Die Jagd nach der Kakaofrucht

Montag, Abschiedstag. Ich fahre mit Vanessa nach Quito, dort treffen wir Jeremia. Am Nachmittag geht der Flug, der die beiden wieder zurück ans andere Ende der Welt bringen soll. Ich hoffe die beiden kehren mit genauso vielen schönen Reisemomenten zurück wie ich sie da behalte. Und der Abschied – das muss ich zugeben – fällt mir auch nicht ganz leicht.

Aber bevor es dazu kommt müssen wir zuerst einmal nach Quito kommen und dort noch Kakaofrüchte jagen, für die Lieben daheim. Vanessa und ich stehen schwer auf. Wir haben beschlossen den Bus um 6:30 zu nehmen, um sicherzugehen dass wir rechtzeitig ankommen – allen Steinschlägen und Erdrutschen zum trotz. Aber gestern haben wir halt das gemacht, was wir basically die ganze Woche gemacht haben: Pyjamaparty. Bis 1 Uhr Früh gequatscht. Das beschreibt die Tage, die Vanessa noch in Mindo verbracht hat wirklich gut. Es fühlt sich ein bisschen an wie in Wien, wo wir auch meistens zwischen beiden Wohnungen hin und her gependelt sind und gekocht, gechillt und gequatscht haben. Dasselbe jetzt halt hier, zwischen meinem Zimmer und dem Comedor. Wir hätten auch hier noch ein ordentliches Ausflugsprogramm auf die Beine stellen können, es gibt genug zu erleben in Mindo. Aber irgendwie waren wir beide für chillen. Sonst haben Vanessa und Felix so Gefallen an den Brownies von Yumbos gefunden, dass wir sie sogar einmal am Abend extra rausgeklopft haben, ob wir nicht noch einen Brownie haben können. Und am nächsten Tag wieder. Die Yumbos-Leute lachen nur mehr. Außerdem hat Vanessa ein neues Tattoo und die Katzen überdimensional viele Streicheleinheiten. Und dann sind die paar Tage auch schon wieder schnell vorbei.

Die Busfahrt nach Quito verschlafen wir beide. Dort angekommen treffen wir Jeremia im Hostel, er ist aus dem Dschungel zurückgekommen und hat viel zu erzählen. Dann gehts zum Obstmarkt, allen daheim Früchte aus Ecuador mitbringen. Das einzige was wir dort nicht finden ist eine Kakao. Die gibts laut der Obstverkäuferin in ganz Quito nicht. Ich weiß aber, dass es welche gibt, von Felix und Eva. Wo genau wissen die beiden aber auch nicht. Ein bisschen ein Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Also zuerst noch ein bisschen Sightseeing, die Möchtegern-Gotik-Kathedrale in Quito haben die beiden noch nicht gesehen und von dort hat man einen superschönen und heute auch klaren Ausblick über die Stadt. Das Wetter ist warm. Viel mehr Sightseeing brauchts dann aber auch nicht, weil wir alle ko sind. Mittlerweile habe ich den Namen von einem Markt ausgekundschaftet, wos Kakaos geben soll. Also per Uber hin. Und wir landen schon bei den ersten beiden Marktständen Volltreffer: Die roten Bananen, die wir auf der Fahrt zur Küste gefunden haben. Und dann Kakaofrüchte. Fleißig wird eingekauft, da brauche ich für Felix und mich auch gleich was. Dann gehts auch schon zurück zum Hostel, wo wir die ganzen Früchte in einem nicht enden wollenden Packchaos in die Koffer und Rucksäcke verfrachten. Und falls die irgendwer aufmacht wird er sich fragen, was Jeremia und Vanessa mit so vielen Packungen Bananenchips vorhaben.

Jeremia fährt PCR-Testen und dann liefere ich die beiden beim Flughafenbus ab. Ein paar letzte Sachen übergeben, die in Mindo bleiben sollen, dann ein schneller Abschied, der Buschauffeur winkt schon.

Es war eine lange, superschöne Zeit. Es ist schon ok, dass der Besuch wieder fährt. Aber das kleine Fenster in meinem Kopf schließt sich wieder. Das Fenster, nach Österreich, das offen war die letzten Wochen, wo ich durchschauen konnte und wieder ein bisschen mitgelebt habe, mit den Leuten von daheim. Mit meiner besten Freundin, der ich nach so langer Zeit so viel zu erzählen hatte und sie mir auch. Es hat sich schon total normal angefühlt, dass sie da ist, jetzt ist sie wieder weg. Das Fenster, hat sich schon die letzten Tage stückchenweise geschlossen, jetzt ist es zu. Es ist aus Glas, wie das Display von meinem Handy, ich kann durchschauen. Aber ich kann nicht durchgreifen, umarmen, riechen, manchmal nicht einmal verstehen. Aber das war die letzten Monate Alltag, jetzt wird er es wieder werden. Und ich bin froh, dass es das Fenster gibt, dass es so lange offen war und so viele schöne Momente durchgegangen sind.

Jetzt geht es eben hier weiter, für mich, und im Flugzeug für die anderen. Ich verlasse den Busterminal und gehe ein Stückchen. Ich möchte eh noch eine Paketaufgabestelle und eine Bäckerei suchen. Die Gegend um Carcelén ist nicht unbedingt Quitos Vorzeigedistrikt. Viel Straße und karge Häuser. Die Paketstelle hat geschlossen, es ist Karneval. Dafür bekomme ich in der Bäckerei so etwas wie einen Faschingskrapfen.

Die Rückfahrt nach Mindo verschlafe ich, Felix holt mich vom Y ab. Wir werden watschelnass und die Gasflache vom Trockner ist leer. Die kleine Katze begrüßt mich beleidigt mauzend und hat den ganzen Tag Felix genervt. Alles wieder beim Alten, wie es scheint. Und heute Abend steht Party an, Karneval muss gefeiert werden. Da ist nicht alles beim Alten geblieben, in Mindo haben zwei neue Bars eröffnet während wir weg waren. Die müssen natürlich ausprobiert werden. Und weil die supernett sind, dauert die Feier auch ein bisschen länger. Meine Freund_innen von hier haben mich eh schon vermisst. Und als ich am Abend ins Bett falle, kommt mir der Vormittag schon weit weg vor. So weit, wie Vanessa und Jeremia mittlerweile sind, irgendwo über den Wolken über dem Atlantik.

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