Die Woche war schön, mit vielen Reflexionen und den Intentionen alles abzuschließen. In der Arbeit und privat. Das wollten wir noch machen und das. Was machen wir? Improvisieren, wie immer.
Küchengespräche und Sinfonieorchester
Neuerdings werden tiefsinnige Gespräche in der Küche geführt. Wo man natürlich immer noch nicht auf den Tischen sitzen darf. Ich bin froh, dass Felix jetzt wieder da ist, um gemeinsam zu reflektieren. So ein Abschied macht nämlich schon viele Gedanken. Am Nachmittag ist das sinfonische Orchester von Quito hier zu Gast, begleitet vom neuen Panflötenorchester des Bezirks. Das Orchester ist sowohl von Besetzung als auch Niveau sehr beeindruckend. Mindo ist allerdings nicht so beeindruckt. Die Leute schon, aber Hunde und Kinder springen einfach zwischen rum, wie immer. Ein Bild für Götter, das Profiorchester auf unserem Sportplatz, der verregneten Berge im Hintergrund, Hunde und Kinder davor.
Glühwürmchen und Flüge
Mein vorletzter Küchendienst. Langsam kann ich die Küche genauso wenig sehen wie die Kinder. Was nicht an Fernanda liegt. Am Nachmittag lädt das Psychologie-Team von SALEM zum Abschlussgespräch. Das ist schön, aber sehr intensiv. Deswegen brauche ich danach auch einfach einen langen Spaziergang. Mit Glühwürmchen, Schokomilch und einem Abschluss mit Katze am Dach. Am Abend versuche ich noch vergeblich meine Flüge für Peru zu buchen. Da nutzen mir aber auch alle meine Bankkarten nichts, dann die Website akzeptiere keine davon. Papa anrufen nutzt dank Zeitverschiebung auch nix, weil der schläft. Ich überlege schon, ob nicht tagelang mit dem Busfahren sinnvoller ist, als tagelang genervt zu versuchen einen Flug zu buchen.
Viele Wege führen durch Mindo
Am nächsten Tag klappt das Flugbuchen dann doch, nachdem mir mein Papa so ca 10 Mal seine Kreditkartendaten durchgeben muss. Warum ich überhaupt eigene Karten habe, frag ich mich. In der Arbeit flowt es dahin, am Nachmittag machen wir Tela. Und ich schaffe es tatsächlich zum ersten Mal, mich zum ersten Mal ganz oben auf dem Tuch kopfüber zu hängen. Zwar nicht ganz so, wie man eigentlich sollte, aber die Endposition stimmt irgendwie.
Am Abend marschiere ich durch Mindo. Ich muss ein bisschen gehen, immer und immer dieselben Wegen entlang. So viele gibt es nicht. Dazwischen schaue ich mit Keksen in der Farmacia vorbei, treffe Edgar zweimal und spaziere die Hauptstraße entlang. Der etwas undurchsichtige Einbahnsystem, das laut Einheimischen nach 9 am Abend nicht mehr gilt. Die Mindo-Buchstaben vor dem Park, vor denen die Touris immer Fotos machen. Das Fußballstadion. Der Fluss. Immer dieselben Wege, die ich in den letzten Monaten so oft gegangen bin. Meist im Dunkeln, weil es verlässlich um 18:30 finster wird. So auch heute. Aber die Wege sind da und die Leute auch. Man trifft sich immer wieder, irgendwo auf den ganzen Dorfwegen.
Hühner schenkt mir ein Foto
Von einem fällt mir der Abschied auch schwer: Meinen Gummistiefeln. Deswegen ziehe ich sie heute noch einmal an und spaziere los, am Fluss entlang den Berg hinauf, durch den Wald. An Bambusbäumen vorbei, durchs Wasser, über eine Wiese, über die Brücke. Ich sitze am Fluss und denke nach. Eine Ameise beißt in meinen Arsch. In Wien hab ich auch so einen Lieblingsplatz am Fluss. Ob er noch da ist?
