Ich hab ein Haus…

ein kunterbuntes Haus, drei Katzen und viele Hühner, die schauen dort beim Fenster raus. Ja, fühl mich grad ein bisschen wie Pippi Langstrumpf. Ich bin wieder mal allein Herrin über SALEM, weil Maja auf Seminar ist und Felix jetzt bei Donna wohnt. Also hab ich außerhalb der Arbeitszeiten das ganze Gelände und alle Tiere für mich allein. Sonja hat ja im November schon angemerkt, dass man hier in SALEM super Pippi Langstrumpf spielen könnte, das mache ich jetzt und Felix und Donna wie Tommy und Annika, die so quasi nebenan wohnen und öfter vorbeischauen.

Allein fühle ich mich trotzdem nicht, denn ich habe mittlerweile zwei Katzen, die bei mir im Bett schlafen wollen und die Frage ist eher wie ich da noch hineinpasse, wenn eine quer übers Bett und die andere auf dem Kopfpolster liegt. Aber ich hab sie lieb, meine Schatzis.

Das Alleinsein bedeutet mal Privatsphäre, aber auch Verantwortung. Jetzt kann ich mich nicht mehr drauf ausreden wer denn vergessen hat die Hühner einzusperren. Dafür kommt auch eine gewisse Routine. In der Früh nach dem Aufstehen mal eine Runde drehen, Hühner rauslassen, schauen ob Kücken geschlüpft sind, füttern, Katzen füttern, dann selber frühstücken. Diese Reihenfolge, weil die Katzen sonst mein Frühstück haben wollen.

Ich hab’ ein Haus
Ein Äffchen und ein Pferd
Und Jeder, der uns mag
Kriegt unser Einmaleins gelehrt

Dann habe ich, je nach Wochentag, das große SALEM-Gelände für mich allein und kann stundenlang ungestört auf dem Dach chillen. Oder schnell mal in Unterwäsche zwischen Bad, Zimmer und Lavandería hin und her rennen, ohne dass mich jemand sieht. Oben in Pames Espacio ungestört Yoga machen. Aber es gibt auch die Tag, an denen mich um 7:30 Kolleginnen aus dem Schlaf klingeln weil das Haupttor nicht aufgeht, ich um 9 Uhr abends noch Jonas anrufe weil die Oficina-Tür verzogen ist und nicht zusperren geht, oder mein gechillt geplantes Abendessen mit diversen Reuniones von Naturschutz bis Gesundheit kollidiert, die halt auch öfter mal auf dem Gelände stattfinden. Deswegen bin ich auch mehr als happy, als Donna und Felix mal einen gemütlichen Abend bei ihnen vorschlagen. Dort findet mich nämlich keiner um über offene und geschlossene Türen zu berichten.

Überhaupt bin ich nun allein das, was wir normalerweise im Trio sind: die verantwortliche Ansprechperson für alles was offen ist obwohl es zu sein sollte, alles was zu ist obwohl es offen sein sollte, alles wo was rauskommt obwohl es nicht sollte und alles wo nix rauskommt obwohl es sollte. Ich pendle also zwischen Tor, Türen, Schlüsseln, Wasserhähnen und Wassertanks hin und her und sorge dafür, dass alles halbwegs funktioniert, oder wenn nicht, zumindest Jonas davon erfährt. Ich glaube der will meinen Namen langsam nicht mehr in seiner Anrufliste sehen. Aber so ist das halt, als Herrin von SALEM, als Pippi Langstrupf mit einem Haus voller Tiere. Die machen genauso viel Freude wie Arbeit. Der tägliche Weg in den Hühnerstall ist ein Gummistiefel-Hürdenlauf, wir haben mittlerweile eine Art Hühnerstall-Barometer wie tief man im Matsch einsinkt. Regenzeit lässt grüßen. Dann die unbändige Freude, wenn ein kleines Küken geschlüpft ist und gelb piepsend unter seiner Mama hervorguckt. Die Verzweiflung, wenn sich besagte Küken aber nicht und nicht einfangen lassen und wieder mal Jonas helfen muss. Die Kreativität, dass ich der wild peckenden Mama-Henne mit den Motorradhandschuhen zu Leibe rücke, wenn sie sich abends nicht einsperren lassen will. Zu helfen muss man sich halt wissen.

Hey, Pippi Langstrumpf
Hollahi-hollaho-holla-hopsasa
Hey Pippi Langstrumpf
Die macht, was ihr gefällt

Allein sein hat auch die Nebenwirkung, dass ich nicht mehr ständig irgendwen irgendwas fragen kann, denn es ist ja niemand da. Außer die Katzen, aber die sagen immer nur Miau. Der Vorteil ist aber, dass ich vieles allein schaffe. Meinen Blog sichern und umhosten – mit minimaler Felix-Hilfe. In Sachen Webdesign habe ich wirklich schon viel gelernt. Ich fahre mit dem Moto über die große Straße nach Los Bancos und fühle mich superwohl dabei. Und für die Abendgestaltung bin ich auch allein zuständig. Das heißt dann stundenlange Nachtwanderungen mit Liceth machen, bei denen wir jede Menge Tiere finden. Selbst eine Fortgehtruppe oder eine Party initiieren. Einfach mal in den Zanguan marschieren, wo Livemusik ist und ich von Chamo höchstpersönlich durchs Mirko begrüßt werde. Dann stundenlang an der Bar hocken, Talis beim Arbeiten zusehen und herumblödeln und mit seinem Chef Jorge Tic Tac Toe spielen, so lange bis ich vielleicht gewinne und einen Shot bekomme. Allein bin ich in Mindo nie. Man kennt mich mittlerweile, ich fühle mich wohl und geborgen im Dorf. An beinahe jeder Ecke treffe ich jemanden, den ich kenne, oder sie tauchen sowieso in SALEM auf. Denn ich hab ein Haus, drei Katzen und viele Hühner. Und jeder der uns mag, kriegt unser Einmaleins gelehrt.

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