Vorwarnung an Mütter und andere leicht besorgte Personen: Dieser Artikel könnte Spuren von einigen abenteuerlichen Aktionen enthalten. Lesen auf eigene Gefahr.

Wir haben ja seit Beginn einen Dummheitenwettbewerb laufen. Und da müssen wir uns jetzt zum Schluss schon nochmal ins Zeug legen: Edwin und Felix wollen ein Surfbrett bauen und damit am Fluss surfen. Eigentlich waren sie sich nicht sicher ob sie das wirklich durchziehen. Ich mir schon. Und naja, geendet haben wir mit drei Surfbrettern, einer Seilkonstruktion und jeder Menge Spaß.

Der Prototyp ist nach einem Nachmittag geheimnisvoller Werkstattarbeit fertig. Und muss ausprobiert werden. Wie ein Wunder haben wir auch einen Tag gefunden, an dem Edwin, Talis und wir frei haben. Im Konvoi mit lustigem Trupp gehts mit dem Motos nach Las Montanas. Felix und Donna auf Schrödinger vorne weg, Edwin samt Blake und Board hinterher, dann Talis und ich. Wer schneller oben ist? Die Leute im Restaurant geben uns Schwimmwesten mit, so just in case. Dann gehts den Berg hinunter über den Inka-Pfad und die Brücke, bei der Talis fast schon den Fluss ausprobieren will.

Dann also alle Mann und Frauen samt Surfboard ins Wasser. Und die Go-Pro darf nicht fehlen. Ein Seil über den Fluss gibt es schon, zum festhalten. Das ist aber zu niedrig. Wird höher gespannt. Jetzt kann man es aber nicht mehr zum aus dem Fluss klettern benutzen, schön blöd. Also kommt halt keiner mehr raus und wir surfen. So mehr oder weniger. Besser würde es schon gehen, wenn wir ein neues Seil dort spannen, wo die Strömung stärker ist. Also mal eine Runde baden und überlegen.

Wir klettern über die Steine, Talis und Edwin haben einen Mini-Wasserfall entdeckt, wo man ich dahinterstellen kann. Oder drin duschen. Und viel schreien. Das Wasser ist laut und kalt, wir haben einen der wenigen nicht sonnigen Vormittage in Mindo erwischt. Felix versucht sich an der Seil-Aktion. Nicht so einfach, ein Seil über eine Strömung zu spannen, denn dann muss man auch einmal durch ohne abgetrieben werden. Und besagte Strömung haben Talis und Edwin “La gran Puta” getauft, was soviel heißt wie “Die große Hure”. Weil man Zitat “ge***” ist, wenn man hinein gerät. Aber irgendwie schaffen Talis und Felix es im Teamwork samt Seil auf die andere Seite. Und infolgedessen auch den Hang zu bezwingen und das Seil irgendwie um den Baum zu bringen. Wir können nicht viel mehr tun als mit Notfallseil, das eh zu kurz ist, auf einem Stein zu hocken und den Waghalsigkeiten zuzusehen. Aber die beiden haben das im Griff und ein paar Knoten und Überlegungen später ist das Seil genau dort, wo wirs haben wollen.

Mittlerweile ist allen nur mehr kalt, aber das Seil muss ja auch ausprobiert werden. Also die Füße wieder aufs Board, unter Wasser, irgendwie zur Schnur kommen, festhalten und versuchen das Brett so hochzubekommen, dass es über die Strömung gleitet. Wenn das Wasser quer angreift hängt man nämlich hilflos am Seil und hat wenig Chancen, das Brett wieder in die richtige Position zu bringen. Nicht mal mit vollem Bauchmuskeleinsatz. Für euch getestet und bewiesen. Mehrmals.

So steht also immer irgendjemand am Brett, jemand anders filmt und die anderen stehen im Fluss und versuchen sich irgendwie gegenseitig zu wärmen. Außer Donna und Blake, die waren so klug sich beim ersten Zähneklappern ins Handtuch zu wickeln. Wir anderen klappern eben im Fluss weiter. Irgendwann spürt mein Körper die Kälte auch nicht mehr. Und so bleibts auch mir, am Schluss nochmal ins Wasser zu springen um die Seilkonstruktion abzubauen. Von der Klippe. Das kann ich jetzt.

Dann gehts auch schon wieder nach Mindo, wir sind etwas aus dem Zeitplan gefallen. Deswegen gehts auch im Motorrad-Konvoi, durchs Dorf, auf der Suche nach einem schnellen Mittagessen. Wir landen bei Papi-Pollo. Mir ist immer noch kalt, nass und dreckig ist auch alles wie immer und eines ist klar: Es gibt eine Flusssurfwiederholung.

