Ohne Salz mit Bier

Die Woche war es ruhig. In meinem Kopf zwar nicht und hier am Blog auch nicht, weil noch so viele Reiseartikel ausständig sind. Aber sonst ist nicht viel passiert. SALEM arbeitet wieder, aber es sind noch keine Kinder da. Dementsprechend stehen Elternsprechtage, Putzarbeiten und Öffentlichkeitsarbeit an. Und das tröpfelt halt so dahin und langsam kommt wieder Routine rein. Der Beweis dafür, dass die Welt während der Ferien etwas aus den Angeln geraten ist: in der SALEM-Küche, wo sonst immer alles zu finden ist, ist das Salz ausgegangen. Seit heute auch der Kaffee. Das ist tragisch.

Das Feiern gehn am Wochenende pendelt sich auch langsam wieder ein, begünstigt dadurch, das Mindo sein Gründungsjubiläum feiert. Inklusive Bühne auf der Hauptstraße und Riesenparty. Ohne Schaum diesmal, aber mit viel Tanz. Und Bier und Canelasso. Und vielen Leuten, die ich wegen Urlaub lang nicht gesehen habe. Es wird viel getanzt und irgendwann verselbstständigt sich Felix’ Handy und schickt haufenweise Sticker in die SALEM-Mitarbeiter_innengruppe. Ups. Sonst wird zum Fortgehen auch noch das Queens ausgetestet, das schräg gegenüber von SALEM ist. Also kann man sich entscheiden, ob man die Musik aus dem Bett mithört oder rüber geht. Wir spielen Billiard und Felix und ich gewinnen (wobei ich zugeben muss, dass eigentlich alle Kugeln er versenkt hat..). Dann wird getanzt und Karaoke gesungen. Irgendwie übernehme ich das Mirko von der anderen Gruppe, weil die den spanischen Text von Chiquitita nicht kann. Ich schon, so halbwegs.

Sonst war ich noch mit der kleinen Katze beim Tierarzt in Quito, impfen. Ja, ich bin tatsächlich 3h eine Strecke zum Tierarzt gefahren mit ihr. Aber hat gut geklappt, der Tierarzt ist super lieb und Rosalía findet Busfahren interessant. Ich hab schon die bravste und klügste Katze der Welt. Und jetzt auch eine geimpfte Katze.

In SALEM wächst die WG wieder, Blake ist eingezogen und Felix so halb. Man merkt das vor allem an der Blockierung des Bads, die ich gar nicht mehr gewohnt bin. Jetzt heißt es eben wieder absprechen. Dafür bin ich nicht mehr allein und man trifft sich doch hin und wieder in der Küche oder im Vorraum zum quatschen. Das ist schön. Neue Mitbewohner_innen in SALEM sind aber irgendwie auch drei Millionen Gelsenviecher, die sich die letzten Tage vermehren wie verrückt. Nicht schön.

Was mich sonst nicht beschäftigt die letzten Tage ist Psychologie. Gerade, wenn sich so viel ändert wie bei uns gerade, ist es interessant, Menschen zu beobachten. Alle anderen, mich selbst, Interaktionen. Welche die Funktionieren, welche, die nicht funktionieren. Warum fühle ich mich gerade so? Was sind die Hintergründe? Wie funktioniert das Team zusammen? Sehr spannend alles. Besonders zum Nachdenken gibt aber ein Gewaltfall im Bekanntenkreis von SALEM. So etwas ist hier leider nichts Neues. Neu ist, dass ich die Beteiligten kenne. Und den Täter nie als solchen eingeschätzt hätte. Ich kenne ihn doch schon länger, wie man sich halt im Dorf kennt. Und wie es scheint, hat meine Menschenkenntnis ein wenig versagt. “Das gibts nicht”, war meine erste Reaktion auf die ganze Geschichte. Dass es das doch gibt, muss ich leider einsehen. Jetzt schlägt die ganze Geschichte ein bisschen Wellen und alle versuchen sich irgendwie um die betroffene Freu zu kümmern. Zum Glück hat SALEM ja ein Team für Frauenrechtssachen, die Kolleginnen leisten tolle Arbeit. Und ich habe wieder etwas gelernt. Über Menschen, über Psychologie und dass man sich täuschen kann.

Das wars auch schon mit der chaotischen Zusammenfassung dieser komischen Woche. Anbei ein paar Alltagsbilder und Butterbrot, die meine Weste für sich reklamiert.

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