Die Schulen in Ecuador machen nach 2 Jahren pandemiebedingter Schließung wieder auf. Das heißt auch SALEM hat mal wieder einen anderen Stundenplan, zurück ins Vor-Pandemie-Setting. Welches hier fast keiner mehr kennt, weil sich das Team in den letzten 2 Jahren viel geändert hat und die Volos soweiso jedes Jahr wechseln. Also vieles neu und das heißt viele Reuniones (Konferenzen). Auch mal den ganzen Tag, bis keiner mehr Lust hat. “Niemand möchte sich mehr reunieren”, stellen wir beim Mittagessen fest.
Außerdem brüten wir über Kinderlisten, weil es einer organisatorischen Glanzleistung bedarf alle an den richtigen Tagen in die richtigen Gruppen zu stecken, keines zu vergessen und alle Angebote zu ermöglichen ohne dass sich etwas überschneidet. Irgendwann haben Felix und ich die Gruppen auseinander dividiert, dabei zwar kurzfristig ein Kind zu viel aber das ist besser als eines zu wenig. Und das nächste Matherätsel sind unsere neuen Arbeitspläne. Irgendwie geht sich das alles mit 40 Wochenstunden nämlich nicht aus. So gar nicht. Das dort herumgeschoben, dort Stunden gekürzt, nachgerechnet, was vergessen, irgendwann haben wirs dann.
Im Webdesignkurs haben wir unseren ersten Kundenauftrag und Felix leicht zur Verzweiflung gebracht. Der erste Designvorschlag fußt nämlich eher auf ausprobieren und WordPress kennenlernen als auf einem sinnvollen Design. Edwin und ich haben also einen Farbverlauf reingepackt, der außer uns keinem gefällt, aber die müssen erst mal rausfinden, wie sie den wieder weg machen. Und wer zur Hölle hat diesen fürchterlichen rosa Hintergrund eingestellt? Und wie geht der wieder weg? Zum Ende der Stunde haben wir zumindest diese beiden Probleme gelöst, nur die Menüpunkte sind noch verschwunden. Wer sie versteckt hat wissen wir nicht. Aber lustig haben wirs jedenfalls und das mit dem Design wird auch noch.
Weil sich keiner mehr reunieren möchte gibts Gartenarbeit im Teamwork. Die Spielbrücke der Kinder gehört gestützt. Das heißt Bambus Sägen, Jonas’ Säge suchen, bohren, schrauben und freuen, dass genau dann der Strom wieder kommt, wenn wir die Bohrmaschine starten wollen. Außerdem wird der Hühnerstall umgesiedelt und ich helfe Jonas, Sebas und Cesar, das große Hühnerhaus an seinen neuen Ort zu bringen. Das hat vorne Rollen und wir fahren damit durch den Garten wie die Formel 1. So lange bis ein Baum im Weg steht. Oder das Schaukelgerüst. Oder Stiegen. Alles nicht so einfach, aber das Haus ist irgendwann da wo es hin soll. Nicht so her Hahn, der beim umsiedeln ausgebüxt ist und jetzt laut krähend und sich beschwerend zur großen Erheiterung aller durch den Garten rennt.
Am Nachmittag steht auf einmal Josie vor der Tür, sie ist mit einer ehemaligen SALEM-Freiwilligen gut befreundet, war selber auch Freiwillige und ist jetzt auf der Durchreise. Auch sonst finden sich schnell einige Gemeinsamkeiten, die Welt ist wirklich kleiner als man denkt. Zur Feier des Tages jagen wir Yumbos eine Tafel Schokolade und ihr Brownie-Rezept ab und sind gar nicht so unzufrieden mit dem Ergebnis. Jetzt wird die Browniesucht noch weiter ausgebaut.
Außerdem haben wir einen kranken Kater in SALEM aufgenommen, er hat laut Tierarzt-Ferndiagnose eine Lungenenzündung und schaut ganz schlecht aus. Kurzerhand quartieren wir ihn im Gästezimmer ein, wo er auch gar nicht auf die Matratze pinkelt und verabreichen tagtäglich unter mehr oder weniger Protest Antibiotikum und Schmerzmittel. Mittlerweile ist Katerchen wieder auf den Beinen, schreit noch lauter als unsere Katzen und macht auch keine Anstalten, SALEM wieder zu verlassen. Wir päppeln ihn auch gern noch weiter auf, kuscheln will er auch schon, Katzeneltern können wir.
Am Wochenende gehts Campen, eine 18er-Feier. Erinnerungen werden wach, weil es erstens derselbe Ort ist, an dem wir im September gecampt haben und andererseits dieselbe Musik gespielt wird, als auf den Feten als ich 18 war. Ansonsten gründen Talis, Felix, Blake, Edwin, Donna und ich ein bisschen den Oldieclub hier. Aber ist auch lustig. Zum Beispiel wenn die Burschen sich freuen wie kleine Kinder, weil sie gerade 5 Glühbirnen aus den Fassungen geschraubt haben, ohne dass irgendjemand was gemerkt hat. Wer hier wir alt ist oder wird sei dahingestellt, aber lustig haben wirs auf jeden Fall. Wer wann schlafen geht und aufstehe muss sowei welche Decke eigentlich wem gehört bleibt auch eine Streitfrage. Am nächsten Tag drehe ich noch eine kleine Wanderrunde zu dem Platz, an dem im September alle von der Klippe gesprungen sind. Heute würde ich mich vielleicht trauen, aber allein ist das keine so gute Idee. Am Nachmittag wird SALEM zum Co-Working Space ernannt, es geht um Webdisign, eigene Website aufsetzen und Sendung für Radio Orange produzieren. Faad wird mir mit Sicherheit nicht.