Ferienspaß

Die Kinder haben Schulferien, deswegen machen wir Ausflüge. Das eigentlich schon die ganze letzte Woche auch, aber da war ich ja krank. Dafür bin ich die Woche voller Tatendrang dabei und gehe mit den Kleinsten Schokolade machen und ins Schwimmbad.

Nach den morgendlichen Diskussionen, wer jetzt mit welcher Gruppe mitgeht, ob Küchenhilfe gebraucht wird und wer das macht und was wir heut eigentlich machen, gehts dann irgendwann los. Die Besprechungen sind zurzeit immer ein bisschen abenteuerlich, weil meist spontan irgendwas umgeplant werden muss. Oder die Besprechung von einem Kind unterbrochen wird, das meldet, dass ein anderer ihn “Trottel” genannt hat. Das muss dringend allen Pädagog_innen, Freiwilligen und Chefitäten mitgeteilt werden.

Also wenns dann endlich losgeht, gehts wirklich los. Montags zu Yumbos. Die bei denen wir immer nach den Öffnungszeiten um ihre legendären Brownies anklopfen. Wir bekommen Kakao, der mit viel Zucker getrunken wird und auch ein bisschen auf der Hose landet. Dann erklärt uns eine Mitarbeiterin die Schokoladeherstellung. Mit den Kakaobohnen spielen, Nips kosten und beim Abfüllen zuschauen, das ist schon spannend. Aber dazwischen müssen alle mindestens einmal aufs Klo und ich eröffne dort kurzerhand eine Gegenveranstaltung. Superkraft als Freiwillige wäre es wohl, die Tür vom Damen- und Herrenklo gleichzeitig zuhalten zu können, obwohl die 2m von einander entfernt sind. So bewache ich sie halt mit etwas Abstand. Zum Abschluss gibts Schokolade, Früchte und Brownies zu verkosten. Ich bin im Himmel und die Kinder auch.

Abends gibts einen späten, aber gemütlichen Filmabend in SALEM. Donna und Felix, Maja und Edwin, die Katze und ich. In dieser Kombination liegen wir kuschelnd vor der Leinwand und schauen Avatar. Wir glauben, Pandora ist ja schon ein bisschen von Mindo abgekupfert. Nur fliegende Berge haben wir hier noch nicht gefunden.

Ein bisschen müde gehts am nächsten Morgen los Richtung Schwimmbad. Keiner geht ins Wasser bevor ich nicht umgezogen und drinnen bin!! Wer kann denn überhaupt schwimmen? Alle natürlich, oder so. In der Schule gibts hier keinen Schwimmunterricht, deswegen können teilweise auch die Teenies und die Erwachsenen nicht gut schwimmen. Und das dementsprechend ihren Kindern auch nicht beibringen… Ich versuche wir Eva letzte Woche ein bisschen Brustschwimmen zu erklären. Aber ins Wasser springen und paddeln ist viel lustiger. Verstehe ich. Die meisten können sich irgendwie über Wasser halten, manche bekommen zur Sicherheit eine Schwimmnudel um den Bauch geknotet. Die man dann alle 2min neu knoten kann. Die Sonne brennt, das Wasser spritzt, wir spielen Ball, springen und tauchen. Ich bin schnell ko, aber Sommerstimmung kommt auf.

Immer wieder kommen Kinder zu mir, wollen Huckepack spielen, eine Runde durchs Wasser getragen werden oder einfach nur Kuscheln. Manche sind schon meine Schatzis. Festhalten lässt sich das aber schlecht: “Meine Mama mag nicht, dass es Fotos gibt wo du mich umarmst,” erklärt mir eine kleine Freundin. Verstehe ich, auch wenn ich die Beweggründe der Mama nicht weiß. So bleibt der kleine Moment eben für uns. Fotos gibts eh genug, beim blödeln, beim spielen, beim Sonnen. Dazu kommen Donna und ich nämlich auch, zwar keine 5min am Stück aber doch. Und holen uns, wie wir später bemerken, trotzdem den Sonnenbrand unseres Lebens. Verdammt. Dagegen hilft aber Aloe Vera aus dem Garten.

Schließlich alle Kinder aus dem Wasser gefischt – teils sehr gegen ihren Willen – aber irgendwann geht der Badespaß eben zu Ende. Mittagessen gibts in SALEM. Ich bilde den Nachhut, gemeinsam mit dem kleinen Wirbelwind, der etwas länger zum Schuhe anziehen gebraucht hat. Wir verlassen die fancy Hotelanlage, die uns für heute ihr Schwimmbad zur Verfügung gestellt hat. Während dem Ferienprogramm unterstützen uns viele Hotels und Touristenattraktionen hier in Mindo. Allerdings merke ich dabei immer am stärksten den Kontrast: Zwischen den internationalen Gäst_innen, die sich sonst in diesem Pool tummeln und den Lebensrealitäten unserer Kinder.

Der Rückweg geht langsam, wir sind müde. Der Kleine fragt mich aus. “Hast du mit dem Mann vorher Deutsch geredet?” “Nein, dass war Englisch, der war aus den USA und kann kein Spanisch.” “Kannst du Französisch auch?” “Nein, dass kann ich nicht.” “Wie heißt denn dein Partner?” “Ich hab keinen Partner..” “Wie schaut es in Österreich aus?” Fragen über Fragen, meistens dieselben, die den kleinen Kindermund verlassen. Sprachen, Liebe und meine eigentliche Heimat, die sie sich nicht vorstellen können. Ich hoffe, ich kann die Fragen zumindest ein bisschen beantworten. Meine und seine Lebensrealität sind doch auch sehr unterschiedlich. Das fällt ihm schon auf. Außer, wenn wir im Wasser miteinander spielen und er nochmal von Donna und mir als Müller Sackerl ins Wasser geschmissen werden will. Dann sind diese Fragen unwichtig. Hauptsache, wir haben alle gemeinsam Spaß.

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