Dann gibts noch ein Fotoshooting. Wir wollen Jonas zum Abschied ein Foto von uns und den Hühnern schenken. Und lustige Fotos für Webmingo brauchen wir auch noch. Und so finden wir uns mit den Laptops im Hühnerstall wieder. Tefa bricht halb ab beim Fotografieren. Und wenig später kopfüber am Tela, ebenfalls mit Laptop. Den Abschluss bieten die Katzen, die aber heut irgendwie kein Bock auf Foto haben. Dann eben nicht.
Bei Kaffee und Kuchen gibts Abschlussgespräch mit Jonas. Danach sitzen Eva, Felix und ich noch lang beisammen. Und beschließen, das Ganze am Abend bei Bier fortzusetzen. Irgendwie sind wir gerade schon ein cooles Trio.
Ginger Beer, Zwiebel und ein Edwin
Der Donnerstag beginnt mit Home Office in Sules Haus. Mit dem Gedanken, dass ich dort mehr weiterbekomme als in SALEM. Funktioniert so semi. Zum Mittagessen gehts dann doch nach SALEM und danach zu Rossy massieren. Mein Abschlussgeschenk an mich, weil ich in letzter Zeit so gestresst rumrenne und außerdem auch nochmal Rossy unterstützen möchte. Sie ist auch wirklich gut in dem, was sie tut.
“Wie lange brauchen wir, um die Laptops zu holen und in den Quetzal zu gehen?” Das ist die heutige Frage bei Webmingo. Edwin und ich mit dem Moto nicht so lange wie alle anderen. Er kann heute seit langem mal wieder ein paar Stunden früher aus der Apotheke gehen und ich freue mich sehr. Ich kenne ihn schon gar nicht mehr ohne das Apothekerhemd und die Maske und Arbeitsplan von 7-22 Uhr. Und weil sich alle so freuen wird er gleich kollektiv gemobbt. Im Quetzal gibts Internet und Steckdosen. Aber auch Ginger Beer. Ersteres ist förderlich für die Arbeit, letzteres nicht ganz so. Aber nachdem die Zeit, die wir so gemeinsam am Tisch sitzen können, jetzt zu Ende geht, sehen wir das nicht ganz so eng. Und lustig ist es auch.
Später enden wir fast so, wie wir angefangen haben: Felix, Edwin und ich beim Abendessen. Es gibt Empanadas statt wie damals Papipollo. Und ein bisschen Melancholie und Tatendrang. Irgendwie schließt sich der Kreis langsam. Wir blödeln herum wie früher und Edwin kann vielleicht die letzten zwei Tage, die wir in Mindo verbringen, freinehmen. Das würde mich wirklich freuen. Noch ein paar Abschlussabenteuer. Ob uns die nach Tonsupa führen oder doch auf das ehemalige Grundstück von Paco, ist noch nicht klar. Klar ist, dass es schön wird. Und wir heulen werden. Weils schön war.
Viel später finde ich mich mal wieder Döner-singend auf Edwins Motorrad wieder. Er bringt mich heim, nachdem wir uns heute zum dritten mal getroffen haben. Mindo ist eben so ein Dorf, dass das ständig passiert. Man verabschiedet sich, um sich eine halbe Stunde später irgendwie wieder zu treffen. Edwin gast an, ich halte mich fest und der Fahrtwind wird stärker. Irgendwann haben wir dann alle Zwiebel auf dem Kopf und sind in SALEM.
Katzen, gechilltes Arbeiten und Partystress
Ein Geburtstagskuchen von gestern ist über geblieben. Aber er ist angefressen. Menschlich, nicht katzisch. Wer war denn das schon wieder, wird in der Whatsappgruppe gefragt. Ich frage mich eher, ob es sehr auffallen würde, wenn der Kuchen verschwindet und am Abend bei unserer Feier wieder auftaucht?
Die Katzen streiten wieder unterm Tisch. Das ist zwar eigentlich nicht das Thema der Reunión, aber es wird die Idee geboren, eine der Katzen zu meinen Ehren Julia zu nennen. Die schlimmste von allen. Und der Kater, der manchmal kommt und sich nicht fangen lässt sollte dann wohl Felix heißen. Na das wird was.