Es geht dem Ende zu und die Woche ist voll. Mit den Kids für die Präsentation proben, ein bisschen gegen seinen Willen Jonas Geburtstag feiern und noch zwischendurch kurz Freunde sehen. Ich schlafe echt nicht viel gerade. Und Fotos gibts nicht viele, weil mein Handy sich neuerdings weigert Fotos zu machen und abstürzt. Aber mit perfektem Timing hat mit Jonas eines von zu Hause mitgebracht.
Montag früh komme ich gar nicht verschlafen aus Cuenca an. So verschlafen, dass nicht mal jemand was sagt, dass ich zu spät bin, sondern mich nur ein bisschen auslachen. Habe auch Donna als Substitut in der Küche organisiert. Naja, der Rest des Montags wird dann mit schlafen verbracht. Und umziehen. Mein neues Zuhause ist eine Viertelstunde von SALEM entfernt und einmal übern Fluss: Das Haus von Sulema. Sie hat ein Zimmer frei und nimmt mich auf. Ich liebe SALEM zwar immer noch, aber nach 11 Monaten hier habe ich das dringende Bedürfnis nach mehr Privatsphäre und nicht mehr in meiner Arbeit zu wohnen. Und die WG ist auch nicht mehr was, was sie mal war. Die einzige, der das heftig gegen den Strich geht, ist die kleine Katze, die jetzt eben nicht mehr in meinem Bett schlafen kann. Sie es sehr beleidigt. Ich vermisse sie ja auch.
Mit den Kids proben wir weiter fleißig für die Abschlusspräsentation nächste Woche und es läuft schon sehr gut. Wenn denn die Kinder wollen. Wenn sie nicht wollen, dann nicht. Dann rennen wir im 5 Minuten-Takt Sule holen um Kinder von Bäumen zu klauben, in den Musikraum zu bringen oder unter dem Regal hervor zu bekommen. Allerdings hilft manchmal schon die Androhung des Sule-Holens. Die Erklärung einer weisen Kollegin für das ganze Chaos: Es ist Mittwoch.
Ich merke mittlerweile schon, dass ich nicht mehr so viele Nerven für die Kinder habe wie am Anfang. Ich bin müde und mit dem Kopf schon halb daheim. Umso mehr genieße ich aber Momente, wo es funktioniert, wir gemeinsam singen und tanzen und Spaß haben. Denn die gibt es immer noch.
Nach der Arbeit haben wir eine Überraschungsparty für Jonas organisiert. Der hatte nämlich Geburtstag und wollte parout nicht gefeiert werden. Dann eben ohne sein Einverständnis. Silvana hat die Aufgabe, Jonas irgendwie in den Zaguan zu bringen. Wir haben uns dort versteckt und dem Team sogar “Zum Geburtstag viel Glück” auf Deutsch beigebracht. Das gefällt ihnen so gut, dass wir ungefähr 5x singen. Ein wenig zum Missfallen von Jonas, der das alles immer noch nicht feierwürdig findet. Aber ein bisschen gefreut hat er sich schon. Jedenfalls sitzen wir noch lang in lustiger Runde beisammen. Später besuche ich Edwin in der Apotheke, der dort gerade gefühlt Tag und Nacht arbeitet, weil sein Chef gekündigt hat und er jetzt der einzige Angestellte ist. Also arbeitet er von 7:00 morgens bis 10:00 abends. 7 Tage die Woche. Und freut sich natürlich über Besuch. Aber ich hoffe für ihn, diese Verrücktheit hat bald ein Ende.
Den Großteil meiner Freizeit verbringe ich weiter mit meinem Blog und meiner Radiosendung und ein bisschen Tela. Faad wird mit nicht. Zwischendurch geht sich auch mal wieder ein Spaziergang mit Felix aus. Auch da merkt man, dass die Gedanken schon nach Hause gehen. Wir reflektieren gemeinsam, erinnern uns an viel Blödsinn, den wir angestellt haben in dem Jahr und Lachen. Das Lachen tut gut, es ist manchmal ein bisschen Mangelware in letzter Zeit. Als wir dann noch Edwin auf der Straße treffen wecken wir vor lauter Lachen wohl fast das ganze Dorf auf. Wisst ihr noch? Die Siegerehrung unseres Dummheitenwettbewerbs muss auch noch stattfinden. Abgesehen davon sollten wir darüber noch ein Buch schreiben, das dann niemand lesen darf.
Der Freitag beginnt mit akuter Personalnot. Blake ist weg, ein paar Kolleg_innen sind krank. Corona geht wieder mal um und ich hoffe wirklich, dass mir das nicht noch die letzten Wochen hier versaut. Erst der Paro und dann das. Irgendwie ist es verhext.
Dann skypen wir mit den neuen Volos, die Ende August nach SALEM kommen werden. Wie beschreibt man jetzt, möglichst objektiv und hilfreich unsere Arbeit und den Alltag in Mindo? Wir überschütten sie mit Redeschwällen und ich hoffe sie sind nicht verschreckt. Ich erinnere mich noch gut, wie wir genauso erwartungsvoll vor den Laptops gesessen sind, unsicher was auf uns zu kommen. Jetzt sind wir das Gegenteil von unsicher. Und das lässt mich immer an diese Situation denken, wo wir zu dritt in Jonas Büro gestürmt sind um ihm zu erklären, dass er Edwin unbedingt Urlaub geben muss um mit uns an den Strand zu fahren. Wir haben schon viel gemacht. Aber um es mit unheilig zu sagen, es ist Zeit zu gehen.
Auch dem Foto sehr ihr übrigens die Taube, die bei unseren Hühner lebt und glaubt sie ist ein Huhn. Ich glaube, sie hat gestern sogar ein Ei gelegt. Und die Hühner haben jetzt auch eine Alarmanlage. Hoffentlich werden sie jetzt endlich nicht mehr geklaut. Dummerweise können sie die aber auch selber auslösen, was ein bisschen zu Lärmbelästigung während Webmingo führt. Aber die Fernbedienung funktioniert auch vom Balkon der Oficina aus. Ein Glück. Ein bisschen verrückt ist unser kleiner SALEM-Zoo ja schon.