Kinderkatzenchaos

Seit Mittwoch haben wir wieder Kinder da in SALEM. Das ist wunderschön, es gibt Kinderlachen und Umarmungen. Aber anstrengend ist es auch. Und wenn mich gerade nicht die Kinder auf Trab halten sind es die Katzen, die in meinem Bett schlafen wollen oder auch nicht, mit uns feiern gehen wollen oder schlichtweg vehement um Aufmerksamkeit betteln. Katzen und kleine Kinder haben schon viel gemeinsam.

“Der erste Tag wird chaotisch und das bleibt dann das ganze Jahr so.” Dieser wohl wahre Satz ist unlängst bei einer Besprechung gefallen und besagte Person wurde halb gefeiert, halb mit Blicken erdolcht. Der erste Tag war dann gar nicht so chaotisch wie gedacht. Der zweite schon. Wir müssen uns eben alle – Team und Kinder – erst an den neuen Plan gewöhnen, alles ist neu und aufregend und noch nicht ganz eingespielt. Aber es wird schon. Besonders, wenn dann alle möglichen Tische, die irgendwo stören, weggebracht wurden und vielleicht auch die mysteriöse Frage geklärt wird, wo denn der Ball vom Wuzler hingekommen ist und wer ihn als letztes hatte. Ein bisschen Chaos gehört halt dazu.

Chamo und ich haben jetzt jeden Tag zwei Stunden Musikworkshop, danach Chor oder Instrumentalunterricht. Das heißt ich habe viel Musik im Arbeitsplan stehen, auf Kosten der Stunden für Öffentlichkeitsarbeit. Wir versuchen der aufgeregten Kindertruppe als Rhythmen näher zu bringen. Klatschen, trampeln, Trommel spielen. Dann gehts in den Garten. Rhythmus spürt man auch beim marschieren. Wir machen interkulturellen Musikunterricht, Chamo findet österreichische Blasmusik sehr interessant. Und so dröhnt der Spielmannsgruß aus dem Lautsprecher, während die kleinen Kids tatsächlich instinktiv im richtigen Takt anfangen, durch den Garten zu marschieren. Ein wenig absurd die Kombination aus österreichischem Marsch und ecuadorianischem Umfeld. Zum Glück kann man auch zur brasilianischen Nationalhymne marschieren.

Am Freitag sind jetzt alle Social Media-Stunden geblockt, was den Vorteil hat, dass ich um 8 alleine im Büro sitze. Angenehm ruhig, im Vergleich zum restlichen SALEM. Die Website geht voran und die Öffentlichkeitsarbeit auch. Und um 4 aufhören ist gechillt. Ich beschließe, ich mag die Freitage.

Der kranke Kater Romeo, den wir aufgenommen haben, ist schon wieder halbwegs auf den Beinen und sehr verschmust. Dafür dass er sich vorher nicht angreifen hat lassen, beschließt er jetzt wohl die Kuscheleinheiten für sein ganzes Leben nachzuholen. Man kann sich unmöglich im Comedor aufhalten, ohne dass er gestreichelt werden will oder Essen klaut. Letzteres leider sehr erfolgreich. Im Gästezimmer hats ihm irgendwann auch nicht mehr gefallen, er wollte lieber in mein Bett. Rosalia halt auch. Irgendwie hab ich dann auch noch zwischen Katzen und Decken gepasst. Nur um dreiviertel 2 in der Früh haben die beiden dann beschlossen, sich lieberanzufauchen als friedlich zu schlafen. Zu meiner großen Freude. Zur noch größeren Freude hatte Romeo außerdem ins Bett gepinkelt. Also eine nächtliche Bett-Abzieh-Putzaktion und das Gefühl, die Mama von ein paar Kleinkindern zu sein. Die halten einen auch vom Schlafen ab und pinkeln ins Bett. Aber so ist das halt als Mami. Romeo schläft jetzt wieder im Gästezimmer. Rosalía knurrt noch immer. Irgendwann kann ich dann wieder schlafen, danke Katzen.

Vier an der Zahl sind sie jetzt übrigens mit Romeo, Jonas “freut” sich sehr über den kleinen Zoo und ich hoffe schon mal, dass bei den künftigen Freiwilligen katzenliebende Menschen dabei sind.

Sonst habe ich auch eine neue Freizeitbeschäftigung: Tela, wie Aerial Silk hier genannt wird. Das macht super Spaß und nur ein bisschen Muskelkater. Aber der wird weniger, sagt Edgar, der Trainer. Ein bis zwei mal die Woche gehts damit jetzt weiter. Außerdem ist in Mindo jetzt gefühlt 24/7 Fiesta, die Hauptstraßenbühne könnte mit ihrer Musikanlage ein ganzes Festival beschallen und trägt so die Musik stets ins ganze Dorf bis in mein Zimmer. Schlafen ist dann so semi möglich. Aber wenn hier gefeiert wird, dann richtig.

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