Warum der Internationale Tag gegen Frauengewalt am 25. November wichtig ist.
In Ecuador gab es dieses Jahr Stand Mitte November 172 Femizide, in Österreich zählen wir heute den 29. Wer jetzt möchte, kann mit Bevölkerungszahlen herumrechnen und die beiden Länder vergleichen. Das ist aber gar nicht mein Ziel. Fakt ist, dass jeder einzelne dieser Femizide zu viel ist.
Femizid, der: von privaten und öffentlichen Akteuren begangene oder tolerierte Tötung von Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechts
Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen
Der Tag gegen Gewalt an Frauen reicht aber weiter. Femizide sind die extremsten und schlimmste Form von Gewalt, die aufhören muss, das ist klar. Aber Gewalt ist auch körperlich. Manchmal ist sie unsichtbar in Form von festgefahrenen Rollenmustern und daraus resultierenden Annahmen. Vor allem ist Gewalt aber auch verbal. Und die passiert laufend und manchmal wenn frau es am wenigsten erwartet. Gestern zum Beispiel. Als mir einer der Jungs in der Sachen gesagt hat, die ich von 12-Jährigen Jungs nicht hören möchte. Dann hat er sich gewundert, dass ich ohne ein weiteres Wort Felix zu Hilfe geholt hab und ihn rausgeschmissen hab. Und dass meine Chefin am Nachmittag seine Mutter zum Gespräch geladen hat. Mittlerweile habe ich einen Entschuldigungsbrief bekommen und die Welt ist wieder ziemlich in Ordnung, aber der bittere Nachgeschmack bleibt.
Es gibt Grenzen. Dass die nicht alle verstehen zeigt aber auch die Tatsache, dass sich öfter mal fremde Männer dazu hingerissen sehen, mir auf offener Straße, im Bus oder sonst wo auszurichten, wie schön ich denn bin. Und das Möchtegernkompliment ruft jedes Mal wieder ein sehr ungutes Gefühl hervor. Aber bevor jetzt alle anfangen über Ecuador zu schimpfen – mir sind in Österreich schon genau dieselben Sachen passiert – im sozialen Umfeld, auf der Straße, in der Öffentlichkeit.
Und um auf genau so etwas aufmerksam zu machen, sind wir heute auf die Straße gegangen. Mit den Kindern, mit der Frauenbewegung vom Dorf und mit allen die sonst noch so wollten. Irgendwie ist die Protestkultur hier eine andere als in Österreich. Ganz selbstverständlich gehen wir mit allen Kindergruppen auf den Marsch, SALEM selbst positioniert sich sowieso eindeutig gegen Gewalt. Und während in Wien Protestierende oft als linke grüne Hippies abgestempelt werden, ist es hier – zumindest im Umfeld von SALEM ganz normal eine Aktion für diesen Tag zu planen, Plakate zu malen und mit den Kinder darüber zu reden. Das vor allem: Darüber reden. Denn wenn das Thema Gewalt gegen Frauen tabuisiert und angstbehaftet bleibt, wird sich nichts daran ändern. Aber wenn wir alle gemeinsam, Frauen*, Männer* und Kinder darüber reden und dagegen ankämpfen, dann schaffen wirs vielleicht irgendwann eine gemeinsame, zivilgesellschaftliche Lösung zu finden. Ni una menos, vivas nos queremos. Kampfrede Ende.
Und weil Gewalt gegen Frauen nicht nur ein Frauenproblem ist, möchte ich euch diesen Text von Felix ans Herz legen. Er hat ein paar Wünsche an die Männlichkeit formuliert, die ich vollkommen unterschreibe.