Wenn die Hoffnung stirbt

Er hatte eine Vision für Mindo. Er war einer der inspirierensten Menschen. die ich je kannte. Er hatte so viel Wissen, um ganze Bücher damit zu füllen. Er war Unterstützer von vielen hier und hatte das Herz am rechten Fleck. Und es tut weh, das in der Vergangenheit schreiben zu müssen.

Paco, mit vollem Namen Pasky Pascual, ist gestorben. Der Data-Science-Lehrer aus den USA. Völlig überraschend und das trifft uns gerade alle sehr. Ich hab ihn das letzte Mal vor ein paar Wochen gesehen. Hab ihm eine Führung durch SALEM gegeben, mit ihm bequatscht, was man hier noch so alles auf die Beine stellen könnte und er hat mir von seinen letzten Studien erzählt. Paco war immer dabei, irgendwas auf die Beine zu stellen. Sei das eine riesige Datenerhebung über Entwaldung rund um Mindo, ein Öko-Hotel oder eine Data-Science-Schule für die jungen Leute hier. Als ich ihn im Sommer kurz nach meiner Ankunft kennengelernt habe, war ich so fasziniert wie selten von einem Menschen. Wir haben Kaffee getrunken und über das Leben philosophiert. Er hat nach meinen Plänen gefragt, es war ein bereicherndes, inspirierendes Gespräch. Eines, aus dem man mit vollem Herzen hinausgeht. Das hatte er auf jeden Fall. Ein volles Herz.

Paco hat viel berwegt. Das ganze Dorf kannte ihn. Wenn man ihn finden wollte, ist man einfach mal ins Caskaffesu gerannt, oder wenn er dort nicht war, eine Runde durchs ganze Dorf. Irgendwo war er dann schon, meist über den Laptop gebeugt, an irgendwelchen Studien. Auf der Baustelle von seinem Hotel durften wir campen, sein Kommentar war nur: “Macht euch eine tolle Party, klettert in den zweiten Stock, von dort hat man einen wunderschönen Ausblick. Und lasst es krachen, ihr sein jung. Kommt vorbei, wann immer ihr wollt.” Er war so etwas wie der coole Ersatz-Opa, der der Jugend alles bietet, was er kann. Und doch war er ein Mysterium, seine Telefonnummer ein gut gehütetes Geheimnis und die manchmal einzige Kontaktmöglichkeit ein Zettel im Caskaffesu. Eigentlich wollte ich ihn ja mal interviewen. Über sein Leben, über Mindo, über das Leben im generellen. Er hatte immer viel zu sagen. Er hatte immer viele Visionen für eine bessere Welt.

Das war eine seiner Visionen: Ein nachhaltig geführtes Hotel an der Straße zu den Wasserfällen, das gleichzeitig eine Art Co-Working-Space ist und wo junge Menschen Data Science lernen können. Eine tolle Vision, deren Details er mir jede Mal begeistert geschildert hat, wenn wir uns gesehen haben. Viele seiner Projekte wären eine echte Bereicherung geworden. Das das alles jetzt nicht passieren wird? Unvorstellbar. Die Frage des warum. Ich verstehe es nicht. Warum gerade er, warum jetzt. Er war noch nicht fertig mit seinem Lebenswerk, seinen Ideen. Irgendwas da oben, hat anscheinend beschlossen doch. Die Frage dieses warum werde ich nie verstehen.

Ach scheisse. Ist das erste, das mir durch den Kopf geht. Und: Da ist eine Hoffnung gestorben. Paco war dabei, seinen Data-Science-Schülern Lebensmöglichkeiten zu schaffen. Er wollte sie an die Universität bringen, in die Data-Science-Branche, wo auch immer sie hinwollten. Er hat die Energie versprüht, das man im Leben alles schaffen kann, dass es immer Möglichkeiten gibt und nichts unerreichbar ist. Er hat Hoffnung versprüht. Und die ist jetzt gerade ein bisschen mitgestorben. Ich hoffe, das Mindo sie weiterträgt. Ich werde es, sogut ich kann. Jetzt liegt es an uns, alles von ihm und seinen Visionen zu erzählen. Ihn ein bisschen weiterleben zu lassen, in unserem Köpfen. Felix hatte dazu auch sehr schöne Gedanken. Und weil wir nunmal das Kommunikationsteam von SALEM sind, haben wir die Möglichkeit genutzt um Pacos Gedenken in die Welt hinauszutragen.

Geruht hat Paco nie. Jetzt ruhe er in Frieden. So ganz glauben kann ich das ganze noch nicht.

Ein Kommentar

  1. Liebe Julia!
    Immer wenn man einen lieben Menschen verlieren muss schmerzt es, mach versteht nicht warum, wir alle sind soooo traurig und auch verzweifelt… Das ist die normale Reaktion wenn Paco nicht mehr da ist, denn Offensichtlich hat er etwas in den Menschen bewegtdie ihn kannten und schätzten und diese Empathie für ihn und seine Werte wird bleiben…. Sei dir sicher, von irgendwo oben im Himmel wird er runterschauen und vielleicht “engelsgleich” auf seine Freunde wirken…. das sollte uns allen ein Trost sein!
    Alles Liebe an alle, die ihn vermissen….

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