Mädelswochenende weit weg

Ich war übers Wochenende bei Sonja in Cuenca. Wir hatten ein super nettes Wochenende mit Therme, brunchen, viel quatschen und shoppen. Und dafür bin ich 12 Stunden eine Strecke Bus gefahren und am Montag zu spät in die Arbeit gekommen. Ups. Was mir nicht so alles einfällt.

Ich bin letztens draufgekommen, dass von Quito ein Nachtbus nach Cuenca fährt. Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, die Stadt nochmal zu sehen. Aber weil ich gerade eh in Reiselaune bin und im letzten Monat das Motto “jetzt oder nicht mehr”  heißt, begebe ich mich halt auf diese zugegebenermaßen ein bisschen verrückte Reise.

Das Abenteuer startet schon in Mindo. Da fährt nämlich kein Bus mehr, weil sie die Fahrpläne geändert haben und ich das nicht mitbekommen hab. Also per Moto zum Y, das fährt sogar, wenn man Benzin einfüllt. Dort will mich der Bus aber auch nicht mitnehmen. Ich stehe also an der Straße und versuche mein Glück. Irgendwann bleibt ein Lastwagen stehen. Ob ich mitfahren will? Bevor ich hier noch länger im Regen stehe und nicht wegkomme gerne. Außerdem entpuppt sich der Fahrer als nette Gesellschaft. Ich lerne, dass der LKW 18 Gänge hat, er hauptsächlich Essen transportiert und genauso ein Faible für bunte Lichter hat wie alle LKW-Fahrer und Busfahrer hier. Der Fahrtwind weht am offenen Fenster vorbei, wir quatschen über den Paro und die verschiedenen Landschaften Ecuadors, während wir uns nach und nach Quito nähern.

Dort erwische ich gerade noch den Bus und schaffe es auch noch, ein Bild für Sonja abzuholen. Im Bus richte ich mich und meinen Rucksack irgendwie bequem und halbwegs sicher ein und versuche zu schlafen. Das erweist sich als etwas schwierig, weil der Bus gefühlt alle 200m stehen bleibt. Irgendwann, dann doch um Halbschlaf, spüre ich etwas auf meinem Oberschenkel und denke schon an meine Katze. Als mein Hirn dann aber wach genug ist, um sich zu erinnern, dass die aber in Mindo ist, mache ich die Augen auf. Soweit weg von Katze ist das gar nicht: Meine Sitznachbarin hat einen süßen kleinen Babyhund, der einfach mal meinen Schoß auch eingenommen hat. Darf er gern, ich schlafe weiter. Als ich das nächste Mal aufwache, ist der Babyhund weg, dafür will der Schaffner, dass ich meinen Rucksack woanders hinstelle. Auf den Boden, nicht auf den Schoß. Das geht im Stundentakt so weiter, mal auf den Boden, dann auf die Gepäckablage, am liebsten überhaupt unten rein. Der liebe Herr kann sich nicht entscheiden. Aber er hat nicht mit einer grantigen Julia gerechnet, die nicht sehr kooperativ ist, wenn man sie im Stundentakt wegen solchen Dummheiten aufweckt. Der Rucksack bleibt also wo er ist und ich verstehe halt kein Spanisch und will weiterschlafen. Ruhe ist. Irgendwann ist dann der Babyhund auch wieder da und die Sitznachbarin fast so grantig wie ich, weil der Herr Schaffner nicht nur Rucksäcken, sondern auch manchen Fahrgästen nach Lust und Laune im Stundentakt einen neuen Platz befiehlt. Was das soll versteht bis zum Schluss keiner. Der Babyhund schläft aber nun wieder brav zwischen uns und ist einfach süß.

Gegen 7 Uhr morgens komme ich in Cuenca an und Sonja ist beim Empfang fast noch verschlafener als ich. Wir gehen kurzerhand nochmal ins Bett. Später schaue ich zum Flohmarkt des Frauenhauses in Cuenca, deren Kontakt mir Geral gegeben hat. Marlene, die Leiterin, freut sich über Besuch aus Österreich, weil auch die Gründerin des Hauses aus Österreich war. Sie erzählt mir von ihrer Arbeit und dem Haus, dessen Geschichte und vielem mehr.

Zurück bei Sonja brunchen wir ausgiebig. Es gibt Schwarzbrot. SCHWARZBROT!!. Die Kluft Wien- Cuenca ist nicht ganz so groß wie Wien – Mindo. Auch deswegen genieße ich das Wochenende mit Stadtfeeling sehr. Neben viel Freude über das Brot richte ich eine ordentliche Sauerei mit dem Waffeleisen an, aber dafür gibts dann auch Waffeln.

