Strom, Wasser, Kuchen!

Diese drei Worte fassen die Arbeitswoche perfekt zusammen. Ich bin nämlich laufend zwischen den dreien rotiert, in der Mission alle drei zu beschaffen. Wie das aussieht? Für Außenstehende vermutlich wie ein Kabarett.

Der Montag beginnt mit Küchendienst. Allerdings verbringe ich drei Viertel dessen damit, zu eruieren wie wir Wasser in die Küche bekommen. Das ist zum Kochen nämlich doch ganz praktisch. Das Wasser ist aber weg, weil der Strom weg ist. Warum das der Fall ist, weiß keiner so genau, aber die elektrische Wasserpumpe funktioniert jedenfalls nicht. Nach einiger Improvisation leiten wir schließlich den Gartenschlauch in die Küche um. Warum der Wasser hat, weiß auch keiner, aber wir freuen uns. Das Wasser-Strom-System zu hinterfragen hab ich aufgegeben. Und sowohl Strom, als auch Wasser kommen in dem Moment wieder, als die Kinder kommen. Also schnell alle behelfsmäßigen Wasserbehälter in den Bädern wieder abbauen. Am Abend gibts wieder eine Stunde Tela mit Edgar. Begleitet wird das heute von einer Kindertanzgruppe, die keinen anderen Raum zum Proben findet. Die Hälfte der Kids ist aus SALEM und sehr beeindruckt von meinen noch nicht ganz beeindruckenden Aktobatikkünsten. Aber vielleicht lassen sie mir dafür morgen das Bad sauber.

Dienstags gibts am Abend get together mit Blake und Nazli bei Frozen Yoghurt. Jhordy finden wir dort auch. Felix, Edwin und Talis stoßen verspätet dazu, weil sie sage und schreibe drei Stunden mit Programmieren verbracht haben. Oder vielleicht ein bisschen Blödsinn dazwischen.

Meinen freien Mittwoch Vormittag verbringe ich im Fluss, wo ich eh schon die letzten zwei Tage hinwollte. Wenn während der Abend ständig die Sonne scheint und es just nach der Arbeit anfängt zu regnen, schlägt das nämlich ein bisschen aufs Gemüt. Aber heute ist es so weit und ich bin super happy. Anschließend gehts noch eine Runde ins Suolo zu Melisa.

Donnerstags geht die Wasser-Diskussion weiter, aber einstweilen scheint alles gut. Dafür brauchen wir einen Kuchen. Davon mindestens zwei die Woche, weil immer entweder ein Kind oder jemand aus dem Team Geburtstag hat. Ich bin langsam dafür, als SALEM-Ableger eine Konditorei zu gründen. Und weil ich den üblichen Schokokuchen selbst nicht mehr sehen kann, wirds diesmal ein Marmorkuchen. In den Ofen. Haben wir Wasser? Nein? Warum denn nicht. Haben wir Strom? Ach verdammt, der Kuchen ist noch im Ofen. Also, zum Strom. Gibts jetzt Wasser? Der Kuchen!!!!

Ausgezahlt hat sich die ganze Rennerei dann doch, Denn für den Kuchen gibts einige Komplimente. Dann wird das jetzt wohl der übliche Marmorkuchen, 1x die Woche frisch aus der SALEM-Freiwilligen-Konditorei. Wenn ich nach dem Jahr eines kann, dann Kuchen backen.

Der Freitag beginnt schaumgebremst, für alle die Paco kannten. Ich stelle eine Kerze in den Comedor und kann mich irgendwie nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren. Und weil das eh auch Arbeit ist, schreibe ich einen Nachruf. Ich glaube der erste, den ich über eine Person schreibe, die ich gekannt habe. Und es tut irgendwie gut. Es tut gut, Pacos Lebenswerk aufzulisten und in die Welt hinaus zu posaunen, was für eine tolle Persönlichkeit er war. Und all das darf ich in Vertretung von ganz SALEM machen. Manchmal liebe ich Kommunikationsarbeit schon. Weil ich das Gefühl habe, zumindest irgendwas tun zu können gerade. Felix liest drüber, weil er manchmal einfach noch gefühlvoller mit schönen Worten spielen kann als ich. So auch heute.

Am Nachmittag gehts etwas lockerer weiter, wir machen einen Workshop zum Computerspiele programmieren für die Kinder. Ein Spiel mit einer Katze. Und es kommt was kommen muss: Wenn man zu wild herumprogrammiert läuft die Katze aus dem Bildschirm. “Mi gato se fue!”, gepaart mit unschuldiger Stimme und großen Kinderaugen, löst einen großen Lachflash aus. Alle lachen durcheinander und das tut gut. Denn bei all der nachdenklichen Trauer muss dazwischen auch wieder ein wenig gelacht werden.

SALEM hat währenddessen beschlossen auseinander zu fallen. Ich laufe gerade einem Kind nach, das noch nicht gehen soll, öffne schwungvoll das Haupttor und – krach- fallen die Latten zu Boden, die wir schon 5x wiedr hingepfuscht haben. Verdammt. “Das hält auch nicht mehr lang”, prophezeit Felix, als er am Comedor vorbei marschiert. Dort kracht ein Brett auch verdächtig. Ich lege die Torlatten daneben hin. Und eine halbe Stunde später ist besagtes Brett auch durchgebrochen, mit Blake drauf. Irgendwie hats es heute.

Dann haben wir mal wieder kein Wasser, weil der Elektriker eine Schraube im Stromkasten nicht richtige hineingedreht hat. Und ohne Strom geht.. ratet mal… die Wasserpumpe nicht. Bis wir auf die Schraube kommen vergeht eine Stunde Herumgerenne um Wasser… Strom… Kuuuchen!!!… Strom. Wasser. Naja.

Am Abend sperren wir die Hühner in die Werkstatt, weil schon wieder Hühnerdiebe umgehen. Und der Hahn wurde schon geklaut. Jetzt sitzen sie also zwischen Schaufeln, Leiter und Säge und wir hoffen, dass sie so wenig wie möglich ankacken. In den Hühnerstall hätten wir am liebsten einen Zettel mit einer süffisanten Nachricht an etwaige Diebe gelegt. Oder uns auf dem Balkon auf die Lauer gelegt, um ihnen mit Lärm und Flutlicht und Tanzen den Schreck ihres Lebens einzujagen, wenn sie kommen. Aber irgendwie überwiegt dann doch das Bedürfnis nach Schlaf. Machen wir noch mal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert