer Anwesenheit beehren. So gehts die ganze Woche dahin, denn bei so einer großen Gruppe hat auch immer irgendjemand Ideen, was wir machen könnten. Man sieht sich 24/7, in der Arbeit, danach, dann wieder in der Arbeit. Damit uns am Wochenende nicht faad wird, fahren wir nach Quito, Escaperoom spielen. Felix’ nächste Businessidee ist es nämlich, einen Escaperoom in Mindo zu eröffnen und wir sind alle mit on board. Deswegen begibt sich ein 7-köpfiger Investigtationstrupp mit dem Bus um 6:30 nach Quito. Ja Leute, wir haben über 4h Busfahrt auf uns genommen um eine Stunde Escaperoom zu spielen und es war ein Tagesausflug. So ist das hier. Voller Ideen was wir besser machen könnten kommen wir zurpck nach Mindo und ich übernehme den Webdesign-Kurs. Der geht auch super vorran.
Nach dieser ganzen Woche voller Party, Erlebnissen und Leuten sind wir aber alle vor allem eins: Müde. Vielleicht schlafen wir jetzt einfach mal alle zwei Wochen durch und starten dann die nächste Episode. Denn Staffel zwei wird weitergehen, mit einer Chaostruppe, unregelmäßigen Arbeitsplänen und 24/7 sehen. Manchmal bin ich echt dankbar, dass SALEM so ein tolles junges Team hat und ich meine Freund_innen auch in der Arbeit sehe. Und danach. Und überhaupt.