Irgendwann nach sehr viel chillen schaffen wirs zu unserem eigentlichen Ziel: einer kleine Therme. Und dort…. chillen wir einfach weiter. Sehr sexy mit geborgten Bademänteln und den obligatorischen Badekappen. Wir probieren nacheinander das Thermalbecken, den Wechsel zwischen kalten und heißen Becken, das Dampfbad, die Sauna… und besonders lustig finden wir ja diese Dampfbad-Kisten aus Holz, bei denen nur der Kopf rausguckt. Es gibt dafür sicher einen Namen, aber so Thermenprofi bin ich auch wieder nicht. Der Tag vergeht jedenfalls schnell zwischen warmem Wasser und guten Gesprächen. Und Cuenca zeigt sich von einer so sonnigen Seite, dass sogar Sonja beeindruckt ist.

Sehr müde gehts wieder zurück in Sonjas WG. Aus dem fast kaiserlichen Wohnzimmer (Cuenca hat nicht nur äußerlich was von Wien) bestellen wir Pizza. Weil wir können. Lieferdienste gibts hier nämlich auch. Das Stadtleben. Nur ist Pizza hier genauso teuer wie in Mindo. Aber Gönnung. Der Abend endet am Balkon auf die Lichter von Cuenca blickend. Wir quatschen über internationale Entwicklung und die Welt, Freiwilligeneinsätze und unsere geplante Reise nach Peru. Darauf freue ich mich schon.

Am nächsten Tag quäle ich mich aus dem Bett, wir wollen wieder brunchen gehen. Zuerst aber gehts daran einen Buchladen zu suchen, weil ich einen Reiseführer über Peru auftreiben will. In einer Sache ist Cuenca Wien aber dann doch auch sehr nah: Sonntagsöffnungszeiten. die haben wir nicht ganz bedacht, weil in Ecuador normalerweise immer alles offen hat. Wir rennen also von einem Buchladen zum nächsten, nur um zu erfahren, dass der auch zu hat. Etwas frustriert shoppen wir nach dem Brunchen also den halben Souvenirmarkt leer, für die Lieben daheim. Auf den Turm der Kathedrale komme ich wieder nicht rauf, denn er hat auch zu. Genauso wie letztes Mal in Cuenca. Er wird wohl in die Annalen eingehen, als der Turm, der immer zu hat. Dafür gibts einen guten Blick über die Stadt von der Terrasse eines fancy Hotels.

Dann fahre ich mit der Straßenbahn (Bim Bim) zum Terminal um irgendwie meine Rückreise zu organisieren, was sich als nicht ganz einfach gestaltet. Dann unternehme ich noch einen letzten Versuch, einen Reiseführer aufzutreiben, in einem Einkaufszentrum. Der Laden hat zwar offen, aber keine Reiseführer. Naja, ich kann zumindest behaupten, ich hätte alles ersucht. Der einzige Ort, an dem sonntags Reiseführer aufzutreiben sind ist wohl Quito. Also werde ich irgendwie dorthin müssen.

Später treffen wir Carmen, die Freiwilligen-Betreuerin von David und Sonja, auf einen Cappuccino. Sie ist eine wirklich herzige Person. Dann gehts auch schon Richtung Abreise. Von David kommt derweil die Nachricht, dass er es fast auf den Gipfel des Chimborazo geschafft hat und auch lebendig wieder runter. Das freut uns sehr. Um sich noch mit uns zu treffen ist er aber doch zu tot. Man sieht sich in Wien.

Die Rückfahrt ist.. naja lang und etwas nervig. Diesmal ohne Babyhund und nervigem Schaffner, dafür mit Spiderman. Ich weiß nicht, warum in ecuadorianischen Bussen immer Filme laufen. Untertags ist das schon nervig. In der Nacht grenzt es an Folter. Daran kann auch Sonjas Alpakadecke und der Polster nicht viel ändern. Aber irgendwann ist dann doch die Nacht aus und der Bus in Quito. Etwas später als erwartet aber punktgenau zur Teambesprechung marschiere ich in SALEM ein, werfe den Rucksack in die Ecke und fange an zu arbeiten. Müde? Gar nicht. Aber schon sehr dankbar, als mein Lieblingskollege am Nachmittag meint, er schafft die Kindergruppe heute auch allein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert