Das ist so die Zusammenfassung von diesem Wochenende, das nachdenklich angefangen hat, zwischendrin sehr schön war und etwas beschissen zu Ende gegangen ist.
Ich war in Canoa. Super schöne Landschaft, nettes Hostel, Meer und Sonne. Was will man mehr. Und verbracht habe ich den Urlaub tatsächlich mit chillen. In der Hängematte liegen, Surfversuche, Wellenspringen, Höhlen besuchen. That’s it.
Die Welt ist klein
Schon am ersten Abend lerne ich Miguel kennen. Den Typen mit der Strandbar, mit dem sich Maja, Donna und Felix letzte Woche angefreundet haben. Sie haben mir nicht viel von ihm erzählt, ich habe ihn auch nicht gesucht. Aber schnell gefunden. Und so sitzen wir schon am ersten Abend bein Lagerfeuer. Miguel, Erika, Denis und ich. Die andern hab ich im Hostel und beim Abendessen aufgegabelt. Und coole Truppen zusammenstellen kann ich immer noch. Mit dabei sind Miguels Katze und Hund. Feuer, Cocktails, Sterne, tanzen.
Weil wir so motiviert sind früh aufzustehen, gehts am nächsten Tag zu den Höhlen. 6 Uhr Tagwache, an der schwindligen Brücke treffe ich Denis. Mit Brücken haben sies echt nicht ganz so hier. Und weil das Meer noch nicht so weit zurückgegangen ist, wie es sein soll, gibts erst mal Frühstück an der Strandbar. Dann gehts am Strand entlang, den Berg hinauf, durchs Meer – ich bin froh, dass Miguel uns den Weg zeigt, denn allein hätte ich das nie gefunden. Die erste Höhle ist noch größtenteils überschwemmt, als wir hinkommen. Und mich erwischt auch gleich eine Welle – egal, es ist eh warm.
Als das Wasser ein wenig zurück geht klettern wir weiter. Und werden nicht minder nass. Seeigel finde ich wunderschön, allerdings habe ich auch etwas Angst, auf sie draufzusteigen. Wir finden eine große Höhle mit Fledermäusen. Durch die letzte Höhle kann man durchgehen und kommt zu einem Strand. Der ist jetzt da, bei Flut unter Wasser. So wie alles hier. Die Höhlen. Die Seeigel. Die kleinen Muscheln, die sich auf den Steinen festklammern. Magisch.
“Du bist in Canoa?” Freiwilligenkollege David ist auch gerade auf dem Weg dorthin. Super lustig, weil Donna und Felix ihn auch letzte Woche hier getroffen haben. Jetzt ist er schon wieder da. Ankunftszeit und Standort ausgetauscht und schon sitze ich in seinem Hotel beim Abendessen.
Die Welt ist böse
Geendet hat der Urlaub in Canoa dann leider nicht so geil. Ich bin ausgeraubt worden und jetzt im ein Handy und ein paar Dollar ärmer. Strandtuch, Kleidung, Momentekamera und Tauchermaske (die nicht einmal mir gehört hat) sind auch draufgegangen. Warum ich auch immer mit so viel Zeug herumrenne. Den Dieben wünsche ich jendenfalls viel Spaß mit meinen Sachen und dass sie auch mal jemand bei Nacht am Strand überfällt. Lustig ist das ganze nämlich nicht.
Wie man Polizeiaussagen in Ecuador macht weiß ich jetzt auch: Nämlich per Whatsapp. Tipp mal kurz ein wie du heißt, was geklaut wurde und wie man dich erreichen kann. Die Nachricht geht vom Handy des einen Polizisten an das des anderen. Währenddessen warten wir darauf, dass ihre Kollegen eventuell meine Diebe fangen. Wer sie sind, wissen sie eh ungefähr. Eine Jungendbande. Als ich dem Polizisten erzähle, wo ich arbeite, meint er so ein SALEM bräuchten sie hier auch. Das kann ich mir gut vorstellen. Denn ganz böse ist die Welt nie, nur geformt durch ihre Umstände. Das bringt mir aber heute Nacht meine Sachen auch nicht zurück. Frustriert gehe ich ins Bett. Drei Stunden haben wir vor der Polizeiwache gewartet, die Polizisten haben schon überlegt ein Lagerfeuer zu machen. Von meinen Sachen und denen der anderen wartenden Personen keine Spur.
Die Welt ist gut
In den schwierigsten Momenten naht dann aber auch Rettung. In diesem Fall in Person meines Freundes David, der sich sofort um mich kümmert, Kontakt zu meinen Freund_innen herstellt, mich mit seinem Auto zur Polizeiwache fährt und in dem Moment einfach Gold wert ist. Genau wie die Chefin seines Hotels, die ihre lokalen Kontakte ausnutzt und die Hausbar aufs Haus öffnet. Am nächsten Tag gebe ich Jonas Bescheid, der daraufhin die SALEM-“Rettungskette” in Gang setzt und eine halbe Stunde später kommt schon ein Anruf von Psychologin Marcela. Sie erwischt mich noch auf dem Heimweg im Bus und betreut mich auch die nächsten Wochen.
Manchmal muss es wohl scheisse kommen, nachdem alles so gut war. Warum weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass in den schlimmsten Momenten Hilfe da ist. Immer. Denn irgendjemand ist immer da. Zufällig. Oder gewollt. Aber die Welt ist klein und böse und gut. Darauf kann man sich verlassen.