Heute scheint wieder die Sonne. Auch bei mir im Kopf. Gestern hats geregnet. Auch bei mir im Kopf. Es gibt einfach so Tage, da steht man mit dem falschen Fuß auf und es wird den ganzen Tag nicht besser. Dass die Katze in mein Zimmer gekackt hat, hebt die Stimmung dann auch nicht unbedingt. Yoga zur Entspannung? Hat auch auch nicht geholfen. Und als dann nicht mal Kaffee und gute Musik was gebracht haben, hab ich den Tag einfach Tag sein lassen. Es gibt solche Tage, da ist einfach mal grundlos alles doof. Passiert, daheim wie auch hier. Erst nach einem stundenlangen Telefonat mit meiner besten Freundin lichten sich die Gewitterwolken. Es ist 3 Uhr Früh ihrer Zeit, als wir auflegen, aber es ist nicht mehr alles doof.
Und heute scheint wieder die Sonne. Ich versuche, das Hühnergehege zu reparieren, weil die Hühner langsam eine große Gartenparty machen, anstatt im Käfig zu bleiben und sich bis in die Gruppenräume vorwagen. Der Versuch ist nicht ganz erfolgsgekrönt, die Küken kommen immer noch durch. Müssen wir uns was anderes überlegen. Oder einfach warten, bis sie größer werden. Ein anderes tierisches Problem gibt es auch noch: In unsere Küche haben sich so an die 50 Bienen verirrt, die beschlossen haben dort zu sterben über Nacht. Obwohl wir eh alle Fenster und Türen aufgemacht haben. Und es kommen immer mehr und fliegen und sitzen überall herum. Wir sind etwas ratlos, Biolog_innen vor, die erklären können was das soll.
Dann helfe ich Felix, der gerade eine Waage bastelt, mit der man Gleichungen besser erklären und üben kann. Cooles Ding. Edwins kleine Schwester ist heute auch dabei und hilft. Sie ist übrigens der Meinung, dass ich ja gar kein gescheites Spanisch kann, wenn ich den Slang von hier nicht benutze. Deswegen bringt sie mir jetzt Wörter bei. Den Anfang macht “huevón”, was einfach Kumpel bedeuten, oder auch ein Schimpfwort sein kann. Praktisch.
Abends steht ein Typ im Hof und will irgendeine Lieferung abgeben. Das passiert hier ständig, ob beim Frühstück, beim telefonieren, während dem Duschen, oder halt während der abendlichen Freizeit. Der meistgesagte spanische Satz ist “Jonas ist nicht da.” Der hilft oft, heute nicht. Aber weil ich für den Lieferungstypen schon rausgegangen bin, bekomm ich auch den wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen, der sich nur bedingt mit der Handykamera einfangen lässt. Später drehen wir eine Rund durch Mindo und probieren uns durchs Streetfood. Davon gibts hier genug und da kanns sogar mal passieren, dass ich als eingefleischte Vegetarierin (haha) meine Prinzipien über Bord werfe, weil ich jetzt diese Wurst probieren muss. Tja. Dazu gibts frisches Steinofenbrot, das Jonas vorhin geschenkt bekommen hat. Und wenn wir schon bei Brot sind, wird auch gleich der Steckerlbrot-Teig für morgen zusammengerührt, wir sind nämlich zum campen eingeladen. Wie wir bei dem nassen Holz ein Lagerfeuer hinbekommen wird sich weisen, aber ich werde berichten.
Drüben spielt Felix wieder herzzerreißend Weihnachtslieder auf der Mundharmonika. Da kann ich nicht widerstehen mir aus dem Musikzimmer eine Blockflöte auszuborgen. Bis Weihnachten können wir dann “Stille Nacht” und “Oh du Fröhliche” zweistimmig. Aber weil noch nicht ganz Weihnachten ist, widme ich mich jetzt wieder meiner Musical-Gala im ORF. Das Raimund Theater in Wien ist nämlich wieder eröffnet und ich hole mir zumindest digitale Musicalvibes. Auch wenn man dafür mit der VPN ein wenig tricksen muss, aber psst.
Hallo liebe Julia,
Zu allererst möchte ich dir sagen: Gewitterwolken ziehen vorbei. Großtante Roswitha weiß das, hat ja schon einige Jahre auf dem Buckel. Und danach ist der Regenbogen irgendwie ein schönes Geschenk, was meinst du?
Und dann muss ich noch los werden, dass es fast schon ein bisschen gemein ist, wenn du immer so viel vom Dorf und Salem beschreibst und wir das alles nicht wirklich SEHEN können. Das klingt so schön und abenteuerlich, da bekommt mensch gleich Fernweh. Also probier dich quer durch die Kulinarik, Vegetarierin kannst du noch viele Jahre sein!
Liebste Grüße aus Wien und ich schick dir ganz viel Sonnenschein,
Roswitha