Und so finden wir uns am Mittwoch am Abend in Jhordys Werkstatt ein. Er ist Tischler und hat so alles, was man für ein Surfboard braucht. Die Jungs diskutieren höchst fachmännisch über Holz und Surfbrettformen. Also beschließen Donna und ich wir können das auch und fangen fachfraulich mit unserem eigenen Surfboard an. Und weil wir schneller die Schleifmaschine vereinnahmt haben, dürfen Felix und Edwin jetzt mit der Hand schleifen. Am Ende des Tages stehen zwei fertige Bretter, inklusive einer leichten Verwüstung der Werkstatt weil Sägespanschlacht. Und warum ich vorher duschen war, frage ich mich auch wirklich. Aber wir sind glücklich. Und müde, es ist Mitternacht geworden. Beim Heimfahren geht außerdem noch Schrödinger derSprit aus, doch wer sein Moto liebt, der schiebt. Also marschieren wir mitten in der Nacht mit einem Surfboard unter dem Arm ein blinkendes Motorrad schiebend die Straße entlang. Leider hat das niemand fotografiert.

Am nächsten Wochenende gehts wieder los. Früh, denn diverseste Chefs und Arbeitspläne arbeiten gegen uns. Lackiert haben wir beide Boards erst am Tag davor am Abend und so finden wir uns mit zwei Föns wieder, um zu retten, was zu retten ist. Wer sagt denn auch, das Lack ganz trocken sein muss. Auf die Motos, wir kommen sogar alle oben an. Die Las Montanas-Menschen händigen uns nur mehr die Schwimmwesten aus, man kennt uns schon.

Die Seilkonstruktion wird mit einem Trapez verfeinert, das aber leider nicht lang hält. Neuer Stock muss her, wir sind ja kreativ. Und diesmal ist uns nicht so kalt wie das letzte Mal, denn es scheint die Sonne. Edwin und Talis versuchen sich mit der Go-Pro in der Hand als Sportmoderatoren und erklären das ganze zum Wettbewerb “Dominando la gran puta”. Also die große Hurenströmung unterkriegen. Das bekommen die beiden auch ganz gut hin und machen Tricks auf den Wellen. Meine drei Versuche enden recht bald mit dem Surfbrett quer zu den Wellen und hilflos am Trapez hängen. Ist auch lustig, aber nicht ganz der Sinn der Sache.

Edwin probiert das Mädels-Surfbrett aus. Haben wir uns bei der Aquadynamik (nicht Aerodynamik) der Form doch ein bisschen verschätzt? Vielleicht. Aber dafür ist das Board wesentlich schöner und robuster als das der Burschen. Selbiges müssen wir nämlich nach 2 Versuchen schon wieder reparieren. Dafür hat es anscheinend eine bessere Form, denn siehe da, beim zweiten Versuch stehe ich auf den Wellen. Und wenn man das Board mal in der Höhe hat, ist das Ganze gar nicht so schwierig. Links rechts, hin her, ich spiele mich mit den Wellen. Das ist ja mal ein Spaß. Edwin begeistert schreit in die Sportreporterkamera. Ich könnte ewig weitermachen. Aber eine kleinste falsche Bewegung und die Strömung hat schon wieder gewonnen. Ich hänge wieder im Seil. Aber den Concurso dominando la gran puta hab ich bestanden.

Weiter gehts, jetzt ist der generelle Ehrgeiz geweckt, das Mädelsboard zu bezwingen. Mal abgesehn davon, dass sich das der Burschen ziemlich zerlegt. Das endet damit, dass einer das Board hält, während der_die andere versucht sich draufzustellen. Ergebnis der ganzen Sache: Ich im Seil hängend am Versuch aufzustehen und Talis das Surfboard haltend beim Versuch dabei nicht von der Strömung zu mitgerissen werden. Ich habe die Sportreportervideso nicht nicht gesehen, aber ich stell es mir ganz lustig vor. Schlussendlich lande ich samt Surfboard am Flussausstieg, wo die andere Schnur jetzt auch wieder tief genug hängt, dass man aus dem Fluss kommt.

Viel zu schnell geht der Surf- und Schwimmausflug auch schon wieder zu Ende: Talis muss um 12 in der Arbeit sein. Hophop. Ich fahre mit Edwin hinunter, den Weg durch die Schlaglöcher hinunter, denn ich jetzt schon so gut kenne. Die Kurven, die Bäume am Wegrand, ab und zu der Ausblick auf die Berge. Der Eingang zu Pacos Grundstück, bei dessen Anblick mich jedes Mal ein komisches Gefühl beschleicht. Edwin lässt das Moto rollen. Die Brücke, der Weg zum Mariposario, Mindo.

Und weil ich noch immer nicht genug von Armmuskeltraining habe, steht heute noch Tela an. Ud Talis ein Mittagessen bringen. Das ist sich nämlich nicht mehr ausgegangen vor lauter Surfen.

Und ich weiß schon, was ich gerne an meinen allerletzten Tagen in Mindo machen würde, Anfang September: Nochmal hier im Fluss surfen. Weil es einfach vieles vereint, was die Zeit hier für mich ausgemacht hat. Dummheiten, Abenteuer, Handwerk, Freundschaften und natürlich den Fluss und die Natur Mindos, die ich schmerzlich vermissen werde.

P.S. Ein Video von der Aktion kommt auch noch irgendwann. Aber zuerst müssen wir es schaffen uns gegenseitig die Videos freizugeben. Die Technik ist ein Hund.

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